Sechs Wochen Kampf für die Löhne im Peugeot-Citroen-Werk Aulnay

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Sechs Wochen Kampf für die Löhne im Peugeot-Citroen-Werk Aulnay
Mai 2007

Einleitung

Die Kraft der ArbeiterInnen: der Streik!

Diese Broschüre hat zum Ziel, den Streik zu erzählen, der im Peugeot-Citroen-Werk (PSA-Konzern) von Aulnay (in der Nähe von Paris) vom 28. Februar bis zum 10. April 2007 stattgefunden hat. Am Ende dieses Streiks sind die grundlegenden Forderungen der Arbeitenden nicht erfüllt worden - die Lohnerhöhung von 300 Euro, die Pensionierung aller Arbeitenden mit 55 Jahren und die Festeinstellung der Leiharbeiter. Die Drohung, den Streik auszudehnen, genügte nicht, die Familie Peugeot und ihre Diener zum Nachgeben zu zwingen.

Aber deswegen war dieser Streik noch lange kein Misserfolg: Ganz im Gegenteil, er bedeutet einen wichtigen moralischen Sieg, nicht nur für die Streikenden, die sechs Wochen durchgehalten haben, sondern vor allem, weit darüber hinaus, für alle Arbeiter, die keine Lust haben vor der Ausbeutung zu resignieren.

Seit zwanzig Jahren ist dies der erste Streik, der in einem großen Autounternehmen über die Frage der Gehälter ausbricht. Zwar hat es in den letzten Jahren mehrere Kämpfe auf einem eher defensiven Gebiet gegeben, gegen Entlassungsvorhaben oder gegen Angriffe der Unternehmer oder der Regierung. Aber diesmal ging der Angriff von den Arbeitern aus. Und das geschah in einer Periode, in der viele Arbeiter sich niedergeschlagen und durch die Arbeitslosigkeit und den Mangel an Perspektiven entmutigt fühlen; und in einem Unternehmen, das seit langem für seine Atmosphäre der Angst und seine Einschüchterungsmethoden berühmt ist.

Ja, der PSA-Streik, auch wenn er nicht gewonnen hat und obwohl er nur eine begrenzte Zahl von Arbeitern mobilisieren konnte, hat einen Symbolwert. Er hat dazu beigetragen, die wesentliche Forderung nach Lohnerhöhungen bekannt zu machen, und sie in weiten Kreisen zu verbreiten. Er hat, wir hoffen es, den Weg für die Zukunft vorgezeichnet, oder er ist, wie ein Streikender von Citroen gesagt hat, "ein Baum, der viele Früchte hervorbringen wird."

Mai 2007

Vorwort zur deutschen Fassung

Der Citroen-Streik hatte keine historische Wichtigkeit. Aber in Frankreich war es das erste Mal seit zwanzig Jahren, dass ein Streik in einem großen Automontagewerk nicht auf einem Abwehrgebiet ausbrach, sondern aufgrund einer Lohnfrage. Außerdem war es das erste Mal seit zwanzig Jahren, dass ein Streik von den Arbeitern selbst (durch ein Streikkomitee) geleitet wurde und nicht von den Gewerkschaftsfunktionären. Deshalb haben wir gedacht, es könnte für ausländische Genossen interessant sein, diese Broschüre zu übersetzen.

In der Gegend um Paris gibt es heute drei große Automobilmontagewerke: Citroen-Aulnay, Renault-Flins und Peugeot-Poissy. Unter ihnen ist Citroen seit langem ein sehr repressives Unternehmen. Zum Beispiel gehörte im Jahre 1968 das Citroen-Werk von Rennes (in der Bretagne), mit zu dieser Zeit ungefähr 12.000 Beschäftigten, zu den seltenen Großunternehmen, in denen überhaupt nicht gestreikt wurde. Und wenn das Pariser Werk, das während des Streiks von 1968 besetzt wurde, am Anfang der 70er Jahren von Paris nach Aulnay verlagert wurde, so nutzte man diese Gelegenheit um viele kämpferische Arbeiter zu feuern. Die Betriebsleitung setzte zahlreiche Spitzel ein und organisierte einen Schlägertrupp (Wächter, Chefs und Kader der Hausgewerkschaft) um die Gewerkschaftsaktivisten (besonders diejenigen der CGT) anzugreifen, wenn sie zum Beispiel versuchten, ein Flugblatt zu verteilen. Die Betriebsratswahlen wurden natürlich gefälscht. Man muss hinzufügen, dass die Kommunistische Partei (KPF) eine Verantwortung für diese Situation hatte. Aulnay liegt nämlich im Herz des "roten Gürtels" von Paris, mitten im Departement Seine-Saint-Denis, das noch heute von der KP regiert wird. Aber die KPF wollte nie ihre Tausende Aktivisten (in der Gemeinde selbst, in den benachbarten Betrieben) sowie die Bevölkerung mobilisieren, um den Aktivisten von Citroen zu helfen. Was Lutte Ouvrière (LO) betrifft, so wurden unsere eigenen Genossen in dieser Periode entlassen.

Nach der Wahl von Mitterrand zum Staatspräsidenten 1981 hofften zahlreiche Citroen-Arbeiter, dass die linke Regierung etwas für sie machen würde. Vergeblich. Der Zorn brach aus und zwei Streiks betrafen 1982 und 1984 Löhne sowie Arbeiterrechte. Diese Ausstände haben die Verächtlichkeit der Geschäftsleitung eine Zeit lang verschwinden lassen. Aber nach und nach konnte sie das verlorene Terrain zurückerobern. Dennoch konnte die CGT überleben ohne wieder in den Untergrund gehen zu müssen. Und LO konnte erneut bei Citroen Fuß fassen. So war die Lage der Arbeiteraktivisten in den Jahren vor dem Streik des Frühlings 2007.

Dezember 2007

 

Chronologie des Streiks

FEBRUAR

Mittwoch, den 28. Februar

Der Streik beginnt in der Spätschicht

Die Nachtschicht legt ebenfalls die Arbeit nieder

MÄRZ

Donnerstag, den 1. März

Auch in der Frühschicht wird gestreikt

Bildung des Streikkomitees

Freitag, den 2. März

400 bis 450 Streikenden beim Schichtbeginn

Gefco Survilliers legt die Arbeit nieder

Montag, den 5. März

Die Schichten werden aufgelöst und alle Streikenden finden sich zur Versammlung zusammen

Die Geschäftsführung zählt 400 Streikende

Besuch bei Gefco in Survilliers

Dienstag, den 6. März

Demonstration bei PSA Saint-Ouen

Donnerstag, den 8. März

Demonstration bei PSA Poissy - Zwei Arbeitsniederlegungen in Poissy

Die Streikenden führen einen Streikausweis ein

Freitag, den 9. März

Arbeitsniederlegungen bei PSA Sochaux

Einrichtung der Streikkasse

Montag, den 12. März

Demonstration vor der Präfektur in Bobigny

Arbeitsniederlegung im Werk von Mülhausen (Elsass)

Beginn der Unterstützungspetition im Werk von Aulnay - 1.200 Unterschriften von Nichtstreikenden in einem Tag

Dienstag, den 13. März

Demonstration vor dem Unternehmensitz von PSA in Paris

Mittwoch, den 14. März

Arbeitsniederlegungen bei PSA in Trémery und Rennes (erster Umzug in den Werkshallen seit Bestehen des Werks)

Freitag, den 16. März

Prozess gegen PSA vor dem Zivilgericht in Bobigny

Montag, den 19. März

Die Streikenden beschließen eine Demonstration in Paris

Die Geschäftsführung organisiert eine erste "Gesprächsrunde"

Dienstag, den 20. März

Der Präfekt des Departements Seine-Saint-Denis lädt die Geschäftsführung und die Vertreter der Streikenden vor

Mittwoch, den 21. März

Das Streikkomitee arbeitet ein "Aktionsprogramm in Richtung der Betriebe und der Bewohner des Departements Seine-Saint-Denis" aus

Die Geschäftsführung hat seit Beginn des Streiks 10.285 Fahrzeuge verloren, d.h. mehr als 160 Millionen Euro

Freitag, den 23. März

Arbeitsniederlegungen bei Sevelnord (Gemeinschaftsunternehmen von Fiat und PSA)

Die Streikenden demonstrieren in den Werkstätten von Magnetto (Presswerk)

Samstag, den 24. März

Demonstration in Paris - Tausend Teilnehmer

Die Spendensammlungen in der Fabrik haben bisher 5.639 Euro eingebracht

Montag, den 26. März

Das Gericht von Bobigny erlässt sein Urteil: PSA wird wegen "Verletzung der Arbeitsrechts" verurteilt

Demonstration vor dem Arbeitsministerium in Paris

Dienstag, den 27. März

Demonstration in der Stadt Aulnay-sous-Bois

Streik bei Lear (im Departement Oise), Lieferant von Autositzen für Aulnay, und bei Faurecia (im Departement Norden)

Mittwoch, den 28. März

Arbeitsniederlegung im Werk von Aulnay

500 Arbeiter im Ausstand bei Lajous (Departement Oise)

Die ersten Arbeiter von anderen Standorten von PSA kommen in Aulnay an

Freitag, den 30. März

Gemeinsame Demonstration von Citroen und Lear vor dem Firmentsitz von PSA

Samstag, den 31. März

Verhandlungen bei Lear und Lajous. Den Streikenden werden 45 Euro angeboten.

APRIL

Montag, den 2. April

Erste Auszahlung des Spendengeldes aus der Streikkasse: Die Streikenden erhalten zwischen 70 und 200 Euro je nach Anzahl der Streiktage

Treffen mit der Geschäftsführung, die ein paar Zugeständnisse macht

Streik bei Siedoubs-Faurecia (Doubs)

Mittwoch, den 4. April

Demonstration vor der Präfektur von Seine-Saint-Denis

Demonstration am Flughafen Roissy; insgesamt 1.000 Metallarbeiter demonstrieren

Wiederaufnahme der Arbeit bei Lear. Die Streikenden haben eine Lohnerhöhung von 47 Euro erreicht

Streik bei Sita (Müllabfuhr) in Pantin

Freitag, den 6. April

Arbeitsniederlegung im Werk von Aulnay

Riesiges Grillfest vor der Fabrik

Streik bei Clear Channel

Dienstag, den 10. April

Letzte Demonstration vor dem Unternehmensitz von PSA in Paris

Die Vollversammlung der Streikenden stimmt für die Aussetzung des Streiks

 

Beitrag von Philippe Julien

anlässlich der Wahlversammlung von Arlette Laguiller im Pariser Zenith-Saal am 15. April 2007

Am Mittwoch, den 11. April, haben wir nach sechs Wochen Streik (in der Citroen-Fabrik bei Aulnay) die Arbeit wieder aufgenommen. Wir haben es alle zusammen getan, indem wir in den Werkshallen demonstriert haben, mit hochgehaltenen Transparenten, auf denen unsere Forderungen standen: Lohnerhöhung von 300 Euro, Festeinstellung von 700 Leiharbeitern und Frührente für die 600 Arbeiter der Fabrik, die über 55 Jahre alt sind.

Ich muss ihnen sagen, dass wir mit erhobenem Haupt zurückgekehrt sind, stolz darauf, sechs Wochen lang den Konzern Peugeot-Citroen (PSA), einen der mächtigsten Privatbetriebe des Landes, in Schach gehalten zu haben. Stolz, 500 Streikende gewesen zu sein, die die Grundforderungen mit Nachdruck verteidigt haben, Forderungen, von denen wir wissen, dass sie auch jenen vieler Arbeiter dieses Landes entsprechen.

Eine unserer drei grundlegenden Forderungen ist die der Löhne. In der Aulnay-Fabrik haben wegen der Leiharbeit immer 30 % der Lohnabhängigen den Mindestlohn bezogen, was bedeutet, dass sogar mit den Zulagen - sofern die Leiharbeitsagenturen diese bezahlen - die Löhne kaum mehr als 1.000 Euro betragen. Für die eingestellten Jugendlichen beläuft sich der Lohn auf 1.200 Euro netto. Was die Geschäftsführung aber nicht daran hindert zu behaupten, der Mindestlohn läge bei 1.500 Euro netto. Das ist eine glatte Lüge.

Diese Lüge konnte natürlich bei den Arbeitern des Betriebes nicht durchgehen, sie diente hauptsächlich dazu, dem Unternehmen ein gutes Image zu verschaffen. Der PSA-Personalleiter konnte sogar in der Zeitung Le Monde eine Stellungnahme publizieren, in der er erklärte, dass PSA in Konkurs gehen müsste, sollte die Forderung von 300 Euro Lohnerhöhung gewährt werden. Aber Le Monde hütete sich, ihre Kolumnen den streikenden Lohnabhängigen zu öffnen.

Natürlich hätten wir antworten können, dass PSA in den letzten Jahren 9 Milliarden Nettogewinn angehäuft hat. PSA hat nämlich 2,5 Milliarden Euro nur dafür verwendet, seine eigenen Aktien zurückzukaufen und sie zu "vernichten", mit der Absicht, so ihren Preis zu steigern. Der Hauptgewinner dieser Operation ist die Familie Peugeot selbst. Ja, tatsächlich, PSA geht es sehr gut und dies seit mehr als zehn Jahren. Verkäufe und Umsatz erhöhen sich stetig.

Der Streik begann also spontan am 28. April, an einem Fließband der Montagehalle, als sich die Nachricht verbreitete, dass die Kollegen von Magnetto gewonnen hatten.

Magnetto ist ein Zulieferer, dem PSA das Presswerk der Fabrik verkauft hat. Die Arbeiter von Magnetto hatten von ihren niedrigen Löhnen und vom Druck, den sie ständig ertrugen, die Nase voll. Sie begannen zu streiken. Nach vier Tagen erhielten sie eine Lohnerhöhung von 128 Euro brutto, fünf zusätzliche Freitage (inklusive des so genannten "Solidaritätstages", den die Regierung nach der Hitzewelle im Jahr 2003 eingeführt hatte), die Umwandlung in unbefristete Arbeitsverträge von zehn der vierzig befristeten des Werks. Das hat bei Citroen Öl ins Feuer gegossen, weil eine deutliche Lohnerhöhung plötzlich möglich schien.

Zehn Arbeiter legten spontan die Arbeit nieder, nachdem sie das Flugblatt der CGT gelesen hatten, das sie darüber informierte, was die Arbeiter von Magnetto gerade erreicht hatten. Das Flugblatt wurde um 14 Uhr 30 verteilt und der Streik fing um 15 Uhr an!

