Wenigstens 129 Tote und mehr als 300 Verletzte: Die Terroristen, die freitagabends zuschlugen, töteten kaltblütig und methodisch und so viele Frauen und Männer wie möglich, ob sie auf der Terrasse eines Restaurants saßen oder Zuschauer des Bataclan waren oder auch sich im Stade de France befanden.
Sie töteten, ohne Unterschiede zu machen, wahllos, um zu terrorisieren. Gegenüber einer solchen Welle von Barbarei kann man nur Entsetzen empfinden. Nichts kann so ein Blutbad rechtfertigen. Solche Taten sind auf Feinde der ganzen Menschheit und folglich auf Feinde der arbeitenden Bevölkerung zurückzuführen.
Während wir alle tief betroffen sind, profitieren die politischen Führungskräfte von dieser Erregung, um uns dazu zu überreden, dass wir schweigen und uns auf die Seite ihrer Politik stellen sollen. Montagnachmittag versammelten sich alle führenden Politiker theatralisch in einer gemeinsamen Tagung, um zu der nationalen Einheit aufzurufen. Am Vortag hatte Hollande Sarkozy und Le Pen im Elysee-Palast empfangen.
Alle sprechen von Einheit aber werden die Rechte und die Front National damit aufhören, sich gegenseitig in widerlichen Angriffen gegenüber Muslims und Ausländer zu überbieten? Wird die Regierung diesem Klima des sich verbreitenden Misstrauens ein Ende setzen? Natürlich nicht! Mit dem Ausnahmezustand und der Verhärtung der Polizeimaßnahmen, muss man mit der Vervielfachung der "Gesichtskontrollen" auf Grund der Hautfarbe und mit der Verbreitung des Argwohns rechnen, die zur Verschärfung des Rassismus hinführen werden.
Für Hollande, Sarkozy und Marine Le Pen besteht die "Nationale Einheit" darin, dass wir uns hinter sie stellen und ihre Kriegsmaßnahmen unterstützen. Sogar wenn die Rechte und die Front National die Politik von Hollande, die für sie noch zu permissiv ist, kritisieren, fordern sie uns doch dazu auf, hinter dem Staat zusammenzurücken und den Ausnahmezustand und die Begrenzung der Rechte, sich in Wort und Schrift zu äußern, zu akzeptieren. Und wenn man diese kriegerische Richtung nicht bejaht, dann wird man angeklagt, sich mit den Dschihadisten zu solidarisieren.
Lassen wir uns von so einem Erpressungsversuch nicht beeindrucken! Wir müssen SOWOHL die Terroristen WIE die Verantwortung des französischen Staates anprangern.
Die Dschihadisten vom IS üben eine der blutigsten Diktaturen, die es gibt, in den Gebieten, die sie beherrschen, aus. Sie erpressen die Bevölkerung, sie zwingen sie dazu, gemäß mittelalterlichen Geboten zu leben, sie versklaven die Frauen und bringen alle diejenigen um, die nicht wie sie denken. Ihre Opfer sind ebenso Muslims wie Christen und das ist der Beweis dafür, wenn einer nötig ist, dass es sich nicht um einen "Zusammenstoß von Zivilisationen" handelt, auch nicht um "einen Krieg zwischen Religionen", sondern um einen Kampf um die Macht und um die Reichtümer der Region.
Aber diese Bluthunde sind nicht aus dem Nichts entstanden. Die Führer der imperialistischen Länder zögerten nie davor, sich auf die extremsten Regime zu stützen, auf mittelalterliche Diktaturen wie Saudi-Arabien oder auf den Staat Israel, der das palästinensische Volk unterjocht, um ihre Vorherrschaft über die Region des mittleren Ostens, die sie kolonisiert hatten, aufrecht zu erhalten.
Und wenn ihnen das gelegen kam, bewaffneten sie Gruppen und manövrierten, um Oppositionen zu schaffen. In Irak stürzten die Vereinigten Staaten Saddam Hussein, sie zerstörten seine Armee und setzten ein Regime ein, das die Sunniten ausschloss. Jetzt findet man diese an der Spitze des IS.
Die Großmächte lösten den "Krieg gegen den Terrorismus" vor 14 Jahren nach dem Attentat gegen das World Trade Center aus. Zu dieser Zeit gab es einen oder zwei Ausgangspunkte des Terrorismus. Heute gibt es davon dutzende. Weit davon entfernt, den Terrorismus auszumerzen, nähren ihn diese imperialistischen Interventionen.
Letzten Monat schlugen die Terroristen in der Türkei zu und töteten 97 Menschen. Vor 14 Tagen stürzte ein russisches Flugzeug im Sinai ab: 224 Tote. Letzten Donnerstag raffte eine Bombe in Beirut 43 Personen hinweg. Was den Krieg in Syrien betrifft, verursachte er schon 250.000 Opfer. Also nein, die Barbarei stieg nicht nur um eine Stufe höher, seitdem sie Paris betraf, sie holte uns ein.
Frankreich kann nicht eine kleine Insel von Sicherheit und Frieden in einem Ozean von Elend und Kriegen sein. Eine Welt wo 67 Familien den Gegenwert dessen besitzen, was 3,5 Milliarden Menschen zum Überleben haben, eine Welt, wo Afrika und der mittlere Osten begehrte Eldorados für Kapitalisten aber die Hölle für ihre Bevölkerung sind, kann nur Ungeheuerlichkeiten erzeugen. Erst wenn wir das Übel an der Wurzel bekämpfen, das heißt die Herrschaft dieses verrückten Wirtschaftssystems, werden wir uns von davon befreien können,
Lassen wir uns also nicht in den Burgfrieden der Imperialisten hineinziehen! Weder Hollande noch Sarkozy, noch Le Pen sollen in unserem Namen sprechen! Es ist vital, dass wir Arbeitende, was auch immer unsere Herkunft ist, uns als eine Klasse mit gemeinsamen Interessen fühlen, um uns gegen diese Minderheit, die uns ausbeutet und uns in eine Welt von Barbarei stürzt, zu verteidigen.