Das Forum für eine „andere Globalisierung“- „Die Welt verändern“ - aber wie? (aus Lutte Ouvrière - Arbeiterkampf- vom 14. November 2003)

печать
Das Forum für eine „andere Globalisierung“- „Die Welt verändern“ - aber wie?
November 2003

Das vom l2. bis l5. November in Paris und seinen Vororten stattfindende Europäische Sozialforum für eine "andere Globalisierung" ruft kuriose Verhaltensformen hervor. "Der Ausdruck 'eine andere Globalisierung' macht mir keine Angst" ließ sich etwa Alain Juppé, Vorsitzender der konservativen UMP, als letzter in einer langen Reihe vernehmen. Auch die Sozialistische Partei ruht nicht. Ihre Verantwortlichen versuchen, sie als die politische Kraft zu präsentieren, die in der Lage sei, den Wunsch der Globalisierungsgegner nach einer "möglichen anderen Welt" zu erfüllen.

Die Veranstalter der Diskussionen haben entschieden, dass es politischen Organisationen nicht möglich sein solle, als solche am Sozialforum teilzunehmen. Es ginge darum, meinten sie, eine etwaige "Übernahme" zu verhindern. Doch wenn man davon spricht die Welt zu verändern, kommen gezwungenernaßen politische Standpunkte zum Ausdruck, und das auch bei jenen, die sich als "apolitisch" hinstellen. Genauso wenig kann das Politiker wie Hollande (Vorsitzender der Sozialistischen Partei) oder Juppé daran hindern, die Gelegenheit beim Schopf zu packen und zu behaupten, sie verstanden die Anliegen der Teilnehmer und würden sie sogar teilen, ja, ihre eigenen Aktionen zielten genau darauf ab.

Das wird zweifelsohne auch dadurch ermöglicht, dass die Bewegung für eine "andere Globalisierung" heterogen ist und in erster Linie ein "Forum" sein will, eine Summe von Diskussionen, in die jeder seine Überlegungen zur Art und Weise, wie man "die Welt verändern." könne, einbringt. Gewiss nehmen viele in vollkommener Aufrichtigkeit an diesen Diskussionen teil. Sie sind schockiert vom wirtschaftlichen Durcheinander, der Ausbreitung der Armut, den Entlassungen, den Hungersnöten in den armen Ländern oder der Umweltzerstörung: Die verschiedenen Aspekte der Krise der kapitalistischen Gesellschaft sind so zahlreich, dass es schwierig ist sie alle zu nennen. Es ist zu begrüßen, dass dieses System trotz sämtlicher offizieller Reden weltweit weiterhin nicht nur Unzufriedenheit und Missmut hervorruft, sondern auch Aufruhr und die Überzeugung, dass es so nicht weitergehen kann.

All diese Menschen können jedenfalls nur schockiert davon sein, wie manche Politiker von der Gelegenheit profitieren, um sich zur Geltung zu bringen, auch wenn sie vor nicht allzu langer Zeit an der Macht waren bzw. es immer noch sind und dabei ganz deutlich zu verstehen gegeben haben, auf wessen Seite sie sind: auf jener der Inhaber dieser Gesellschaft, auf der Seite der großen kapitalistischen Unternehmen und der Banken; auf jener des Wirtschaftssystems, das auf der einen Seite die Reichtümer ansammelt, während die andere nur Not abbekommt. Sie sind auf der Seite einer Gesellschaft, in der sich noch zu Beginn des 21. Jahrhunderts Krisen, Hungersnöte und Kriege ohne Unterlass wiederholen.

Also ja, um diese "Welt zu verändern" brauchen wir eine Politik, aber nicht die - in welcher Form auch immer der Verantwortungsträger dieser Gesellschaft. Wir brauchen eine revolutionäre Politik mit dem Ziel, diesem System, dem kapitalistischen System, ein Ende zu bereiten. Allein die Arbeitenden und die ausgebeuteten Massen aller Länder haben die Möglichkeit und die Kraft, eine andere Gesellschaft aufzubauen; eine Gesellschaft, die nicht mehr auf Profit und Ausbeutumg basiert, sondern auf freier Verbindung und Zusammenarbeit; in der die Reichtümer der Allgemeinheit zur Verfügung stehen und den Bedürfnissen der Menschen entsprechend vernünftig genutzt werden.

Besser als "Globalisierungskritik" nennt sich das Internationalismus und Kommunismus. Auch heute noch handelt es sich dabei um die beste Idee, "die Welt zu verändern".

l4. November 2003