Sehr schnell schlossen sich den zehn Arbeitern von Citroen andere an, so dass die Montagefließbänder um 18 Uhr stillstanden. Die Nachtschichtarbeiter folgten auch spontan, ohne dass das Fließband überhaupt angestellt wurde. Und am nächsten Tag trat ihrerseits die Frühschicht in den Streik ein. So standen alle Räder still.

Dieser Streik betraf im Wesentlichen die 3.000 Fertigungsarbeiter der Fabrik. Die Zahl der Streikenden betrug um die 500, aber wenn man diejenigen mitzählt, die nur einen Streiktag zu Beginn mitgemacht haben oder die zur Unterstützung an verschiedenen kurzen Arbeitsneiderlegungen in der Folge teilgenommen haben, kann man sagen, dass eintausend Arbeiter, wenn auch nur kurz, an der Aktion teilgenommen haben. Der Streik betraf zwar eine Minderheit, war aber trotzdem repräsentativ für die allgemeine große Unzufriedenheit. Zum ersten Mal in dieser Fabrik haben sich ca. 20 "Monitors" - Vorgesetzte, die den Vorarbeitern unterstehen - der Bewegung angeschlossen, sowie auch sechzig Leiharbeiter.

Sehr schnell hat sich der Streik gefestigt, zumal wir die Reflexe gleich wieder gefunden haben, die wir im März 2005 erworben hatten, als wir eine Woche lang gestreikt hatten. Ohne größere Schwierigkeiten wurde also die Entscheidung getroffen, den Rhythmus der drei Arbeitsschichten zu brechen, damit sich alle Streikenden tagsüber treffen, um einen einzigen gemeinsamen Streik führen zu können.

Wir haben ein Streikkomitee von ungefähr hundert Arbeitern gewählt, um den Streik zu leiten. So sind alle Entscheidungen während des Streiks in diesem Komitee diskutiert worden, das sich zwei Mal täglich mehr als eine Stunde versammelte. Das war eine richtige Ideenfabrik. Ein Arbeiter hat übrigens den Saal, wo sich das Komitee versammelte, als "Schule des Streiks" bezeichnet.

Die Vorschläge des Komitees wurden von der Vollversammlung angenommen, die sich nach jedem Treffen des Komitees versammelte.

Alles wurde diskutiert, von der kleinsten Entscheidung bis zur wichtigsten. Zum Beispiel, der von einem Arbeiter gemachte Vorschlag, einen "Streikausweis" auszugeben, der jeden Morgen von einer Stempelmaschine unter Verantwortung des Streikkomitees gelocht wird. 557 Ausweise wurden verteilt.

Wir gaben täglich eine "Zeitung des Streiks" heraus, von der 26 Nummern erschienen sind. Diese Zeitung war weit verbreitet, wurde viel gelesen und von der Mehrheit der Arbeiter, sogar von den Nichtstreikenden, sehr geschätzt. Sogar einer der Gerichtsvollzieher war so davon angetan, dass er uns Komplimente dazu machte. Schließlich haben wir diese Zeitung an alle Gewerkschaften aller PSA-Fabriken gemailt.

Durch das Streikkomitee wurde der Streik einheitlich organisiert und so konnten wir unmittelbar auf die Politik der Geschäftsführung antworten, die wirklich das ganze Antistreik-Arsenal genutzt hat, das man von der Chefetage kennt.

Viele, Streikende und Nichtstreikende, fanden, dass der Streik gut organisiert war und dass man auf die Provokationen der Führung nicht eingegangen war.

Der Leitung ist es allmählich gelungen, die Produktion wieder anlaufen zu lassen, mehr schlecht als recht, weil sich die Mehrheit der Facharbeiter und die anwesenden Leiharbeiter trotz der Zulagen, die die Werksleitung vorschlug, weigerten, die Streikenden zu ersetzen. Man hat sogar Chefs gesehen, die den Leiharbeitern 80 Euro in bar anboten, damit diese einen Postenwechsel akzeptieren.

Die Werksleitung musste einen Teil der Chefs zum Arbeiten zwingen und neue Leiharbeiter extra dafür einstellen. Wir haben einen Gegenangriff geführt, das Unternehmen wurde vom Gericht in Bobigny am 26. März verurteilt.

Die Firma hat dann Beschäftigte aus den anderen Werken des Konzerns rekrutiert. Viele haben aber abgelehnt, und diejenigen, die schließlich angenommen haben, bekamen eine Zulage von 700 Euro, zusätzlich zu den Übernachtungen und inklusive aller Kosten, aber unter der Bedingung, dass sie am Wochenende nicht nach Hause zurückkehren. Zu Recht! Die Geschäftsführung hatte Angst, dass die Arbeiter danach nicht mehr wiederkommen.

Das Ziel bestand hauptsächlich darin, den Stimmung und Zuversicht der Streikenden zu drücken, sie glauben zu lassen, dass alles normal liefe, dass der Streik keine Auswirkungen habe.

Das hat zu Diskussionen unter den streikenden Arbeitern geführt, und wir haben verstanden, dass das nichts Grundsätzliches ändere, so lange wir nur weiter streiken. Die Geschäftsführung hat dennoch 20.000 Autos verloren, was einem Umsatzverlust von etwa 300 Millionen Euro entspricht.

Während des ganzen Streiks hat die Werksleitung Hunderte Meister mobilisiert und in Fünfer-Gruppen organisiert, um die Streikenden dazu zu bringen, einen Fehler zu begehen und um sie dann anklagen zu können, die Fließbänder zu blockieren oder Schlägereien unter Streikenden und Nichtstreikenden, unter Streikenden und den Meistern, zu verursachen. Die Chefs wurden von Gerichtsvollziehern begleitet, die Protokolle machten. Die Geschäftsführung hat sechs von ihnen ganztägig eingestellt.

Wir diskutierten über das alles, und die Briefe mit Strafandrohungen, die wir bekamen, waren meistens lächerlich. Zum Beispiel hat einer der Streikenden einen solchen Brief bekommen, weil er in eine Trompete geblasen hatte! Es ist wahr, das Ohr eines Chefs war meistens nicht weit.

Uns wurde auch vorgeworfen, dass unser Streik politisch war. Dies wurde durch das Argument untermauert, der Streik sei von einem Streikkomitee geleitet!

Und die Geschäftsführung hat selbstverständlich die Besuche von Präsidentschaftskandidaten (Arlette Laguiller, Olivier Besancenot, dann Marie-George Buffet, José Bové) angegriffen. Sogar Ségolène Royal ist - ohne ihre blau-weiß-rote Fahne - gekommen, um streikende Arbeiter zu treffen.

Die Geschäftsführung hat auch mit der Schließung der Fabrik gedroht, sollte der Streik weitergehen.

Aber das alles konnte den Willen der Streikenden nicht brechen. Im Gegenteil, von Woche zu Woche verstärkte sich ihre Überzeugung. Jeden Montag hoffte die Werksleitung, eine Schwächung des Streiks feststellen zu können. Und aus diesem Grund lag es allen Streikenden am Herzen, am Montag möglichst zahlreich zu erscheinen!

Während des Streiks haben wir uns an alle Lohnabhängigen der Fabrik gewandt und sie gebeten, sich uns anzuschließen. Manche haben es gemacht. Und um die Akzeptanz des Streiks bei den anderen zu messen, haben wir sie gebeten, eine Petition zu unterzeichnen. Fast 1.300 Nichtstreikende haben sie unterschrieben. Dies zeigte klar die Beliebtheit unserer Bewegung. Sie haben auch an zwei Arbeitsniederlegungen zur Unterstützung des Streiks teilgenommen und haben, als Zeichen ihrer Solidarität, 6.000 Euro gespendet. Gestern noch haben uns einhundert von ihnen eine Karte für unser Solidaritätsfest abgekauft.

Aber wir haben uns ebenfalls an die Arbeitenden anderer Unternehmen gewandt.

Zuerst an diejenigen der PSA-Gruppe. Am zweiten Streiktag sind 150 von uns zu Gefco (ein Transportunternehmen von PSA) bei Survilliers gegangen, dessen Arbeiter ebenfalls für drei Wochen gestreikt haben.

Ein andermal sind wir zu 300 zur Citroen-Fabrik von Saint-Ouen gegangen, um ein Flugblatt zu verteilen. Die Werksleitung hatte die Arbeiter in der Fabrik eingeschlossen, es war daher nicht möglich, sie zu treffen. Nach wenigen Minuten hat sich jedoch plötzlich eine der Fabriktore geöffnet und das Verteilen von Flugblättern wurde zu einer Demonstration in der Fabrik.

Es gab außerdem 400 Streikende vor den Toren des Peugeot-Werkes bei Poissy, um ein Flugblatt zu verteilen und das Wort zu ergreifen. Wir wurden gut empfangen und konnten sogar eine Arbeitsniederlegung in der Fabrik auslösen.

Außer der PSA-Gruppe sind wir in ungefähr fünfzig Fabriken gegangen, zu Renault-Rueil und Renault-Guyancourt, zu Snecma-Villaroche und Snecma-Gennevilliers, in die Werkshallen der Französischen Staatsbahn und der RATP (Pariser Verkehrsbetriebe), in mehrere Finanzämter von Seine-Saint-Denis, zu Servair, Alstom, und nicht zuletzt haben wir viele Gemeindebedienstete mehrerer Städte getroffen. Unser Ziel bestand jedes Mal darin, unseren Streik bekannt zu machen, für unsere Forderungen zu werben und Geld zu sammeln. Freitag waren 130.000 Euro in der Kasse.

Aber die Solidarität beschränkte sich nicht auf die finanzielle Unterstützung.

In der PSA-Gruppe haben Arbeitsniederlegungen in fast allen Fabriken stattgefunden. Insgesamt haben diese Arbeitsniederlegungen mehr als eintausend Arbeiter versammelt. In der Fabrik von Trémery (bei Metz) gab es ebenfalls zum einen der allerersten Male eine Arbeitsniederlegung.

Und es gab auch Streiks für höhere Löhne bei Zulieferern der Automobilindustrie: Gefco in Survilliers, drei Wochen lang; vier Tage bei Lear in Lagny-le-Sec. Und da Lear die Sitze fertigt, die in der Fabrik von Aulnay in die Autos eingebaut werden, wurden Autos ohne Sitze montiert! Lajous, ein Zulieferer in der Nähe von Compiègne, verzeichnete zwei Streiktage. Sie haben 45 Euro erhalten. Dann auch noch Siedoubs, die die Sitze des Peugeot 307 für das Werk von Sochaux anfertigen.

Wir sind auch anderen, für die Löhne streikenden Arbeitern, begegnet, wie den Müllarbeitern von der Sita, mehrere unter ihnen haben uns gesagt: "Gerade heute Morgen haben wir noch von euch gesprochen. Euer Streik ist ein Beispiel." In der letzten Streikwoche haben wir bei dem Pariser Bahnhof Saint-Lazare mit den Streikenden von Clear Channel eine Rede organisiert und Flugblätter verteilt.

Wir haben sechs Wochen damit verbracht, für eine Lohnerhöhung von 300 Euro, die Einstellung von Leiharbeitern und den Ruhestand mit 55 Jahren zu werben.

Wir haben es aber nicht geschafft, die Geschäftsführung von unseren Forderungen zu überzeugen. Mit 500 Streikenden war das Machtverhältnis dafür zu unausgeglichen. Obwohl wir versucht haben, die anderen Arbeiter des Betriebes zu überzeugen, sich uns anzuschließen, und nachdem wir gesehen haben, dass dies so nicht funktioniert, haben nach und nach alle Streikenden das Ungleichgewicht dieses Machtverhältnisses in diesem Kampf eingesehen.

Wir haben jedoch niemals unsere Anfangsforderungen aufgegeben, weil uns diese Forderungen mehr als berechtigt, ja lebensnotwendig erschienen, und nicht nur für uns.

Dennoch hat die Geschäftsleitung in einigen Punkten nachgeben müssen, Punkte, die vielleicht unwichtig erscheinen können, aber die moralisch und materiell zählen.

Zuerst, was die Strafmaßnahmen und die Entlassungen betrifft, die sie gerne durchgeführt hätte. Ihre Gerichtsvollzieher, ihre ständigen Provokationen haben zu nichts geführt, da sich die Unternehmensleitung im Streikprotokoll verpflichten musste, auf Strafmaßnahmen zu verzichten.

Dann musste sie bei Forderungen nachgeben, die im Vergleich zu unseren grundlegenden Forderungen zweitrangig erschienen, aber die trotzdem Rückschritte für sie bedeuten. Wir konnten so eine Halbierung der Tarife des Bustransportes für alle durchsetzen, weiterhin die Verpflichtung, die Preise der Betriebskantine zu senken, sowie die Beschränkung der Tage im Jahr, an denen samstags verpflichtend gearbeitet werden muss und die Auszahlung der Samstage, die jetzt bezahlt werden anstatt auf Zeitsparkonten zu verschwinden.

Vier Streiktage wurden bezahlt.

Schließlich haben wir für die 4.500 Lohnabhängigen von PSA-Aulnay, ob Streikende oder nicht, eine Prämie von 125 Euro erhalten, die von der Führung als "Zulage des sozialen Zusammenhaltes" bezeichnet wurde!

Und das Tüpfelchen auf dem i: Da der Samstag der Wiederaufnahme der Arbeit einer der verpflichtenden Arbeitstage war, haben wir gegenüber der Werksleitung eingewandt, dass dies der Samstag war, an dem wir ab 14 Uhr ein Streikfest organisierten. Die Werksleitung war damit einverstanden, allen Arbeitern um 13 Uhr 30 freizugeben, eine Stunde früher, damit diejenigen, die es wollten, zu unserem Fest kommen konnten.

Aber jenseits der materiellen Gewinne gibt es vor allem einen moralischen Sieg, den uns niemand nehmen können wird.

Was durch diesen Streik gewonnen wurde, ist selbstverständlich die Würde, sich Respekt verschafft zu haben, aber vor allem, dass wir sechs Wochen lang intensive Verbindungen unter uns schaffen konnten, dass wir Seite an Seite in einem Kampf standen. Wir haben gelernt, uns zu organisieren. Das ist ein Versprechen für die Zukunft, für die zukünftigen Streiks, aber auch für den Alltag in der Fabrik. Das ist eine gemeinsame Kraft, mit der PSA wird rechnen müssen.

