USA: Die Gewerkschaften brauchen eine neue Führung. Eine die bereit ist zu führen und zu kämpfen.
Der Gewerkschaftsbund AFL-CIO hat sich 2005 gespalten. Die Führer von vier großen Gewerkschaften kündigten an, nicht am AFL-CIO-Kongress teilzunehmen. Kurz darauf beendeten drei von ihnen, nämlich die "Teamsters", die "Service Employees" (SEIU) und die "United Food & Commercial Workers" (UFCW) die Arbeit, bestätigend was jedermann erwartete: Sie traten aus dem Gewerkschaftsdachverband aus. Es wurde darauf spekuliert, dass andere Gewerkschaften, besonders "Unite-Here", und vielleicht die "Laborers" und die "Farmworkers", auch austreten könnten. Sie wollen sich der "Carpenters Union" anschließen, die den Bund schon verlassen hat.
Wenn die ganze Gewerkschaftskoalition austrete, würde das beinahe ein Drittel der dem Bund gezahlten Beiträge darstellen.
Jimmy Hoffa Junior, Andy Stern und Joe Hansen, die Führer der drei Gewerkschaften, die den Bund schon verlassen haben, sagen, dass sie austreten, damit sie neue Mitglieder organisieren können.
Wenn es in diesen Tagen etwas gibt, das getan werden muss, dann dies, Leute zu organisieren. Weniger als 8% der Lohnabhängigen der Privatwirtschaft ist gewerkschaftlich organisiert. Sogar wenn wir die Angestellten des öffentlichen Sektors mitrechnen - Lehrer, beim Staat beschäftigte Arbeitskräfte, Polizei und Feuer¬wehrleute - beträgt die Gesamtrate der gewerkschaftlichen Organisierung über die Grenzen hinweg 12%; im Gegensatz dazu betrug sie 35%, als AFL und CIO sich im Jahr 1955 zu einer Organisation vereinigten.
Was schlägt die Koalition vor? Sie möchte, dass die existierenden Gewerkschaften sich zu größeren vereinigen, argumentierend, dass auf diese Weise eine gewerkschaftliche Kräftekonzentration möglich sei.`
Wenn die Vereinigung von kleineren Gewerkschaften zu größeren Einheiten den Weg für Organisierung und Rekrutierung neuer Mitglieder bereitet hätte, dann wäre die Gewerkschaftsbewegung heutzutage quick lebendig. Zwischen 1978 und heute gab es 110 (!) Zusammenschlüsse von kleineren Gewerkschaften zu größeren. Während der zehn Jahre, ais John Sweeney an der Spitze von AFL - CIO stand, gab es 31 Zusammen¬schlüsse. Anstatt der Bewegung neues Leben einzuhauchen, schien das Resultat dieser Vereinigung lediglich in einem Bund alter Männer zu bestehen, denen bloß der Atem ausgeht.
Tatsächlich war dieses "merging" wenig mehr als eine bürokratische Antwort auf die kontinuierliche Abwärtsbewegung der Mitgliederentwicklung. Mitgliederverlust bedeutet Verlust von finanziellen Beiträgen. Die größeren Gewerkschaften verschlangen kleinere um Geld, für die Finanzierung ihrer Hauptquartiere, ihres Apparats und ihrer regelmäßigen Aktivitäten herein zu bekommen.
Die Vereinigungs-Aktivität war der Weg der Bürokratie, um das Hauptproblem zu umgehen: Warum konn¬ten sie die Arbeiterinnen und die Arbeiter nicht überzeugen, sich zu organisieren?
Sicherlich nicht deshalb, weil die ArbeiterInnen keinen Grund hatten, sich der Gewerkschaft anzuschließen. Die Arbeitsbedingungen treiben die Leute geradezu an, sich heutzutage zu organisieren. Aber um diesen Schritt zu tun und manch¬mal ein erhebliches Risiko im Kampf mit den Bossen einzugehen, müssen die ArbeiterInnen das Vertrauen und die Sicherheit haben, dass die Gewerkschaft, der sie sich anschließen, ihren Kampf unterstützt.
Der ganze Gewerkschaftsbund AFL-CIO, und an erster Stelle die davon sich abspaltenden Gewerkschaften, ist übersäht mit "Streikleichen", denen die Gewerkschaft nur widerwillig Unterstützung gewährt hat - angefangen mit dem Zeitungsstreik in Detroit von 1995, dem UPS-Streik von 1997 bis zum Supermarkt-Streik in Kalifornien 2004, ganz abgesehen vom Hormel-Streik von 1985. Der Mann, der die Attacke auf die Hormel-Streiker geführt hat, der ihnen jegliche Unterstützung verwehrt hat, der ihnen ihr Lokal weggenommen hat, war niemand anderer als Joe Hansen von UFCW, der heute einer der Führer der neuen Gewerkschafts-Vereinigung ist.
Das Kennzeichen derjenigen, die sich heute an der Spitze der Gewerkschaften - mögen sie im Bund bleiben oder nicht - befinden, ist ihre Bereitschaft, die Profite "ihrer eigenen" Bosse auf Kosten der ArbeiterInnen zu verteidigen.
Wenn die Gewerkschaftsbewegung in der heutigen Zeit revitalisiert wer¬den soll, so geht dies nur durch dieselben Kräfte, die sie in erster Linie aufgebaut haben: die massenhafte Aktivität von ArbeiterInnen, die Streikkämpfe zur Verbesserung ihrer Lage führen und sich in diesen Kämp¬fen zusammenschließen, über Gewerkschaftsgrenzen hinweg. Die Gewerkschaften sind nicht groß geworden auf Grund von Machenschaften, die hinter verschlossenen Türen fielen, wo es nur darum ging, auszuhandeln, welche Gewerkschaft die Mitgliedsbeiträge von welchen ArbeiterInnen-Gruppen kassieren könnte. Ihr Wachstum basierte auf Millionen von Arbeitern und Arbeiterinnen auf den Straßen überall im Land, die dem Funktionieren der kapitalistischen Wirtschaft Widerstrand entgegengesetzt und die Bosse gezwungen haben, sich mit ihnen an einen Tisch zu setzen.
Es ist richtig, dass die Gewerkschaftsbewegung einen neuen Beginn und eine neue Führung braucht. Sie benötigt KämpferInnen, die bereit sind, sich auf die Kampfkraft der ArbeiterInnenklasse zu stützen.