Nahosten: Sie werden nicht immer regieren

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Texte von Lutte de Classe - Klassenkampf
März 1957

Dem gemeinsamen Druck der UNO und der „Weltmeinung“, deren legitimster Ausdruck bekanntlich das US-Außenministerium ist, nachgebend, zieht Israel seine Truppen aus Gaza und Aqaba ab. Dies ist leider nur die letzte Episode und nicht das Ende des Kampfes, den die großen, mittleren und kleinen Mächte in diesem Teil der Welt um alles führen, was mit der Förderung und dem Transport von Öl zu tun hat. Wie wir heute alle wissen, ging es bei den diplomatischen Konferenzen um wirtschaftliche Dominanz und nicht um die Interessen der Völker.

Die Haltung der US-Diplomatie gegenüber Israel ist ein weiteres Beispiel dafür. Sie folgt damit nur dem „Teile und Herrsche“-Prinzip, das in der englischen Kolonialpolitik zum Gesetz geworden ist.

So wie sie in Indien Muslime gegen Hindus aufgehetzt hatten, hatten die Männer des Auswärtigen Amtes in Palästina die Feindschaft der Araber gegen die Juden zu einem guten, hartnäckigen Hass gemacht und ihn jedes Mal künstlich wiederbelebt, wenn er zu erlahmen drohte. Sie hatten die Kunst, beide Bevölkerungsgruppen gleichermaßen zu verärgern, auf die Spitze getrieben. Sie gewährten den einen und den anderen nicht die gleichen Rechte. Sie ließen die von den Juden geforderte Masseneinwanderung nicht zu, sondern schränkten sie ein, um die Araber ständig gegen die Neuankömmlinge aufzubringen. Zu dieser Zeit konnte England durch diese politische Doktrin viele Besatzungstruppen einsparen, da es im Grunde nur als unparteiischer Schiedsrichter fungierte.

Am Ende des Zweiten Weltkriegs wurde der Zionismus, der bis dahin kaum Beachtung gefunden hatte, zur einzigen Hoffnung für die europäischen Juden, die den Krematorien entkommen waren. Integration war für sie nicht möglich gewesen, so dass ihnen nur der jüdische Staat als Perspektive blieb. Es war die Zeit der Massenauswanderung nach Palästina, der illegalen Konvois, die die englischen Straßensperren durchbrachen, die Zeit der „Exodus“, deren Name ein Symbol ist. Diese illegalen Einwanderer bewaffneten sich und griffen sowohl die Araber als auch die englischen Truppen an. Sie besiegten beide. Und das mit der Unterstützung der Vereinigten Staaten, die ihren „Verbündeten“ England in diesem Teil der Welt in Schwierigkeiten bringen wollten, wenn auch nicht entscheidend, so doch quasi offiziell. So kam es 1948 zur Gründung des Staates Israel. Seitdem leben die Juden, die in diesem künstlichen Staat gefangen sind, mit der Waffe in der Hand. England benutzte sie beim „Suez-Coup“, indem es sie gegen Ägypten hetzte.

Doch die amerikanische Diplomatie, die die Interessen, Verantwortlichkeiten und Methoden Englands übernommen hat, praktiziert weiterhin das Prinzip „Teile und herrsche“. Nachdem die USA Israel bei der Geburt geholfen haben, unterstützen sie nun die arabischen Staaten gegen Israel.

Doch die Völker werden sich nicht ewig zum Vorteil einiger weniger Sponsoren gegeneinander aufhetzen. Der nationale Hass wendet sich nun gegen die Kolonialisten und die Führer der Welt sehen sich von den Kräften, die sie gemacht haben, überwältigt.

 

6. März 1957