Kaum hatten wir die Arbeit wieder aufgenommen, da haben mehrere Arbeitsniederlegungen stattgefunden, als Antwort auf das Verhalten der Meister, das die Arbeiter für inakzeptabel hielten. Zum Beispiel hat sich der Chef der Gabelstaplerfahrer erlaubt, belegte Brötchen nur unter jenen Arbeitern zu verteilen, die nicht gestreikt hatten. Die Ex-Streikenden haben sofort die Arbeit niedergelegt, haben daraufhin die belegten Brötchen erhalten und haben sie dann gleich dem Chef zurückgeschickt!

Abschließend werde ich Ihnen einen Auszug der vorletzten Nummer unserer Streikzeitung vorlesen: "Die Kraft unseres Streiks besteht nicht darin, fähig zu sein, der Führung kurzfristig Zugeständnisse zu entreißen. Die Kraft unseres Streiks besteht im Echo, auf das sie bei immer zahlreicheren Lohnabhängigen, nicht nur in der PSA-Gruppe, sondern im ganzen Land stößt. Die Probleme, die wir ansprechen, der Löhne, der unsicheren Beschäftigung, der Renten, sind nicht nur die von Citroen-Aulnay, sie sind auch nicht nur jene von PSA. Es handelt sich um grundlegende Sorgen von Millionen Menschen in diesem Land. Jeden zusätzlichen Streiktag geben uns Tausende Leute Recht. Sie geben unseren Forderungen Recht, sie geben der Tatsache Recht, dass die Unternehmer durchaus die Mittel haben, sie zu bezahlen. Aber sie geben auch der Feststellung Recht, dass das einzige Mittel, diese Forderungen zu bekommen, der Streik ist!".

Und ich werde mit einer der Losungen schließen, die von den Streikenden skandiert wurden: "Heute sind wir da und morgen kämpfen wir weiter!"

 

Streik für die Löhne in der "Fabrik der Angst"

Das Citroen-Werk bei Aulnay ist die wichtigste Industrieanlage in der Nähe von Paris. Sie wurde 1973 erbaut. Citroen war zu diesem Zeitpunkt noch nicht mit Peugeot zusammengeschlossen, und damals wurde beschlossen, aus dieser Montagefabrik ein Unternehmen ohne Gewerkschaft oder zumindest ohne kämpferische Gewerkschaft zu machen. Die Fabrik von Aulnay ist zwischen zwei Autobahnen und einem riesengroßen Park eingeklemmt, sie ist 20 Minuten zu Fuß von dem nächsten S-Bahnhof entfernt und sieht heute noch wie ein mitten in Niemandsland gelegener isolierter Bunker aus.

In den 70er Jahren wurde Aulnay von den Arbeitern "die Fabrik der Angst" genannt. Die kämpferischen Gewerkschafter, und besonders diejenigen der CGT, wurden dort verfolgt und jede Diskussion mit ihnen war verboten. Die Leitung setzte zahlreiche Spitzel ein. Und die einzige Gewerkschaft, die sie duldete, war die Hausgewerkschaft.

Bis 1982 blieb die Fabrik von Aulnay ein rechtloser Bereich für die Arbeiter. Die kleinen Chefs waren rassistisch und behandelten die zum größtenteils eingewanderten Arbeiter abfällig, sie zögerten nicht, diese als "Sklaven" zu bezeichnen. Selbst wenn dieses Wort heute aus der Sprache der Meister verschwunden ist, müssen die Arbeiter von Aulnay trotzdem jeden Tag um ihre Rechte kämpfen.

Wir werden hier nicht vom Streik von 1982 - "dem Frühling der Würde" - berichten und auch nicht von der Zeit von 1982 bis 1984, wo zahlreiche, sehr harte Streiks in der Automobilindustrie ausbrachen: Bei Citroen in Aulnay, bei Talbot, bei Chausson, bei Renault in Flins haben Arbeiter zu Tausenden für die Gehälter, aber auch für ihre Rechte und ihre Würde gekämpft. In Aulnay wurde es eben durch den Streik von 1982 möglich - um nur ein einziges Beispiel zu geben -, dass die Betriebsratswahlen unter Aufsicht der Gewerbeaufsicht durchgeführt werden, wodurch zu offensichtliche Betrügereien der Geschäftsleitung verhindert werden sollten.

Dieser Streik von 1982 wurde von gewaltsamen Konfrontationen zwischen den Arbeitern von Citroen und den Vorgesetzten geprägt; er hat die CGT in Aulnay zeitweilig gestärkt und die Arroganz und Missachtung der Chefs und der Geschäftsleitung eine Zeit lang verschwinden lassen. Aber nach und nach, im Laufe einiger Jahre ohne Streik, konnten die Chefs und die Geschäftsleitung das verlorene Terrain wieder zurück erobern. Und Aulnay ist wieder eine Fabrik geworden, wo man für einen kurzen Wortwechsel oder einen Handschlag mit einem CGT-Gewerkschafter ins Büro des Chefs bestellt werden konnte, um dort zu hören, dass man doch "auf seinen Umgang achten sollte". Eine Fabrik, wo es besser war, der CSL anzugehören, wenn man auf eine Anstellung hoffte. Eine Fabrik, wo "das Wort ,Nein' nicht existiert", wie ein kleiner Chef eines Tages zu einem Arbeiter sagte, der sich geweigert hatte, den Posten anzunehmen, den man ihm vorgeschlagen hatte.

Dennoch war seit 1982 nicht jeder kämpferische Geist in der Fabrik verschwunden: Einige, die sich während des Streiks der Gewerkschaft angeschlossen hatten, hatten danach weder die Gewerkschaft verlassen noch die Lust verloren, sich dem Chef zu widersetzen. Diese "Alten", wie man sie heute nennt und die meistens nordafrikanischer oder afrikanischer Abstammung sind, haben mehr als zwanzig Jahre durchgehalten, ohne einen einzigen Streik, einen einzigen organisierten Widerstand zu erleben. Sie haben alle Schikanen und Strafmaßnahmen ertragen, sie haben ihren Lohn stagnieren sehen, nur weil sie der CGT angehörten. Manche von ihnen, durch Betriebsunfälle behindert, hätten seit langem auf speziell angepassten Posten arbeiten müssen - der Chef ließ sie absichtlich jahrelang auf den härtesten Posten, am Fließband, - in der Hoffnung, dass sie nachgeben würden oder zumindest, um sie für ihren Widerstand zu bestrafen.

Vergeblich: Die Alten haben durchgehalten. Und obwohl viele im Laufe der Jahre in die Rente gingen, sind einige von ihnen noch heute in der Fabrik. Manche haben ihr Arbeitsleben mit einem Streik (1982) begonnen und werden es mit einem anderem (2007) beenden. Es ist hauptsächlich ihrem gewichtigen Einfluss auf die Jungen zu verdanken, dass sich der Streik von 2007 so entwickeln und fortdauern konnte. Und es ist ein wichtiges Symbol, dass ein Junger einigen Alten während des Streiks sagen konnte: "Jetzt könnt ihr Alten in Ruhe in Rente gehen, ihr habt uns das Wichtigste weitergegeben. Jetzt wissen wir, wie man streikt."

Von den Streiks der Zuliefererbetriebe zum Streik von 2005

2004 begann sich die Stimmung in Aulnay zu verändern. Die Jahre davor hatte sich eine kleine Gruppe von Aktivisten der CGT gebildet; darunter einige politische kommunistische revolutionäre Aktivisten. In Verbindung mit den Alten bemühten sie sich, Arbeiter zu organisieren und Kontakte zur Gewerkschaft herzustellen - besonders durch kleine Abteilungsversammlungen. Noch während der 90er Jahre zögerten die meisten Arbeiter, wenn die Gewerkschafter durch die Werkstätten gingen, sie anzusprechen. Sie guckten woanders hin und sagten, was auch immer geschah, dass "alles gut liefe", weil die Chefs und die Spitzel niemals weit waren. Unter diesen Bedingungen war es für die CGT-Aktivisten schon ein kleiner Sieg, vier oder fünf Arbeiter einer Schicht mehr oder weniger unauffällig zu versammeln.

Aber die Zeiten ändern sich. Die gemeinsamen Bemühungen der Gewerkschaftsaktivisten, älterer und jüngerer, hat nach und nach einige Früchte getragen. Dass junge Arbeiter in die Fabrik gekommen sind, die nicht wirklich geneigt waren, sich alles gefallen zu lassen, hat ebenfalls zur Veränderung der Stimmung beigetragen. Ganz so wie die ständige Verschlechterung der Arbeitsbedingungen mit immer weniger Arbeitern, um immer mehr Autos unter immer verrückteren Taktzeiten anzufertigen.

Diese Jahre waren ebenfalls durch die unablässigen Versuche der Geschäftsleitung gekennzeichnet, die Arbeiter zu spalten - besonders seit der Einführung der Leiharbeit und des Outsourcings. Tausende Leiharbeiter folgten in der Fabrik aufeinander, die nach Belieben ausgepresst werden konnten und die durch ihre unsichere Lage äußerst geschwächt waren. Und während dieser Zeit wurden von der Geschäftsführung immer mehr alle möglichen Arbeiten in der Fabrik "ausgelagert", was in der heutigen Zeit nichts Außergewöhnliches ist, alle Unternehmen machen es so. Die Presswerkstatt wurde an den Italiener Magnetto verkauft. Die Reinigung, ein Teil der Wartung und der Logistik wurden nach und nach ebenso vielen Zulieferbetrieben anvertraut. Und das auf eine oft vollkommen künstliche Weise, zum Beispiel wenn die Zulieferfirma... zu 100 % eine Tochterfirma von PSA ist, wie im Falle des Logistikunternehmens Gefco.

Aber für den Boss ist das wichtigste, die Arbeiter zu spalten, um besser zu herrschen. Sie versuchen zu erreichen, dass die Arbeiter sich nicht mehr zusammengehörig und von gemeinsamen Interessen geeint fühlen, weil sie offiziell nicht mehr zu denselben Unternehmen gehören. In den Abteilungen sah man immer mehr verschiedene Blaumänner - Taïs, Gefco, ENCI, Trigo, Valeo... - statt eines Citroen-Blaumanns für jedermann - Symbole der Versuche der Geschäftsleitung, die Arbeiter zu spalten. Und dabei verdienten die Bosse auch noch daran, weil die zu "Zulieferern" gewordenen Arbeiter nicht mehr unter den Tarifvertrag der Metallbranche fielen, der für die Arbeiter vorteilhafter ist als zum Beispiel diejenigen der Reinigung oder des Gaststättengewerbes.

Dennoch hat sich diese Politik gegen Citroen gewandt: Es waren eben die Arbeiter der Zuliefererbetriebe, die 2004 und 2005 als erste wieder angefangen haben, in der Fabrik von Aulnay zu kämpfen. Mehrere Dutzend entschlossene und kämpferische Arbeiter haben PSA zum Einlenken gezwungen und in einigen wenigen Streiktagen, deutliche Lohnerhöhungen und die Festeinstellung von Leiharbeitern durchgesetzt.

Eben diese kleinen Siege haben bei Citroen im März 2005 den ersten wirklichen Streik ausgelöst, den die Fabrik von Aulnay in zwanzig Jahren gekannt hat.

Anfang März 2005 hatte eine Meldung der Geschäftsleitung eine explosive Wirkung: Sie kündigte für März acht Tage Kurzarbeit an. Diese Tage werden nur zu 60 % bezahlt und das führt zu einem Lohnverlust von 170 bis 250 Euro! In einer Fabrik, wo die Löhne monatlich höchstens 1.200 Euro betragen, wurde diese Ankündigung nicht hingenommen.

Am 3. März, nachdem die Nachricht bekannt wurde, beschließt eine kleine Gruppe von Montagearbeitern, nicht an die Arbeit zurückzukehren und beginnt, ihre Kollegen ebenfalls dafür zu gewinnen. Die Streikenden demonstrieren in der Montagehalle und plötzlich leeren sich die Fließbänder... und bleiben schließlich ganz stehen. Am Ende des Vormittags sind die Streikenden schon mehrere Hunderte.

Am 7. März, dem Montag nach dem Wochenende, geht der Streik umso heftiger weiter: 600 oder 700 Arbeiter nehmen an der Bewegung teil. Die Montagehalle steht still. Die Forderungen sind klar: 100 % Bezahlung der Kurzarbeitstage, Bezahlung der Streiktage.

Trotz der Manöver der Geschäftsleitung, der Einschüchterung und der Provokationen der Chefs, dauerte der Streik eine Woche. Der harte Kern der Streikenden setzte sich aus alten Arbeitern zusammen, die die Streiks der 80er Jahre gekannt haben, sowie jungen, die den Kampf entdeckten - eine neue Generation kämpferischer Arbeiter entstand. Angesichts ihrer Entschlossenheit beschloss die Leitung nach wenigen Tagen, nachzugeben: Sie vermeldete nicht nur, dass die arbeitsfreien Tage zu 100 % bezahlt würden, sondern sie akzeptierte auch, die Streiktage zu bezahlen.

Die Geschäftsführung von PSA ist dafür bekannt, hart und unnachgiebig zu sein; ein Nachgeben genau dieser Führung erreicht zu haben, hat die Arbeiter, Streikende wie Nichtstreikende, sehr beeindruckt.

Außerdem hatten die Streikenden viel während dieser ersten Bewegung gelernt. (Zwei Jahre später sprachen noch einige über "dieses Aufwärmen"): Ein "Streiksorganisationskomitee" wurde geschaffen, an dem Dutzende Arbeiter teilgenommen hatten. Und 2005 hörte man zum ersten Mal den Slogan, der 2007 so viel Erfolg hatte: "Die Kraft der Arbeiter: der Streik!"

Neue Streiks bei den Zulieferbetrieben

Der Streik von März 2005 hat die Stimmung in Aulnay stark verändert: Er hat dazu beigetragen, dass sich die Arbeiter bewusst wurden, dass die Chefs oder die Geschäftsleitung nicht unbesiegbar waren. Die Arbeiter haben erfahren, dass sie eine wirksame Waffe hatten, die sie ihnen entgegenhalten konnten: den Streik.

