Kann man anders als empört sein, wenn man auf der Straße einer Frau begegnet, die in ihrer Burka eingeschlossen ist? Diese Kleidung trifft einen ins Herz. Doch diese Frauen sind nicht die einzigen, die ihre Haare und ihre Körper verbergen: Das macht nämlich auch ein Teil der Nonnen der katholischen Kirche. Und das machen auch alle weiblichen Opfer der monströsen Vorurteile, die die religiösen und reaktionären Organisationen, die sich auf Allah oder auf Jesus Christus berufen, verbreiten. Jedoch sollten die Frauen, die aus verschiedenen Gründen aus ihrer Kleidung das Leichentuch ihrer Freiheit und ihrer Gleichberechtigung machen, andere Dinge als Geldstrafen von einer Gesellschaft erwarten können, die auch in den westlichen Ländern noch weit von einer wirklichen Gleichberechtigung der Frauen und der Männer entfernt ist.
Das Gesetz, das die Regierung dem Parlament untertreiben will, beruht auf reiner Heuchelei. Seine Verteidiger berufen sich auf die angebliche Gefahr, die ihrer Meinung nach dadurch entstünde, dass die Burka das Gesicht der Frauen verbirgt. Das ist reine Heuchelei! Das eigentliche Problem, das die Handlungsweise dieser Frauen aufwirft, besteht darin, dass sie dazu beitragen, reaktionäre Vorurteile in ihrer Familie und in ihren Wohnvierteln einreißen zu lassen und auch, dass sie sich den Gesetzen der religiösen Integristen unterwerfen. Ob ihre Ausstaffierung das Ergebnis einer freien Entscheidung ist oder ihnen aufgezwungen wird, ändert nichts an dieser Tatsache. Und deshalb sollte man vor allem denen helfen, die dem Druck widerstehen und die frei leben wollen.
Man könnte vielleicht denken, dass das gesetzliche Verbot der Burka eine Unterstützung und eine Hilfe für die Frauen und die Mädchen gegen den Druck der Familien und den der islamistischen Bewegungen wäre, die aus der Religion ein politisches Instrument zur Vergrößerung ihres Einflusses in ihrer Umgebung und in ihren Wohnvierteln machen wollen. Es stimmt auch, dass das Gesetz, das die Beschneidung oder auch das Tragen des Schleiers in der Schule verbietet, so wie das Gesetz, das die Empfängnisverhütung oder die Abtreibung erlaubt, Frauen verschiedener Herkunft und verschiedener Religionen dabei geholfen haben, sich von unmenschlichen Bräuchen früherer Zeiten zu befreien. Aber der heutige Kontext, die repressive Politik der Regierung gehen in eine entgegengesetzte Richtung: Sie führen nicht zur Befreiung der Bevölkerung von dem Druck der religiösen und reaktionären Apparate, die aus der Unterwerfung der Frauen ein Dogma machen.
Das Gesetz von Sarkozy, Hortefeux und Ihresgleichen hat also nichts mit der Emanzipation der unterdrückten Frauen zu tun. Und wenn wir an dem Kampf gegen das Tragen der Burka teilnehmen oder auch an dem gegen das Tragen des Schleiers, den junge und weniger junge Frauen führen, die Ländern entstammen, wo die islamische Religion vorherrscht, so bleiben wir doch den Politikern fern, deren Ziel nicht die Befreiung der Frauen ist, sondern eine demagogische Sicherheitspolitik, die antiislamischen Vorurteilen Zugeständnisse macht.
9. Juli 2010