2005 und 2006 gab es weitere Streiks bei den Zulieferern: Im Juli 2005 blieben die Arbeiter von ENCI, verantwortlich für die Reinigung der Farbroboter, 18 Tage lang Tag und Nacht in der Fabrik, um für höhere Löhne zu streiken. Während des ganzen Jahres noch haben sich bei den Gabelstaplerfahrern von Gefco die Auseinandersetzungen vermehrt, gegen die Arbeitshetze und gegen die Entlassungen.

Im September 2006 waren es die Arbeiter von Valeo - noch ein Zulieferer in derselben Fabrik -, die einen sechstägigen Streik führten. Der Streik von Valeo rief eine besonders schöne Angstreaktion seitens der Geschäftsführung von PSA hervor, die ihre Chefs mobilisierte, um eine "Mauer" vor dem Eingang der Werkstatt Valeo zu bilden und so die Kontakte zu den Arbeitern von Citroen zu verhindern.

Das hat nichts daran geändert, dass die Streiks fortgesetzt wurden.

Dazu gab es 2006 das ganze Jahr über zahlreiche kleine kurze Arbeitsniederlegungen in der Montagehalle, diesmal jedoch von Arbeitern von PSA - meistens nur einige junge Arbeiter, die einige Minuten, manchmal einige Stunden streikten. Ungefähr einmal monatlich kam es zu einer solchen Arbeitsniederlegung.

Ende Februar fanden in der Montagehalle an einigen Tagen vier Kurzstreiks für die Löhne statt. Anlässlich dieser kleinen Bewegungen kamen die jungen Arbeiter an die Fließbänder, um zu diskutieren und in der Hoffnung, die anderen Arbeiter für den Streik zu mobilisieren... Noch erfolglos.

Schließlich traten am 23. Februar die Arbeiter von Magnetto, verantwortlich für die Presswerkstatt in Aulnay, in den Streik. Zweimal kamen sie in die Werkstätten von Citroen und zogen dort an den Fließbändern vorbei. In den drei Tagen zwangen sie ihre Geschäftsführung zum Nachgeben und eine Lohnerhöhung von 100 Euro netto. Eben dieses Ereignis wird der Funke sein, der gleich nebenan bei Citroen das Streikfeuer entfacht.

Selbst wenn das Unternehmen Magnetto rein rechtlich von PSA getrennt ist, befindet es sich am selben Standort: Es ist die alte Presswerkstatt des Citroenbetriebs, das ganz einfach mit ihren Maschinen und Arbeitern an ein anderes Unternehmen verkauft worden war. Die beiden Gesellschaften teilen sich die Fließbänder: Von den Magnetto-Pressen kommen die Fertigungsteile zu den Fließbändern von Citroen. Nur ein Gitter trennt die beiden Werkstätten.

Der Anfang des Streiks von 2007

Nachdem das Flugblatt der CGT, das den Sieg von Magnetto ankündigte, am Mittwoch, dem 28. März um 14 Uhr verteilt worden war, ging alles sehr schnell.

Sechs Arbeiter streikten, dann zehn. Jeder fragt sich, ob das noch ein Kurzstreik ohne Zukunft, ein "Aufwärmen" ist. Aber die Chefs wurden unruhig: Ein Meister hat die Augen auf den Montageabschnitt H10 fixiert, einen der kämpferischsten Bereiche der letzten Monate. Pech für ihn: Der Streik wird hinter seinem Rücken in H14 anfangen, dort, wo er gerade nicht hinsah.

Die Zahl der Streikenden nimmt schnell zu. Unter ihnen zwei Arbeiterinnen, die bislang noch nie gestreikt hatten, was dazu beiträgt, andere Arbeiter in den Streik hineinzuziehen. Die Arbeiter verlassen ihre Posten. Zuerst 10 am Anfang, dann werden die Streikenden sehr schnell 50, dann 60, dann 80. Zur Pause für das Abendessen sind es 200 Streikende, die Fließbänder von Montage 1 stehen still. Beim Schichtwechsel fängt die Nachtschicht nicht zu arbeiten.

Der Streik hat begonnen!

* * *

Der Streik, der am 28. Februar angefangen hat, wird bis zum 10. April andauern. Seine Forderungen waren schon zu Beginn aufgestellt worden: 300 Euro mehr Lohn und kein Lohn unter 1.525 Euro netto; Festeinstellung aller Leiharbeiter; Renteneintritt für alle Alten über 55 Jahren.

Man weiß jetzt, dass es den Streikenden nicht gelungen ist, die Geschäftsleitung von PSA in diesen grundlegenden Forderungen zum Nachgeben zu zwingen: Dafür hätte nicht nur die ganze Fabrik in den Streik treten müssen, sondern auch der ganze PSA-Konzern und seine 100.000 Beschäftigten - darunter 50.000 Arbeiter in der Autobranche. Während dieser sechs Wochen Streik konnte die Zahl der Streikenden von Aulnay einige Hundert niemals schreiten müssen.

Tatsächlich gab es in den ersten Tagen in der Fabrik beinahe Tausend Arbeiter, die freiwillig nicht arbeiteten - entweder weil sie streikten oder weil sie sich krank gemeldet hatten oder weil sie schon krank waren oder weil sie ganz einfach alles taten, um zu Hause zu bleiben, ohne notgedrungen als Streikende betrachtet zu werden. Der Kern aktiv Streikender, diejenigen, die am Morgen um 6 Uhr 30 in die Fabrik kamen und an den Aktionen teilnahmen, schwankte während des Streiks zwischen 300 und 500. Nicht genug, um einen multinationalen Konzern wie PSA zum Nachgeben zu zwingen, aber genug, um ihm einen lästigen Stachel ins Fleisch zu stechen, den sie sehr große Schwierigkeiten hatte, wieder loszuwerden... was ihr letztendlich auch einen Monat nach Wiederaufnahme der Arbeit noch immer nicht gelungen ist!

Wir werden hier diesen Streik nicht in seiner Gesamtheit erzählen, aber wir wollen gewisse bedeutende Momente näher ausführen.

Das Streikkomitee

Bereits ab dem zweiten Streiktag - als die Frühschicht am Donnerstag in der Fabrik ankommt, nehmen die Streikenden die Idee auf, ein Streikkomitee zu bilden. Viele unter ihnen waren am Streik von 2005 beteiligt und erinnern sich noch gut daran. Als Aktivisten die Idee vorschlagen, wird diese ganz natürlich angenommen. Siebzig Arbeiter der Frühschicht erklären sich bereit, ihm anzugehören und werden unter Beifall gewählt. Ungefähr 40 Arbeiter der Spätschicht stoßen zu ihnen hinzu. Die Zahl der Arbeiter, die an diesem Komitee teilnahm, betrug oft über hundert. Der Zugang war frei und viele Streikende haben daran abwechselnd teilgenommen.

Ab dem 1. März und bis zum Ende des Streiks wird sich das Komitee ein- bis zweimal täglich versammeln. Es traf sich mindestens jeden Morgen, nach der Verteilung der Streikzeitung und der Vollversammlung - das heißt gegen 8 Uhr. Oft, gegen 15 oder 16 Uhr, fand eine zweite Versammlung des Streikkomitees statt.

Vor und nach der Sitzung des Komitees fand eine Vollversammlung statt. Am Morgen stimmte man erneut über den Streik als solchen ab; am Vormittag stellte man den Streikenden die Vorschläge des Streikkomitees vor, um sie zu diskutieren und gegebenenfalls anzunehmen. Je nach der Etappe im Streik konnten die Vollversammlungen zwischen 200 und 350 Streikende vereinen.

Bei jeder Sitzung des Komitees wurden ein Vorsitzender und ein Schriftführer vorgeschlagen und gewählt. Dann wurden die Bilanz des Tages und des Vorabends, das Programm des kommenden Tages, und vor allem die Probleme und die Politik der Streikenden diskutiert. Die Versammlungen des Komitees fanden im Allgemeinen in einem verglasten, aber geschlossenen Saal, in H14 statt, was Diskussionen möglich machte, die nicht unbedingt für die Ohren der Vorarbeiter und der Handlanger der Betriebsleitung bestimmt waren. Diesen Ort wird ein Streikender "die Schule des Streiks" nennen.

Die Versammlungen waren sehr lebhaft: Jeder konnte seine Meinung abgeben, auf vollkommen demokratische Weise; die Entscheidungen wurden meist einstimmig angenommen, weil sie gründlich diskutiert worden waren und weil jede Meinung berücksichtigt wurde. Manchmal öffnete sich plötzlich die Tür des Komitees und ein Streikender unterbrach die Diskussion, um anzukündigen, dass die Chefs versuchten, die Fließbänder wieder anfahren zu lassen, oder dass ein Chef einen Leiharbeiter ins Büro bestellt hat, um ihn zu entmutigen. Ein oder zwei Mitglieder des Komitees gehen dann raus, um nachzusehen, was vor sich geht und die Streikenden zu begleiten, um das Problem zu regeln.

Die Autorität des Streikkomitees war vom Anfang bis zum Ende der Bewegung unleugbar. Es handelte sich um keine von irgendwem vorgeschriebene Macht: Das Komitee hat ganz einfach im Laufe des Streiks an Prestige gewonnen, wurde zu einer Art Parlament der Bewegung, wo alles frei debattiert werden konnte.

Die Idee eines Streikkomitees wurde vor allem so schnell angenommen und von den Streikenden so gut aufgenommen, weil sie ganz einfach genug von den üblichen Auseinandersetzungen zwischen den Gewerkschaften hatten: Dieses Komitee - ohne sich am Anfang irgendwie auf die Gewerkschaften zu beziehen - erschien den Arbeitern als ein ausgezeichnetes Mittel, die Gewerkschaftsstreitereien zu vermeiden. Während des Streiks erklärt ein Arbeiter: "Was die Streiks zerstört und was die Geschäftsleitung will, ist, dass sich die Gewerkschaften untereinander zerstreiten, dass sich die Arbeiter untereinander zerstreiten. Währenddessen bleibt die Leitung in ihrer Ecke und profitiert von der Lag%. Aber in diesem Streik halten die Arbeitenden alle zusammen, Vertrauensleute oder nicht Vertrauensleute, Gewerkschaftsmitglieder oder nicht, keine Werbung, keine Fahne. Die Gewerkschagtsvertreter sind nützlich, sie kennen die Ge3etze, sie können uns beraten. Aber es sind die Arbeitenden, die entscheiden und ihre Meinung sagen."

Im Streikkomitee denken die Arbeiter nach, stellen sich alle Fragen der Taktik und Strategie, lernen, sich zu organisieren. "Diese Firma möchte nicht, dass man nachdenken kann", sagt ein Streikender. "Wir können aber besser nachdenken, als wie ein Roboter zu schuften", sagt ein anderer ... Das ist eine der ersten und wichtigsten Errungenschaften des Streiks.

Die Geschäftsführung sieht dieses Streikkomitee nicht gern: Es wirkt umso gefährlicher, da sich die verschiedenen Gewerkschaften dort nicht befinden, die doch so beruhigend für die Bosse sind ... So kann man in "Die Hauptsache", der innerbetrieblichen Propagandazeitung der Firmenleitung, die ausschließlich für die Vorgesetrten bestimmt ist und die den Vermerk trägt "Streng vertrauliches Dokument. Soll nicht öffentlich ausgehängt werden", lesen: "Vier Tage nach Beginn der Arbeitsniederlegung sind die Flugblätter immer noch nicht von Gewerkschaftsorganisationen, sondern von einem ,Streikkomitee' untarschriebeN, dessen Zusammensetzung und Legitimität unbekannt ist. Man sieht keine Fahne in den innerbetrieblichen Demonstrationen und einige Gewerkschaftsführer tragen ihre Abzeichen nicht mehr."

Ein bekannter "Gewerkschaftsführer" trägt sein Abzeichen nicht mehr und die Geschäftsleitung ist ganz beunruhigt ... Es genügt ein ganz kleiner Fußtritt gegen die Arbeitgeberroutine, um diese Leute aus der Fassung zu bringen!

Das Streikkomitee erwirbt sich im Laufe der Wochen seine Legitimität, bis es zur einzigen von den Streikenden akzeptierten Streikleitung wird. Am Ende des Streiks, während das Komitee noch darüber debattiert, ob ein "Protokoll zum Ende des Konfliktes" mit der Geschäftsleitung unterschrieben werden soll oder nicht, erklärt ein Vertreter der Gewerkschaft "Sud" barsch, dass, was auch immer vorkommen mag, seine Gewerkschaft keine Vereinbarung unterschreiben wird. Ein Streikender antwortet darauf noch barscher: "Hast du noch immer nicht verstanden? Nur das Streikkomitee leitet den Streik. Nicht die Gewerkschaften. Also wird ,Sud' das machen, was das Komitee beschließen wird."

Schließlich haben viele Arbeiter in diesem Streik erfahren, dass das Streikkomitee und die Organisation zwei ausgezeichnete Mittel sind, um "einen sauberen Streik" zu führen, wie die Arbeiter sagten. So sehr, dass sie dieser Organisationsform außerordentliche Eigenschaften verliehen: Mitten in Streik fährt ein Gewerkschaftsmitglied von PSA am Wochenende nach Westfrankreich. Auf dem Rückweg sieht er ein Streiktransparent eines kleinen Unternehmens. Da er sich betroffen fühlt, hält er an, um zu verstehen, was vor sich geht. Die Arbeiter sagen ihm, dass sie nicht recht wissen, was sie machen sollen. Da erklärt der Streikende ihnen: "Also zuallererst: Richtet ein Streikkomitee ein!"

Die Politik der Fabrikleitung gegen den Streik

Die Werksleitung der Fabrik von Aulnay und der Konzern PSA haben selbstverständlich versucht, den Streik zu bekämpfen und ihn scheitero zu lassen.

Um diese Politik zu verwirklichen und sie umzusetze., verfügt die Geschäftsführung des Konzerns über einen Apparat, den man auf manche Weise mit ein%r Armee vergleichen kann: Generäle - deren Sit5 sich sogar tatsächlich an der "Allee der Großen Armee", nahe dem Triumphbogen in Paris befindet - Offiziere in den Gebäuden der Fabrik in Aulnay, Unteroffiziere in den Werkshallen, nT'e4mlich die Gruppenverantwortlichen und die, die für die Einheiten Verantwortlich sind, das heißt die Meister und die Abteilungsleiter. Und dann, ganz unTen ein gewisse Anzahl von Soldaten: Techniker, Facharbeiter oder einfache Arbeiter, die wenig bewusst sind, da3s sie der arbeitgeberfreundlichen Gewerkschaft SIA beigetreten sind end die überzeugt sind, dass die Gewerkschaften "den Tod des Unternehmens wollen".

Während des ganjen Streiks waren die Truppen der Werksleitung sehr präsent. Das war schon 2005 so: Da war es eine Meute von Chefs, die oft mit grauen und schwarzen Jacken bekleidet waren und von den Streikenden "Pistenwärter" genannt wurden, weil sie ihnen ununterbrochen folgten. Aber trotz allem haben die Chefs, weder 2005 noch 2007, die Rolle gespielt, die sie während der Streiks der 80er Jahre innehatten: Die der behelmten "Kommandos", mit Knüppeln oder Eisenstangen bewaffnet. Warum? Weil die Streikenden, wie man sehen wird, bewusst nicht in die Falle der Provokationen gegangen sind.

Während der sechs Streikwochen hat die Werksleitung mehrere Taktiken ausprobiert. Ihr grundlegendes Ziel bestand darin, die Gruppe von Streikenden, Junge wie Alte zu besiegen, die seit zwei Jahren in der Fabrik ihre Meinung sagen und die die Werksleitung darin hindern, die Arbeiter in Ruhe auszubeuten. Die Leitung der Fabrik hat zunächst abgewartet, um zu sehen, in welche Richtung es geht. Würde der Streik sich auf die ganze Fabrik ausdehnen? Oder gar auf andere Fabriken des Konzerns? Die Fabrikleitung brauchte ungefähr 14 Tage, um zu verstehen, dass die nicht der Fall sein würde. Relativ beruhigt hat sie dann gehofft, dass sie die Streikenden aushungern könnte. Sie hat gehofft, ihnen in einem stecken bleibenden Streik das Rückgrat brechen zu können, einem Streik, der sie von den anderen Arbeitern isolieren würde, bis sie wieder an die Arbeit gehen, finanziell niedergestreckt, beschämt und für lange Zeit entmutigt.

Und die Werksleitung rechnete mit der erzieherischen Wirkung, die eine solche Niederlage nicht nur auf die Streikenden, sondern auf die gesamte Arbeiterschaft des Konzerns haben könnte, für die "die von Aulnay", seit langem, als die Kämpferischsten erscheinen.

Man wird weiter sehen, dass nichts so geschah, wie die Werksleitung es sich vorgestellt hatte!

Produzieren um jeden Preis

Um ihre Strategie zu verwirklichen, hat die Werksleitung also auf mehreren Fronten angegriffen. Erstes Ziel: Um jeden Preis zeigen, dass die Produktion weitergeht. Der Streik ist nicht wirksam, wenn Autos hergestellt werden! Irgendwelche Autos übrigens, egal in welchem Zustand. Nötig ist nur, dass sie rausgehen. Und so sieht man von den Fließbändern eine gewisse Anzahl von Autos ohne Bremse, ohne Benzintank, ohne Sitze herausrollen ... Autos, die die Chefs selbst per Hand auf die Parkplätze schieben, weil sie gar nicht anspringen würden. Man kann sich vorstellen, dass dies Anlass für unzählige Scherze bei den Streikenden gibt, die seit Jahren die Besessenheit der Geschäftsführung bezüglich der "Qualität" ertragen und manchmal für einen winzigen Fehler, auf den sie nicht hingewiesen haben, ins Büro der Fabrikleitung zitiert werden.

Für die Fabrikleitung ist es wichtig, Autos herzustellen, koste es was es wolle. Am Anfang des Streiks wurden die beiden Montagelinien M1 und M2 angehalten. Um wenigstens eine die Arbeit wiederaufnehmen zu lassen, schickt die Werksleitung zuerst alle ihre Chefs dort zu arbeiten. Dann, als ob das nicht genügte, wird sie versuchen, Arbeiter in den anderen Werkshallen zu rekrutieren - in der Schweißerei und der Lackiererei - um die Streikenden zu ersetzen.

Eine erste böse Überraschung erwartet die Werksleitung: Ein großer Teil der Arbeiter weigert sich strikt, Streikbrecher in der Fertigmontage zu spielen einschließlich Facharbeiter und Techniker, die der Werksleitung traditionell näher stehen als die einfachen Arbeiter. Die, die das ablehnen, sind Nichtstreikende, aber Nichtstreikende mit genügend Solidarität für die streikenden Arbeiter, um sich zu weigern, sie zu ersetzen.

Der Versuch, die Arbeiter zu überzeugen - Festangestellte oder Zeitarbeiter - in der Fertigmontage "aushelfen" zu gehen, wird bei der Firmenleitung zur Besessenheit. Die Drohungen und Versprechungen wechseln sich ab. Als ein Arbeiter sich weigerte, bekam er zu hören: "Ich werde mich für die Zukunft daran erinnern". In einer Besprechung sagen Chefs den Arbeitern: "Am Montag werdet ihr euch entscheiden müssen. Entweder für sie (die Streikenden) oder für uns". Die Chefs winken nicht nur mit der Peitsche, sondern gleichzeitig mit dem Zuckerbrot. Zunächst sehr bescheiden, bringen die Chefs den Nichtstreikenden "großzügig" belegte Brötchen und Getränke, um sich bei ihnen einzuschmeicheln - auch mit dem Hintergedanken, dass sie, wenn sie in den Werkstätten essen würden, nicht in die Kantine gehen, wo sie Streikende treffen könnten. Weit gefehlt! Viele Arbeiter lehnen den Imbiss ab oder, noch besser, nehmen ihn und bieten ihn den Streikenden an!

Dann beginnen die ernsthafteren Sachen: 20 Euro-Scheine beginnen zu zirkulieren und Chefs bieten den Jugendlichen, die bereit sind, die Streikenden zu ersetzen, 80 Euro in bar. Selbst enorme Prämien sollen den Festangestellten von PSA versprochen worden sein - bis zu 2.000 Euro, verteilt auf mehrere Monate, den Arbeitern der Lackiererei.

Aber diese Versprechungen haben nicht viele überzeugt. Das Wort "Nein" scheint in Aulnay seine Daseinsberechtigung wiedererlangt zu haben!

Anschließend stellt die Firmenleitung neue Zeitarbeiter ein, da es ihr nicht gelingt, genug Arbeiter für die Fließbänder der Fertigmontage zu finden. Nur dass das absolut verboten ist und die am Streik beteiligten Gewerkschaften die Firmenleitung sofort beim Zivilgericht von Bobigny wegen Einschränkung des Streikrechts verklagen. Der Prozess findet am 16. März in einem Saal statt, der brechend voll ist mit Streikenden. Der Rechtsanwalt der Firmenleitung versucht erbärmlich sich zu verteidigen, erzählt unwahrscheinliche Lügen, so dass viele Streikenden alle Mühe haben, sich zu beherrschen und nicht mitten in der Sitzung zu explodieren - manchmal sprudelt dennoch ein Schrei "Das ist nicht möglich, so zu lügen!" hervor. Am Abend kommentiert ein afrikanischer Arbeiter diesen Tag strahlend: "Das ist ein wundervoller Tag. Ich bin noch nie so zufrieden gewesen, wie heute, an diesem Tag, wo ich PSA gesehen habe, die vor Richtern und Rechtsanwälten irgendeinen Blödsinn erzählen musste."

Am 26. März folgt ein neuer Misserfolg für die Geschäftsführung: Das Gericht von Bobigny verurteilt PSA wegen Verletzung des Arbeitsrechts und ordnet an alle illegal beschäftigten Zeitarbeiter aus der Fabrik zu entfernen. Das ist nur eine einfache Erinnerung an die Gesetze, und das Erstaunlichste ist es, dass es ein Gericht und zehn Tage Bedenkzeit gebraucht hat, um Recht zu sprechen! Aber von der Firmenleitung wird diese Entscheidung trotz alledem als eine Kränkung empfunden.

Sie wendet sich dann der letzten Lösung zu, um - dieses Mal auf gesetzlichem Wege - die Fließbänder ans Laufen zu bringen: Sie lassen Arbeiter aus anderen Fabriken des Konzerns kommen. Aber das ist nicht so einfach. In allen Fabriken unterstützen zahlreiche Arbeiter moralisch den Streik und wollen nicht die Streikbrecher spielen!

Die Geschäftsführung muss tief in die Tasche greifen: Zuerst werden den Arbeitern, die bereit sind nach Aulnay zu kommen, 400, dann 700 Euro Prämie versprochen, zuzüglich Spesen für Reise- und Hotelkosten. Ein paar Dutzend Arbeiter nehmen an. Sie kommen vor allem aus den Fabriken Rennes, Vesoul, Trémery oder Sochaux.

Diese werden sehr schlechte Erinnerungen an ihren Aufenthalt in Aulnay behalten. Obwohl sie Opfer keiner Gewalt wurden, war der Druck gegen sie doch sehr stark, weil viele Streikenden sehr zornig waren, Arbeiter wie sie zu sehen, die angekrochen kamen, um sie an ihren Arbeitsplätzen zu ersetzen. Oft nicht für allzu lange Zeit übrigens: Denn vom ersten Tag an, haben sich Gruppen von Streikenden zusammengeschlossen, um die Streikbrecher zu ermuntern ... weg zu gehen. Zehn, zwanzig oder dreißig Streikende stellen sich um den Arbeiter herum auf und skandieren: "Hau ab, hau ab, hau ab!" Meistens kommt schließlich der Chef selbst, um den Arbeiter vom Fließband wegzuholen und ihn in sein Büro mitzunehmen.

Die Angst vor "Ansteckung"

Wir haben es schon geschrieben, die Streikenden wie auch die Firmenleitung waren sich der Notwendigkeit - oder der Gefahr - der Ansteckung dieses Streiks bewusst, je nach Standpunkt. Massive Lohnerhöhungen oder die Festeinstellung von Zeitarbeitern waren ohne einen viel breiteren Streik nicht vorstellbar - die Anführer des Streiks haben dies von Anfang an klar gesagt.

Um die Ansteckung zu vermeiden, hat die Leitung alle ihre Mittel eingesetzt.

Zuerst die Propaganda. Mit Hilfe des Nachrichtenblatts "Die Hauptsache" gibt sie ihren Chefs die Argumente an die Hand, um den Arbeitern jeden Morgen während der Einsatzbesprechung "zu erklären", wie sehr der Streik "sinnlos" und "kostspielig" ist und "den Fortbestand der Fabrik von Aulnay in Gefahr bringt". Die SIA schreibt in einem Flugblatt, mit ihrem üblichen Feingefühl: "Herr Streiff sagte in einer Verlautbarung, dass es eine Fabrik zu viel in Europa gibt. Diejenigen, denen der Fortbestand des Standorts Aulnay gleichgültig ist, sind sie nicht gerade dabei die Fabrik auszuliefern? Sind sie die Komplizen der Geschäftsführung?"

Die Werksleitung veröffentlicht Statistiken, die natürlich falsch sind, um zu zeigen, dass die Streikforderungen unmöglich zu erfüllen sind. Sie untertreibt die Gewinne des Konzerns, übertreibt aber gern die Anzahl der Arbeiter am Standort. Zum Beispiel schließt sie die Subunternehmen ein, um den "Minderheitencharakter" des Streiks zu unterstreichen.

Gegen diese Propaganda wird Die Zeitung des Streiks vom Streikkomitee herausgegeben. Sie wird jeden Morgen verteilt und spielt eine entscheidende Rolle. Jeden Morgen wird Die Zeitung des Streiks von vielen erwartet, was wieder einmal ein Beweis für die Solidarität der Mehrheit der Nichtstreikenden mit den Streikenden ist; laut einem Gewerkschafter, ist es "das Flugblatt, das in der Fabrik am meisten gelesen worden ist, seitdem ich hier arbeitete". Streikende und Nichtstreikende finden dort eine Antwort auf jedes Argument, jede Lüge, jede Verleumdung des Vorstands. "Das ermöglicht, sagt ein (solidarischer) Nichtstreikender, Stereo zu hören, und nicht nur die Paukenschläge von einer einzigen Seite."

Parallel zu dieser Propaganda versucht der Vorstand, die Arbeiter daran zu hindern, die Streikenden über den Weg zu laufen; er versucht, sie zu isolieren. "Wenn sich eine Reihe von Streikenden einem Fließband in 'Montage 2' nähert, erzählt ein Streikender, leeren die Chefs das Bande und lassen die Kollegen gehen, damit wir mit ihnen nicht sprechen können. Seitdem warten die Kollegen auf uns mit Ungeduld, denn es bedeutet, dass sie eine Pause haben werden!" An den Fließbändern steht alle zehn Meter ein Chef. Man nennt sie die "Wachposten". Wenn ein Streikender kommt, um mit einem Arbeiter zu sprechen, bleibt er in kaum 50 cm Abstand an seine Fersen kleben!

In anderen Fällen erniedrigt der Vorstand die Arbeiter und behandelt sie wie Kleinkinder - selbstverständlich unter dem Vorwand, "sie gegen die Rohheit der Streikenden zu schützen". So schließen die Chefs die Arbeiter in der Lackiererei während eines Demonstrationszuges von Streikenden in einen Pausenraum ein und machen das Licht aus, um sie vor den Streikenden zu verstecken!

Die Provokation suchen

Ein anderer Aspekt der Politik des Vorstands bestand darin, ständig zu versuchen, einen Fehler der Streikenden zu provozieren. Das ist eine Technik mit langer Tradition, die schon immer von den Chefs benutzt wurde, um zu versuchen kämpferische Gewerkschaftsdelegierte in einer Falle zu locken: Es hagelt Beleidigungen, sogar körperliche Provokationen. In diesen Situationen gehen oft gerade die leitenden Angestellten mit gutem Beispiel voran, wie dieser Direktor der, mit Schlips und Kragen, Kopf an Kopf die Konfrontation mit einem Streikenden suchen wird.

Hinter den Chefs steht im Allgemeinen einer von sechs durch den Vorstand bezahlten Gerichtsvollzieher, der ständig an den Streikenden klebt: Als berufliche - reichlich bezahlte - Petzen beobachten sie, mit Notizbuch, Diktiergerät und Fotoapparat in der Hand, und notieren beim geringsten Anlass leidenschaftlich.

Aber jeder der Streikenden kennt den Preis, den er bei Verlust seiner Selbstbeherrschung zu zahlen hat. Die Chefs und die Gerichtsvollzieher warten nur darauf, dass ein Faustschlag oder eine "Kopfnuss" fällt, um schließlich eine gute Gelegenheit zu haben, einen kämpferischen Arbeiter loszuwerden. Und so würde sich der Streik für die Löhne schnell in einen Streik gegen die Entlassung von einem oder von mehreren Genossen verwandeln, was zwangsläufig entmutigender ist.

Es muss bemerkt werden, dass während der sechs Streikwochen, trotz der Müdigkeit, der Spannung und des Drucks die Streikenden eine bemerkenswerte Selbstbeherrschung bewiesen haben. Und selbst die Jüngsten, aus den Vorstädten von Seine-Saint-Denis die einen so schlechten Ruf haben, sind gegenüber den Beleidigungen und den Provokationen ruhig geblieben.

Natürlich hat der Vorstand diese jungen Arbeiter aus den Vorstädten sehr bald als "kleine Gauner" bezeichnet, die natürlich "gewalttätig" und wahrscheinlich Straftäter sind. Einige von ihnen hatten selbstverständlich schon mit der Polizei zu tun gehabt und fanden es lustig, während des Besuchs im Justizpalast von Bobigny offen zu sagen, dass sie "den Weg kennen"; eine Art und Weise zu sagen, dass sie sich eben nicht zum ersten Mal dort befanden. Aber diesmal nicht auf derselben Seite des Zeugenstands: Dieses Mal kamen sie als Kämpfer ins Gericht, gegen einen Chef, der sehr viel mehr Gauner ist als sie selbst - und trotz aller Witze waren sie stolz darauf. Diese Jugendlichen sind gegenüber den Beleidigungen und den Provokationen der Chefs vollkommen würdevoll geblieben.

Den Provokationen des Vorstandes gegenüber haben die Streikenden ebenfalls eine wirksame Waffe in Form der neuen Technologien gefunden. Die Mobiltelefone der neuen Generation, mit integriertem Fotoapparat und Kamera haben während des Streiks Wunderwerke getan. Das wurde merkwürdig miteinander abgesprochen: Bei der kleinsten Provokation werden die Mobiltelefone gezückt und die Streikenden schießen. Was die Chefs und die Gerichtsvollzieher sehr verunsichert, bis sie schließlich den Rückzug antreten. Ohne dass sie das an verbalen Provokationen hindert ... Eines Tages geht ein Chef zu einem Streikenden, der sein Mobiltelefon sofort herausholt und zu filmen beginnt. "Ich verbiete Ihnen, mich zu fotographieren, ruft der Chef aus. Wenn Sie das machen, verklage ich Sie! - Ich fotographiere Sie nicht, Chef. Ich filme! Lächeln Sie!" Und mit den anwesenden Kollegen als Zeugen sagt der Chef: "Der hat ja eine schöne Ausrüstung. Er muss viel Geld haben. Mit Ihrem Lohn können Sie sich ein solches Telefon leisten? Und Sie wagen es, für mehr Gehalt zu streiken?"

Die Geschäftsführung macht ihre Propaganda

Gerade der Lohn ist ein wichtiges Element der Propaganda des Vorstandes gewesen: Es musste darum gehen, die Streikenden daran zu erinnern, was sie verlieren werden, und in Flugblättern zu schreiben, dass "die Streiktage von PSA nicht bezahlt werden würden" - als ob das nicht überall der Fall wäre!

Auf diesem Punkt hat der Vorstand sogar so viel herumgeritten, dass es die Angst vor Gehaltsverlust schließlich gemildert hat: Woche für Woche erinnerten sie die Streikenden an die Geldmenge, die sie bereits verloren hatten und haben sie letztendlich gut darauf vorbereitet. Und als dann die Gehaltsabrechnungen von März angekommen sind - mit einem "Gehalt", von dem nicht mehr als ungefähr 300 Euro für den ganzen Monat übrig geblieben war, hat das daher nicht die vorhergesehene Demoralisierung bewirkt. Im Gegenteil, die Jungs machen Witze, als sie ihre Gehaltsabrechnung lesen: "So viel? Da können wir ja ein Jahr lang streiken!" Oder: "Wir wollten die 300 Euro, wir haben die 300 Euro! Und eins, und zwei, und drei hundert Euro!" Die Chefs dagegen, die bei solchen Szenen anwesend waren, waren tatsächlich sehr demoralisiert!

Letztlich hat der Vorstand ja alles dafür getan, um die Streikenden zu demoralisieren: Briefe, Androhungen von Strafmaßnahmen, Flugblätter, Reden. Alles war gut, wenn es nur dazu diente, den Streikenden weiszumachen, dass der Streik im Voraus verloren war.

Übrigens übt sich der Vorstand sogar außerhalb der Fabrik in Propaganda. Besonders in der Presse, in mehr oder weniger aktiver Zusammenarbeit mit den Journalisten. Sicher hat die Mehrheit der großen Fernsender sich sehr darum bemüht, den Streik zu ignorieren. Aber wenn darüber in der Presse gesprochen wurde, geschah das nicht oft, um Gutes zu sagen. So erklärte ein Journalist in der Tageszeitung Le Monde, dass der Streik "stecken bleibt" und präzisierte in einem Artikel, dass das Einstiegsgehalt bei PSA über 1500 Euro netto liegt. Le Monde überlässt seine Kolumne noch am 6. April Jean-Luc Vergnes, dem Personaldirektor von PSA, und stellt ihm eine volle Seite zur Verfügung, damit er dort in einem Kommentar erklären kann, wie unrealistisch der Streik ist.

Die Politik der Streikenden

Gegenüber all diesen Manövern des Vorstands konnten die Streikenden, Fallen vermeiden, auf die Angriffe antworten und ihre eigene Politik führen. In diesem Zusammenhang ist das Streikkomitee einmal mehr ein wertvolles Werkzeug gewesen, da so offen und gründlich über alle Probleme und wie ihnen zu begegnen ist, diskutiert werden konnte. Als jedermann überzeugt war, haben die Streikenden alle zusammen handeln und kollektiv eingreifen können.

Die Notwendigkeit, den Streik bei den Arbeitern populär zu machen

Die entscheidende Frage, die sich seit dem ersten Tag gestellt hat, war die folgende: Wie kann man die Bewegung bekannt, populär machen, und mit anderen Beschäftigten bzw. mit den anderen Arbeitern des Standortes Aulnay diskutieren?

Schließlich blieb die Anzahl der aktiv Streikenden sechs Wochen lang verhältnismäßig stabil: Zwischen 300 und 500. Das ist, mit Hinblick auf die Länge des Streiks einerseits viel, andererseits sehr wenig, wenn man es im Maßstab eines Konzerns sieht, der Zehntausende von Arbeitern beschäftigt. Von Anfang an haben die Leiter des Streiks erklärt, dass, wenn sich der Streik nicht ausweiten würde, die Unternehmer nicht aufgeben und die Kraftprobe wählen würden: Und tatsächlich, wenn PSA den Forderungen nach Lohnerhöhung für 500 Arbeiter nachgibt, wäre das eine offene Einladung zum Streik für die anderen Arbeiter des Konzerns und sogar, darüber hinaus, für die gesamte Arbeiterklasse.

Von Anfang an haben die Streikenden verstanden, dass sie die Anzahl ihrer Mitstreiter unbedingt erhöhen müssten und sie haben also versucht, den Streik in der Fabrik auszuweiten: Unermüdlich sind sie durch die Werkstätten gegangen, mit Pfiffen, Tamtam und Trompeten, haben Slogans geschrieen, um so zu versuchen, sich den Arbeitern zu nähern und sie zu überzeugen. Hier und da verließ ein Arbeiter das Fließband und schloss sich dem Gefolge an. Aber zu keiner Zeit, von den ersten Tagen abgesehen, hat es einen massiven Anschluss an die Streikenden gegeben.

In einer zweiten Phase hat das Streikkomitee vorgeschlagen, dass man, zusätzlich zu den spektakulären Veranstaltungen, kleine Gruppen bildet, die in die Werkstätten gehen, um, einer nach dem anderen, mit den Arbeitern zu diskutieren. Diejenigen, die man nicht überzeugen könne, könnte man so möglicherweise so solidarisch wie möglich mit dem Streik machen.

Angesicht der Panik der Chefs, sobald sich eine dieser Gruppen den Arbeitern näherte, kann man sich sagen, dass diese Taktik sicherlich richtig war! Und sie hat, vor allem in den ersten Tagen, einige Zögernde wiedergewinnen können.

In diesen sechs Wochen hat eine gewisse Anzahl von Streikenden die Arbeit wieder aufgenommen, und dann einige Tage später wieder angefangen zu streiken, und dann die Arbeit aufgenommen usw., vor allem, weil für einige der finanzielle Druck zu stark war. Aber es ist unbestreitbar, dass die allgemeine Einstellung der Fabrikarbeiter den Streikenden gegenüber wirklich von Solidarität geprägt war. Die Propaganda des Vorstandes hat nicht funktioniert und es ist nicht gelungen, die Streikenden von den Nichtstreikenden zu trennen, die, auf jede Art und Weise ihre Solidarität oder sogar ihren Respekt ausdrückten, und denen es manchmal schwer fiel, auf die andere Seite zu wechseln.

Diese Solidarität drückte sich durch den Erfolg der Zeitung des Streiks, aber auch auf konkretere Weise in Petitionen, bei Kurzstreiks und bei von den Streikenden organisierten Unterstützungsspendenaktionen aus. Sobald es klar gewesen ist, dass der Rest der Fabrik sich dem Streik nicht anschließen wollte, war das Streikkomitee sehr darum bemüht, sich nicht von den Nichtstreikenden zu trennen und ihre Unterstützung nicht zu verlieren.

Deshalb hat das Streikkomitee am 12. März zum Beispiel beschlossen, eine Petition der Nichtstreikenden in Gang zu bringen. Es geht darin darum, sie einen Solidaritätstext unterschreiben zu lassen, wo sie explizit ausdrücken, dass sie mit den Forderungen der Streikenden einverstanden sind, und dass sie den Streik gerechtfertigt finden. An einem einzigen Tag wurden 1.200 Unterschriften für diese Petition gesammelt.

In diesem Zusammenhang hat auch eine Spendenaktion innerhalb der Fabrik stattgefunden. Am 21. März wurden allein bei den Nichtstreikenden mehr als 5.600 Euro gesammelt, was deutlich mehr ist als bei Spendenaktionen, die in normaler Zeit stattgefunden hatten.

Um den Nichtstreikenden zu erlauben, ihre Solidarität zu zeigen, haben die Streikenden zu mehreren Kurzstreiks von ein oder zwei Stunden aufgerufen. Jedes Mal haben diese kurze Arbeitsniederlegungen zusätzliche Arbeiter mit einbeziehen können - bis hin zu den letzten Momenten des Streiks, da ein Kurzstreik, der noch am 6. April stattfand, noch einmal Dutzende von Arbeitern der Schweißerei mobilisieren konnte, die noch nie in ihrem Leben gestreikt hatten.

Um den Nichtstreikenden eine weitere Gelegenheit zu geben, ihre Solidarität mit den Streikenden auszudrücken, hat das Streikkomitee am Samstag, dem 24. März, eine Demonstration in Paris, im Stadtteil Barbès, organisiert. Das war ein Erfolg, weil, trotz strömenden Regens, 1.000 Arbeiter, darunter 600 aus der Fabrik, zur Demo gekommen sind: Streikende, ehemalige Streikende, die die Arbeit wieder aufgenommen haben, solidarische Nichtstreikende. Sich mit 1.000 anderen in Paris zu befinden, entschlossen und fest vor zahlreichen Fernsehkameras war ein schöner Moment, voll von Stolz, für jeden Streikenden.

Die Frage der Fließbandblockade

Weil sich der Streik in der Fabrik nicht ausweitete, wurde im Streikkomitee und in den Vollversammlungen schnell die Frage gestellt: Soll man die Fließbänder blockieren und Streikposten einrichten? Ab der zweiten Woche war eine gewisse Zahl von Streikenden aus allen Generationen dafür. Manche Jugendliche, weil sie Lust auf Auseinandersetzung hatten, und manche der Älteren, weil sie sich an 1982 und die gewalttätigen Auseinandersetzungen erinnerten, die ausgebrochen waren, um das Streikrecht zu verteidigen. Im Laufe der langen Streiktage haben Jung und Alt diskutiert. Die Geschichten von 1982 haben die Jugendlichen begeistert, die sich sagten, dass, wenn einige Arbeiter sich nicht trauen zu streiken, man ihnen mit einer Blockade dabei helfen könnte.

Man hat zuerst darüber diskutieren müssen, dass der Streik vor allem eine bewusste Handlung ist, und dass die Tatsache, dass eine Minderheit von Streikenden die Fabrik blockiert - wenn sie dies denn erreichen würden - nicht genügen würde, den Vorstand zu täuschen.

Was die Unternehmer, bei Citroen wie überall, befürchten, ist, dass sich die Mehrheit der Arbeiter einem Streik bewusst anschließt. Und nur das kann bewirken, dass sie nachgeben. Selbstverständlich kann es den Arbeiteraktivisten nur recht sein, dass die Produktion blockiert wird - denn das trifft den Unternehmer da, wo es weh tut, das heißt im Portemonnaie. Aber nur unter der Bedingung, dass dieses Blockieren bewusst geschieht, wir wiederholen es, und nicht von einer Minderheit gegen die Meinung der Mehrheit durchgesetzt - und weniger noch mit Hilfe von Knüppeln.

Übrigens wäre der Vorstand von Citroen selbst mit einer solchen Blockade sicherlich nicht unzufrieden gewesen - so dass sogar einige seiner Petzer auf diesem Terrain kämpften. Weil eine Blockade dieser Art einen Vorwand für gewaltsame Vorfälle oder sogar Interventionen der Polizei gegeben hätte, was den Charakter des Streiks geändert hätte und ihn hätte scheitern lassen können.

Aber diese Diskussion ist ohnehin nicht theoretisch. Bei der Frage der Streikposten werden nicht die Wünsche und Eindrücke des einen oder anderen diskutiert, sondern die wirklichen Kräfteverhältnisse berücksichtigt. Genau das haben die Leiter des Streiks den Verteidigern der Streikposten erklärt: "Streikposten, um die Türen zu blockieren? Sehr gut. Aber wie? Wer? Wie viel? Nehmen wir an, wir sind 300 aktive, anwesende Streikende jeden Tag. Es gibt sechs Türen in der Fabrik. Und drei Schichten - dieselben Personen werden nicht rund um die Uhr blockieren. Wir müssen also mindestens 18 Streikposten bilden. Das macht ca. 15 Kollegen in jedem Streikposten. Denkt ihr, dass wir die Türen mit 15 Mann blockieren können? Vor allem da es ständig Tausende von einsatzfähigen leitenden Angestellten gibt, die jederzeit bereit sind, uns rauszuschmeißen". Die Streikenden in ein solches Abenteuer hineinzuziehen, wäre, angesichts des Kräfteverhältnisses, vollkommen unverantwortlich gewesen. Und das hat auch die überzeugt, die am meisten zögerten.

Die Streikenden haben ebenfalls verstanden, dass, da die wesentliche Sorge des Vorstandes darin bestand, die Produktion aufrechtzuerhalten, diejenige der Streikenden nicht notwendig darin bestehen müsse, die Produktion zu verhindern, so lange sie eine Minderheit blieben. Sie sollte darin bestehen, das Kräfteverhältnis zu ihren Gunsten zu verändern. "Das Problem", sagte ein Streikender dem Komitee, "besteht nicht darin nicht zu produzieren: Es besteht darin, mehr zu werden". Übrigens geht es in einem Streik nicht darum, dass die Produktion nicht rausgeht: Sondern darum, dass die Arbeiter sich von der Maschine befreien können, um zu diskutieren, zu kämpfen und sich mit ihren eigenen Problemen zu beschäftigen.

Die Idee, gewaltsam die Fließbänder zu blockieren, kam und ging regelmäßig während des Streiks. Schließlich ist es viel diskutiert worden, und das Streikkomitee hat demokratisch beschlossen, es nicht zu machen.

Übrigens kann es auch Genugtuung bringen, anderen beim Arbeiten zuzusehen ... Oft haben sich die Streikenden gut dabei amüsiert, die Chefs an den Fließbändern schwitzen zu sehen, und sie mit Gesten oder Liedern zu ermutigen. So ist eine Gruppe junger Arbeiter zu einem Aktivisten gekommen, um ihn um den Text der "Internationale" zu bitten. Und diese kleine Gruppe hat vor einer Reihe verblüffter Chefs die Internationale gesungen.

Raus aus der Fabrik!

Nach einigen Tagen Streiks war es klar, dass der Streik seine "Reisegeschwindigkeit" erreicht hatte und dass sich der Rest der Fabrik dem Streik vorerst nicht anschließen würde. Dagegen musste man prüfen, ob andere PSA-Standorte sich ihnen nicht anschließen könnten. Um den Streik populär und ihre Bewegung bekannt zu machen, beschlossen die Streikenden also sehr schnell, an anderen Standorten im Raum Paris zu demonstrieren. Der Erste war derjenige von Gefco Survilliers, wo die Arbeitenden drei Wochen lang für die Löhne streiken. Dann, am 6. März, gelang es den Streikenden von Aulnay, in die Fabrik von PSA Saint-Ouen einzudringen. Trotz der "Mauer von Chefs" vor dem Eingang jeder Werkstatt haben sie dort, gemeinsam mit einigen Arbeitern, die sich ihnen anschlossen, auf den Verladerampen demonstriert. Zwei Tage später fuhren 400 Streikende von Aulnay in vier Bussen und Dutzenden von Autos in die Fabrik von Poissy, um dort ein Flugblatt zu verteilen. Der Empfang war warmherzig, zwei kurze Arbeitsniederlegungen hatten tagsüber stattgefunden, aber als sie zurückfuhren, hatte jeder verstanden, dass sich Poissy am Streik in Aulnay nicht beteiligen würde.

Während des Streiks von Aulnay haben kurze Arbeitsniederlegungen in den Fabriken des Konzerns stattgefunden: Wohl Tausende von Arbeitern von PSA haben für die Unterstützung der Streikenden in Aulnay kurz gestreikt. Das war auch der Fall in Fabriken wie Trémery, wo es, bis zu diesem Tag, fast niemals Arbeitsniederlegungen gegeben hatte; oder in Rennes, wo es, am 14. März, das erste Mal in der Geschichte der Fabrik, eine Demo in den Werkstätten gegeben hat.

Viele andere Veranstaltungen sind während des Streiks organisiert worden: Zum Beispiel sind die Streikenden drei Mal zum Unternehmensitz von PSA auf die "Allee der Großen Armee" in Paris gefahren. Während der zweiten Veranstaltung haben sie sich den Luxus erlaubt, auf dem Weg zur S-Bahn Richtung "Place de l'Etoile" abzubiegen und um den Triumphbogen herum, mit ausgerollten Transparenten stolz "Aux Champs-Élysées" (Zu den Champs-Élysées) zu singen.

An einem anderen Tag - am Montag, dem 26. März - ist eine Veranstaltung vor dem Arbeitsministerium, im glanzvollen Pariser Viertel "Invalides" organisiert worden. Während sie auf die Delegation, die von einem Stellvertreter des Ministers empfangen wurde, warten, sonnen sich die Streikenden auf dem riesengroßen Vorplatz der Invaliden. Die Mehrheit von ihnen kam zum ersten Mal in diese wohlhabende Gegend und machte große Augen angesichts des Luxus der großartigen Gebäude, die den Vorplatz säumen. Jeder bewundert die vergoldete Kuppel des Invalidendoms, die in der Sonne glänzt, das Glasdach des Grand Palais, die Statuen der Brücke "Alexandre III". Manche spielen Fußball, andere holen Trommeln heraus und machen einen Kreis, um zu tanzen ... Ein Streikender, der auf dem Rasenplatz liegt, sagt zu den Kollegen: "Die 300 Euro, gewinnen wir sie, gewinnen wir sie nicht ... Aber Leute, wenn man bedenkt, dass wir hier in Paris sind und wir sonnen, wie Touristen und stattdessen könnten wir an den Fließbänder hängen und schuften..."

Dieses Gefühl teilen viele in diesen Tagen: Endlich frei zu sein. Das ist genau das, was ein Arbeiter der Fertigmontage sagt, der nicht nur im Streikkomitee aktiv ist, sondern ebenfalls immer tanzbereit ist, wenn Trommeln beginnen zu schlagen: "Ich bin zwanzig Jahre im Gefängnis gewesen. Jetzt bin ich frei."

Streiks bei den Zulieferern

Ein anderes Ereignis hat sehr dazu beigetragen, die Stimmung bei den Streikenden hochzuerhalten: Die Streiks, die bei den Teilunternehmern von PSA ausgebrochen sind. Anscheinend hat der Lohnstreik in Aulnay die Arbeiter an anderen Standorten, die Citroen mit Autoteilen versorgen, ermutigt.

Der Streik bei Lear, im Nordosten des Raumes Paris, hat eine besonders vorteilhafte Rolle für Aulnay gespielt. Lear ist der Teilunternehmer, der Autositze für die Fabrik von Aulnay herstellt. Als die 250 Arbeiter des Standortes Lear den Streik begonnen haben, hat es der Fabrik von Aulnay sehr schnell an Sitzen gefehlt ... Das sind die manchmal unangenehmen Folgen der so genannten Just-in-time-Lieferung oder des "Lagerbestand null"! Egal: Seiner Politik treu "um jeden Preis irgendwas herstellen", hat sich der Vorstand von Aulnay entschieden, tausende Autos ohne Sitze zu produzieren, die sich, natürlich unverkäuflich, auf den Parkplätzen der Fabrik anhäufen.

Sofort nach der Meldung des Streiks hat eine große Delegation von Streikenden aus Aulnay diejenigen von Lear besucht - und die beiden Fabriken haben zusammen auf der "Avenue de la Grande Armée" demonstriert. Das war die Gelegenheit, sich zu treffen, sich zu unterhalten, festzustellen, dass man von einer Fabrik zur anderer dieselben Interessen, dieselben Löhne, dieselben Rhythmen und dieselben Sehnenentzündungen hat.

Am selben Tag, dem 27. März, wird auch bei einer Fabrik von Faurecia (Autozulieferer, eine Tochterfirma von PSA) für mehr Lohn gestreikt. Am nächsten Tag sind 500 Arbeiter von Lajous-Compiègne (Injektorlieferant für PSA Trémery) dran. In allen Fällen kamen die leitenden Angestellten von PSA direkt zu den Verhandlungen! Qual der Wahl für den Vorstand: Wenn die Streiks bei den Teilunternehmern andauern, würde dies wegen Mangel an Autoteilen die Produktion im Standort PSA blockieren, nachgeben aber hieße, die anderen Streikenden zu ermutigen. Schließlich wählt sie aus Angst vor Ansteckung die Produktion, und zwingt die Teilunternehmer nachzugeben und ihnen eine Lohnerhöhung von fünfzig Euro zuzusprechen. Das ist genug, damit die Streikenden die Arbeit wiederaufnehmen, aber nicht genug, denkt sie, um damit die anderen zu ermutigen.

Diese Streiks waren gut für die Stimmung der Streikenden in Aulnay. Sie sind in dem Moment ausgebrochen, als der Streik von Aulnay immer härter wurde. Noch dazu waren die Teilunternehmer nicht die Einzigen, die zur gleichen Zeit wie Citroen gestreikt haben: Anfang April haben die Müllarbeiter von Sita in Pantin (1.500 Arbeiter) und die Arbeiter von Clear Channel (der offizielle Plakatkleber der Präsidentschaftswahlkampagne) für höhere Löhne gestreikt. Eine gemeinsame Veranstaltung hat Letztere und die Arbeiter von Aulnay am Bahnhof Saint-Lazare zusammengebracht. Dies zeigt das klare Ziel der Streikenden, alle kämpfenden Lohnarbeiter zu vereinen. Dennoch ist es ihnen nicht gelungen, die Streiks zusammenlaufen zu lassen.

Die Beschäftigten der Sita haben berichtet, dass der Streik von Aulnay für sie "beispielhaft" gewesen war. Das allein rechtfertigt schon den Streik in Aulnay, wie es Die Zeitung des Streiks vom Dienstag, dem 10. April schrieb: "Dass 400 Streikende nicht genügen, um ein günstiges Kräfteverhältnis zu schaffen, das fähig ist, 300 Euro Lohnerhöhung vom Vorstand zu erzwingen, wissen wir von Anfang an. Wir wissen sogar, dass wir Tausende bräuchten, um den Vorstand bei der Frage der Löhne in die Knie zu zwingen. Die Streikenden wissen das und dennoch legen sie darauf Wert, den Streik so lange wie möglich fortzusetzen. Warum? Weil die Kraft unseres Streiks nicht darin liegt, was sie dem Vorstand sofort abzwingen kann. Die Kraft unseres Streiks liegt im Echo, das er bei immer mehr Lohnarbeitern, nicht nur im Konzern, sondern auch im ganzen Land hervorruft."

Die Streikkasse

Vom Anfang bis zum Ende des Streiks hat sich die finanzielle Frage mit besonderen Schärfe gestellt: Ganz einfach, weil Geld und Löhne dennoch der Hauptgrund des Konfliktes waren.

Alle streikenden Arbeiter haben es gesagt: Der Streik hat mit der Forderung der Abschaffung der Hungerlöhne begonnen. PSA kann noch so sehr seine Propagandamaschinerie in Gang setzen, um zu behaupten, dass seine Arbeiter Privilegierte seien oder zumindest beinahe, die Arbeiter der Fabrik und des Konzerns wissen, was Sache ist: Egal ob man Festangestellte, Zeitarbeiter oder bei einer Subfirma ist, die Löhne bei PSA sind niedrig. 1.200, 1.300 Euro netto im Monat sind üblicherweise die Löhne, und damit kann man unmöglich zurechtkommen. "Ich verdiene 1.200 Euro monatlich", erzählt ein Arbeiter. "Mit fünf Kindern. Wie soll das gehen?" Ein anderer Streikender sagt vor Journalisten, die vor der Fabrik filmen: "Immer, wenn ich die Werbung sehe ,Sie können sich nicht vorstellen, was Citroen alles für Sie tun kann', sage ich mir: 'Sie können sich nicht vorstellen, wie dreckig es uns wegen Citroen geht'!" Ein anderer sagt ganz einfach, dass er streikt "um endlich nicht mehr jeden Cent zweimal umdrehen zu müssen". Viele Arbeiter stecken ebenfalls bis zum Hals in Schulden - es gibt in der Fabrik 400 Überschuldungsakten.

Der Vorstand legt, wie man gesehen hat, den Finger in genau diese Wunde: Weil der Streik so lange dauert, werden die Lohnabhängigen viel Geld verlieren. Das funktioniert ein wenig - zum Beispiel, als die Chefs den Streikenden ankündigen, dass für sie keinen Vorschuss geben wird. Tatsächlich fragen viele Arbeiter gewöhnlich Mitte des Monats nach einem Vorschuss. Ohne diesen kommen sie nicht zurecht.

Aber nach einigen Augenblicken der Entmutigung hellt sich die Stimmung auf: "Dann essen wir halt nur Kartoffeln, das ist kein Problem", sagt ein Arbeiter." "Das kostet Geld, das stimmt", erklärt ein anderer. "Aber das ist kein verlorenes Geld: Es ist eine Investition in die Zukunft."

Natürlich wird sehr bald deutlich, dass der Vorstand den Lohnausfall für die Streiktage nicht wie 2005 bezahlen würde. Denn die Streikenden würden dies als einen riesigen moralischen Sieg und eine Ermunterung für neue Streiks auffassen. Die Streikenden fangen also an, darüber nachzudenken, wie sie selbst Geld auftreiben können, um ihren Streik zumindest teilweise finanzieren zu können. Das war eine wichtige moralische und politische Herausforderung: Als die Streikenden begriffen hatten, dass der Streik andauern würde und dass der Vorstand versuchen wollte, sie finanziell auszuhungern, haben sie beschlossen, ihm zu beweisen, dass ihm das nicht gelingen würde.

In anderen Konflikten, wie dem von Peugeot Sochaux und Peugeot Mülhausen 1989, hatten die Streikenden auf eine große von der CGT organisierte Solidarität zählen können: Eine Spendensammlung in ganz Frankreich hatte es ermöglicht, die Einkommensausfälle der Streikenden bis auf den letzten Cent zu bezahlen. Diesmal war die Situation anders: Obwohl die örtlichen und regionalen Verbände der CGT sich rege bemüht haben, hat keine landesweite Unterstützung stattgefunden.

So tauchen von allen Seiten Ideen auf, wie man Geld auftreiben kann. Das wird bald eine wichtige Tätigkeit der Streikenden: Verkauf von Postkarten mit Fotos vom Streik, Spendenaktionen vor den Fabriken, auf den Märkten, auf den Demonstrationen oder vor den Türen der Veranstaltungen des Präsidentschaftswahlkampfs, Organisation eines Unterstützungsfestes (das einige Tage nach der Wiederaufnahme der Arbeit am 14. April stattgefunden und ungefähr 20.000 Euro eingebracht hat). Alle Mittel sind recht und die Streikenden fangen an, die ganze Region um Paris mit ihren roten Fahnen zu durchqueren, um im Namen der Solidarität Spenden zu sammeln. Das war für viele Arbeiter ein wichtiger Moment: Zum ersten Mal haben sie bewusst das Gespräch mit anderen Arbeitern aus anderen Branchen (Nahverkehr, Postboten, Büroangestellte, Lehrer, Arbeiter anderer Fabriken) gesucht. Nicht nur, um ihren Streik bekannt zu machen, sondern auch ganz einfach, um zu diskutieren und um die Arbeits- und Lebensbedingungen zu vergleichen.

Die Streikenden haben ebenfalls Besuche in den Rathäusern organisiert, um mit den Bürgermeistern und den Ratsmitgliedern über eine finanzielle Unterstützung des Streiks zu diskutieren. Je nach Ort (und den politischen Empfindlichkeiten der Bürgermeister) haben sie zwischen Null und mehreren Hundert Euro Hilfe erhalten.

Für viele Arbeiter ist es ein schwerer Schritt, einen Bürgermeister zu besuchen, um als aktiver Streikender Geld zu verlangen. So schlägt ein Leiter des Streikkomitees vor, sich an die Ratsmitglieder zu wenden: "Es geht nicht darum, um Barmherzigkeit zu betteln. Wenn man die Bürgermeister besucht, bettelt man nicht um Almosen. Die Bürgermeister geben den Unternehmern Millionen von Subventionen, angeblich um ihnen bei der Ansiedlung zu helfen. Also, wir bitten auch um Subventionen, aber eben um Subventionen, um zu streiken. Den Bürgermeistern muss man sagen: 'Jedem seine Arbeit. Meine Arbeit besteht darin, Autos herzustellen. Und Ihr Job besteht darin, die sozialen Probleme zu lösen. Da Sie Ihren Job nicht machen, muss ich mit der Autoherstellung aufhören, um an Ihrer Stelle Ihre Arbeit zu erledigen. Also ist es ja wohl das Mindeste, dass Sie mich dabei finanziell unterstützen'."

Zahlreiche Mandatsträger haben akzeptiert, den Streikenden zu helfen ... manchmal nur mit schönen Worten (wie es Jean-Paul Huchon von der Sozialistischen Partei im "Conseil Régional" von Ile-de-France - im Raum Paris - getan hat); und manchmal mit Schecks, wie der "Conseil Général" von Seine-Saint-Denis (wo die Kommunistische Partei Frankreichs (KPF) die Mehrheit innehat), der 20.000 Euro gegeben hat, oder die Stadt Saint-Denis (KPF-Mehrheit), die 10.000 gegeben hat, um die Streikenden und ihre Familien zu unterstützen.

Das Geld, das gesammelt worden ist, wurde in Form von Schecks von einer vom Streikkomitee designierten Kommission in mehreren Raten an die Streikenden ausgegeben. Insgesamt 190.000 Euro wurden gesammelt und sind verteilt worden- ungefähr 400 Euros für jeden Streikenden. Die Übergabe der Schecks erfolgte gegen Vorlage des "Streikausweises". Diese Karte wurde vom Streikkomitee ausgegeben und jeden Morgen bei Ankunft in der Fabrik abgestempelt.

Die "Bezahlung" der Streikenden erfolgte öffentlich, vor allen Augen auf dem Parkplatz oder in einem Raum mitten in der Fabrik.

Das Ende des Streiks

Als der Streik nach sechs Wochen ohne direkte Perspektiven blieb, beginnen gewisse Streikenden zu entscheiden, die Arbeit wieder aufzunehmen.

Am Freitag, dem 6. April drehen sich alle Diskussionen unter den Streikenden um die Zukunft des Streiks. Viele betonen weiterhin, dass man "bis zum Ende" gehen muss, aber wo ist es, dieses "Ende"? Ist man nicht schon dort? Andere fragen sich: "Wenn wir jetzt die Arbeit wiederaufnehmen, ohne wirklich etwas gewonnen zu haben, heißt das nicht, dass wir alles umsonst gemacht haben?"

Während dieser Diskussionen haben die Aktivisten, dass, egal ob man weiterstreikt oder wieder an die Arbeit geht, es alle zusammen machen müssen. Und vor allem, dass vieles in diesem Streik gewonnen worden ist, selbst wenn der Unternehmer in der Frage der die Löhne nicht nachgegeben hat. In den Diskussionen werden alle Arten von Bildern von dem einen und dem anderen gebraucht: Aber die Idee, die am häufigsten wiederkehrt, ist, dass "dieser Streik eine Schlacht, ein erstes Gefecht, eine erste Runde gewesen ist". Sein Ergebnis bedeutet nicht, dass der Krieg verloren ist. Im Gegenteil: In diesem sechswöchigen Streik haben alle Beteiligten etwas gelernt, und das sie im nächsten Streik stärker machen wird.

Die Diskussionen gehen weiter am Freitag und während des langen Osterwochenendes: Am Telefon, in den Stadtvierteln, auf den Märkten, wo die Streikenden sich treffen. Die Geschäftführung hat am Freitag ein "Protokoll über das Konfliktende" vorgeschlagen, in dem sie sich zu einigen Zugeständnissen bereit erklärt - bezüglich der Preise des Bustickets, dem Essenspreis in der Kantine und vor allem, in der sie sich schriftlich verpflichtet, keinen Streikenden zu bestrafen.

Montag ist ein Ferientag. Die Streikenden treffen sich am Dienstag wieder zu einer Versammlung, die außerhalb der Fabrik stattfindet, abseits, damit jeder seine Meinung offen, ruhig, weit weg von den Ohren der Spitzel und der Chefs sagen kann. Die Leiter des Streiks laden alle Anwesenden ein, alles zu sagen, was sie über der Fortsetzung des Streiks, oder nicht, denken. Sie betonen, dass es derzeit sicher sei, zurzeit, dass der Unternehmer in der Lohnfrage nicht nachgeben wird. "Wenn wir jetzt weiterstreiken, sagt einer von ihnen, geht es nicht mehr um die Löhne. Dann geht es darum, den Unternehmer zu ärgern. Warum nicht? Aber wir müssen das hier und jetzt entscheiden." Ein wichtiges Element für die Entscheidung der Streikenden ist das Versprechen der Geschäftsführung, alle Drohungen von Strafmaßnahmen gegen die Streikenden aufzuheben.

Die Vollversammlung macht deutlich, dass eine übergroße Mehrheit der Arbeiter die Arbeit wiederaufnehmen will. Aber eine Sache lässt sie zögern: Die Arbeit wieder aufzunehmen, ohne gewonnen zu haben, heißt gesenkten Hauptes wieder an die Arbeit zu gehen. Diesen ist noch nicht klar, wie sehr die Streikenden, die ganz und gar nicht als Verlierer gesehen werden, den Respekt der anderen Arbeiter gewonnen haben. Sie werden es jedoch schnell begreifen.

In den Diskussionen, die in diesen Tage stattfinden, erklären die Leiter des Komitees: "Zunächst einmal ist es wichtig, dass wir, wenn wir wieder anfangen, alle zusammen wieder anfangen, und nicht in kleinen Gruppen, einer nach dem anderen. Wir müssen hier alle gemeinsam eine Entscheidung treffen und uns daran halten!

Und dann kann man nicht sagen, dass wir nichts bei diesem Streik gewonnen haben. Wir haben die 300 Euro nicht gewonnen, aber wir haben viel erreicht: Wir haben gelernt, uns zu organisieren. Wir haben den Respekt unserer Arbeitskollegen gewonnen, die wissen, dass wir für sie gekämpft haben. Wir haben erreicht, dass die Chefs und der Vorstand ihre Haltung ändern und sich nicht mehr erlauben können, uns wie vorher zu behandeln. Weil sie jedes Mal an unserer Solidarität stoßen werden. Das brüderliche Vertrauensverhältnis, das wir gewoben haben, bleibt uns erhalten. Und das, das macht uns für die Zukunft viel stärker!"

Jeder versteht diese Rede, weil jeder dieses Brüderlichkeitsgefühl spürt, dieses Gefühl, durch den Kampf und die Erinnerungen daran vereint zu sein. Wie ein Streikender kurz vor dem Ende des Streiks sagte: "Seit einem Monat leben wir zusammen, essen wir zusammen .... Wir sind jetzt eine Familie."

Am Dienstag beschließt die Vollversammlung eine neue Demonstration vor dem Hauptsitz in Paris, um zu versuchen, einige letzte Zugeständnisse zu erreichen. Dann auf dem Rückweg von der Demonstration versammeln sich die Streikenden erneut und organisieren eine Abstimmung: Quasi-einstimmig wird beschlossen, den Streik am nächsten Tag aufzuheben und den Vertretern der Streikenden zu gestatten, die beiden Protokolle über das Ende des Streiks zu unterschreiben. In diesen Protokollen verpflichtet sich der Vorstand unter anderen dazu 4,5 Streiktage zu bezahlen.

Am Tag danach, am Mittwoch, dem 11. April, verteilen die Streikenden eine letzte Zeitung des Streiks: "Der Streik ist unterbrochen aber der Kampf für die Löhne geht weiter." "Wir haben beschlossen, die Arbeit heute wieder aufzunehmen. Aber wir gehen erhobenen Hauptes zurück. Wir sind stolz, PSA, eines der größten Unternehmen des Landes, sechs Wochen lang herausgefordert zu haben."

Wie gesagt, die Werksleitung hoffte anfangs, den Streikenden das Rückgrat zu brechen und sie zu erniedrigen. Sie und ihre kleinen Chefs haben am Mittwoch, dem 11. April, mit Wut im Bauch ganz offensichtlich bemerken müssen, dass sie total gescheitert waren.

Statt mit gesenktem Haupt fand die Wiederaufnahme der Arbeit am Ende einer der dynamischsten und entschlossensten Demonstrationen des ganzen Streiks. Die Streikenden ziehen unter dem Beifall zahlreicher Nichtstreikender durch die Werkshallen. Man wir Stunden brauchen, bis einer nach dem anderen wieder an seinem Arbeitsplatz ist. Wenn eine Gruppe an ihrem Posten ankommt, beschließt sie, eine andere zu einem anderen Posten zu begleiten und so weiter ... Man klatscht sich Beifall, man gratuliert sich, man verabredet sich "zum nächsten Streik" ... Während dieser Zeit wagen die Chefs, die während des Streiks so arrogant waren, nichts zu sagen.

Allein in der Nacht der Wiederaufnahme der Arbeit gab es drei kurze Arbeitsniederlegungen, darunter eine, weil ein Chef eine Frau in einer Abteilung beleidigt hat.

Auch in den Tagen und Wochen nach dem Streik hatten die Streikenden viele Gelegenheiten sich wieder zu treffen: Für weitere Spendensammlungen, für die Solidaritätsveranstaltung am Samstag, dem 14. April ... Und in den Abteilungen, für Versammlungen, kurze Arbeitsniederlegungen, Wutausbrüche, die unvermeidlich stattgefunden haben, jedes Mal, wenn ein Chef versucht hat, den Prahler zu spielen.

Als vorläufiger Abschluss

Die Atmosphäre in der Fabrik von Aulnay hat sich tief verändert. Die moralisch und körperlich erschöpften Chefs haben alle eine Woche Urlaub genommen; auf der anderen Seite haben zahlreiche Arbeiter das Gefühl von Stärke behalten. Sogar die Nichtstreikenden lassen sie nicht auf die Füße treten, und oft kann man hören, wie jemand wegen einer unangemessenen Bemerkung lebhaft protestiert.

Er herrscht in gewissen Sektoren der Fabrik ein Klima von Brüderlichkeit, das allein ein Streik, ein langer gemeinsam geführter Kampf schaffen kann.

Aber wie es die letzte Zeitung des Streiks sagte, soll der Kampf weitergehen: Weil von Seiten der Geschäftsführung die Angriffe weitergehen. So ist am 9. Mai ein Plan über den Abbau von 4.800 Stellen offiziell angekündigt worden. Es wird noch viele andere Kämpfe auszufechten geben, und sie werden geführt werden, und dabei, "seien wir sicher, werden wir wesentlich zahlreicher sein", sagte die letzte Zeitung des Streiks. Bevor sie endet:

"Selbstverständlich haben wir unsere wesentlichen Forderungen bislang nicht durchsetzen können. Aber da die Bewegung auf 500 Streikende beschränkt blieb, war es wirklich nicht möglich, PSA zu einer Lohnerhöhung zu zwingen. Wir wissen jedoch, dass diese Forderungen alle Arbeitenden betreffen. Viele haben es uns gesagt oder haben es uns durch ihre brüderliche Haltung zu verstehen geben, ohne jedoch bereit zu sein, unserem Beispiel zu folgen.

Wir haben bewiesen, dass es möglich ist sich zu organisieren und mit mehreren Hundert für eine lange Zeit gemeinsam zu kämpfen. Wir sind überzeugt davon, dass das, was wir tun konnten auch viele Arbeiter in anderen Fabriken tun können. Da der Vorstand sagt, dass das ein Problem auf Konzernebene ist, schließen wir daraus, dass die nächste Etappe darin bestehen wird, einen Kampf Seite an Seite mit den Beschäftigten der anderen Fabriken zu führen. Eben dafür ist unser Streik ein erster Schritt.

Die Streikenden kämpfen nicht nur für ihre eigenen Interessen, sondern indem wir kämpfen, kämpfen wir für unser aller Zukunft! Und eben dieses Bewusstsein macht uns Lust, so lange wie möglich zu widerstehen. Die Samen, die wir heute säen, werden wir morgen ernten. Das ist die Stärke unseres Streiks."