Ziele und Politik von Lutte Ouvrière (angenommen von Lutte Ouvrière-Parteitag vom Ende 1986)

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Ziele und Politik von Lutte Ouvrière
November 1986

1. Lutte Ouvrière ist eine kommunistische, revolutionäre und trotzkistische Organisation.

2. Lutte Ouvrière ist eine kommunistische Organisation. Ihr Ziel ist der Aufbau einer klassenlosen Gesellschaft, deren Basis das Kollektiveigentum der Produktionsmittel sein wird, die der menschlichen Weltgemeinschaft gehören.

3. Lutte Ouvrière ist eine revolutionäre Organisation. Mit dem Ziel, diese kommunistische Gesellschaft zu errichten, erstrebt ihre ganze Tätigkeit die Ergreifung der Macht durch das Proletariat. Diese Machtergreifung kann nur außerhalb des Rahmens der bürgerlichen Institutionen geschehen, indem diese Institutionen zerstört und von Organen der proletarischen Demokratie ersetzt werden.

4. Lutte Ouvrière ist eine trotzkistische Organisation. Sie beruft sich auf die Ideen, das Programm und die Politik der Linken Opposition unter der Führung von Leo Trotzki, welche die Fortsetzung der Ideen, des Programms und der Politik von Marx und Engels, und nach ihnen der von Lenin geleiteten bolschewistischen Partei waren.

5. Für Lutte Ouvrière ist das Proletariat immer noch die einzige Kraft, die, auf Weltebene, die Macht des Bürgertums umstürzen und ersetzen kann. Die moderne industrielle Arbeiterklasse bildet das Herz dieses Proletariats und seine wichtigste Kraft. In der modernen Gesellschaft sollen die Kräfteverhältnisse zwischen den Klassen nur auf Ebene des Planeten erfasst werden. Und auf Weltebene ist die Arbeiterklasse, wie das ganze Proletariat, nicht etwa schwächer, sondern zahlenmäßig stärker geworden, auch wenn sie, in den letzten Jahren in den alten industrialisierten Ländern, vor allem wegen der Krise, nicht zugenommen sondern eher abgenommen hat.

6. Das Proletariat ist eine internationale Klasse, deren potentielle Macht darauf beruht, dass es eine internationale Klasse ist. Jede nationalistische Ideologie oder Bewegung, sogar diejenigen der unterdrückten Gemeinschaften, sind tatsächlich oder potenziell diejenigen der feindlichen Klasse, des Bürgertums und lang- oder kurzfristig ein Hindernis für ihre Emanzipation. Der Kampf gegen jeden Nationalismus und zur gleichen Zeit gegen jede nationale Unterdrückung ist also eine der ersten Aufgaben der revolutionären Kommunisten.

7. Um die Weltrevolution und den Aufbau der internationalen Macht des Proletariats zum Erfolg zu führen, ist eine zentralisierte Weltpartei der proletarischen Revolution notwendig. Die Bildung dieser Kommunistischen Internationale war das Ziel von Lenin und der Bolschewiki, als sie die Dritte Internationale schufen, dann dasjenige von Trotzki, als er die Vierte Internationale gründete. Heute, nachdem die Dritte Internationale durch die stalinistische Bürokratie aufgelöst wurde und die Vierte Internationale nach dem Tod von Trotzki zusammengebrochen ist, muss diese Weltpartei noch gebaut werden. Das ist das Ziel von Lutte Ouvrière.

8. Lutte Ouvrière beruft sich auf Lenin und auf den Bolschewismus, dessen Handlung und Politik zur ersten siegreichen proletarischen Revolution und zur Gründung des ersten Arbeiterstaats der Geschichte geführt haben. Wegen des Misserfolges der internationalen Revolution in den Jahren nach der russischen Revolution, ist dieser Staat in die Hände einer parasitären und gegenrevolutionären Bürokratie übergegangen. Der degenerierte Arbeiterstaat der Sowjetunion ist heute eine arbeiterfeindliche totalitäre Diktatur. Die sowjetische Arbeiterklasse wird die Macht in der UdSSR nur durch eine politische Revolution zurücknehmen können, die das Regime und die gegenwärtigen Staatsinstitutionen zerbrechen und die Organe der Arbeitermacht wieder herstellen werden muss. Jedoch angesichts eines militärischen Angriffs des Imperialismus, der früher oder später immer droht, äußert sich Lutte Ouvrière für die Verteidigung der Sowjetunion.

Nach der Auslösung eines Dritten Weltkriegs wäre wirklich ein Sieg des Imperialismus am Ende jenes Krieges die schlimmste Sache für die Arbeiterbewegung. Dies bedeutet zu keiner Zeit die kleinste politische Unterstützung für die russische Bürokratie, die ebenso der Feind des Proletariats wie die verschiedenen imperialistischen Staaten ist.

9. Seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs sind einige Regimes entstanden, entweder infolge der Besetzung des Landes durch die russische Armee oder infolge nationalistischer Revolutionen, die sich selbst sozialistisch verkünden und politische oder soziale Züge aufweisen, die jenen der bürokratischen Sowjetunion ähnlich sind. Was auch immer diese Ansprüche und diese Ähnlichkeiten sein mögen, in dem Maße, wo das unabhängig organisierte Proletariat nirgendwo in der Lage war, die leitende Kraft der sozialen politischen Veränderungen zu sein, geschweige denn den geringsten Machtanteil in diesen neuen Regimes auszuüben, keines von diesen ist im engeren oder weiteren Sinne, in direkter oder deformierter Weise, ein Arbeiterstaat.

10. Indem sie unaufhörlich die internationale Dimension des Kampfes des Proletariats bekräftigt, setzt sich also Lutte Ouvrière, als unmittelbares Ziel hier in Frankreich, eine revolutionäre Arbeiterpartei aufzubauen, die nur die französische Sektion der Weltpartei der Revolution sein kann.

11. Lutte Ouvrière organisiert in ihren Reihen alle wirklich revolutionären kommunistischen Aktivistinnen und Aktivisten ungeachtet ihres sozialen Ursprungs. Das bedeutet für die proletarischen Aktivisten eine Propaganda-, Agitations- und Organisationsaktivität in ihrem eigenen Milieu, da wo sie arbeiten und leben. Für die Aktivisten nicht-proletarischen Ursprungs bedeutet es, dass sie bewusst das Lager des Proletariats wählen, und infolgedessen das Wesentliche ihrer politischen Aktivität in Richtung dieses Proletariats widmen.

12. Ungeachtet des sozialen Ursprungs ihrer Aktivisten widmet Lutte Ouvrière ihre wesentliche Aktivität in Richtung des Proletariats und sogar besonders der industriellen Arbeiterklasse. Ihre vorrangigen Interventionsbereiche sind jene, wo diese Arbeiterklasse am meisten konzentriert ist, das heißt die wichtigsten Betriebe. Die minimale politische Aktivität innerhalb dieser Betriebe ist die Veröffentlichung einer regelmäßigen Presse, um welche herum es möglich ist, Arbeitende des Betriebs zu versammeln, mit dem Ziel, diese Presse zu informieren, zu redigieren und zu verbreiten. Aber diese Organisierung von Arbeitenden auf einer politischen Basis hat zum echten Ziel die Intervention im Klassenkampf, was bedeutet, an den großen oder kleinen Kämpfen der Arbeiterklasse teilzunehmen und sie zu leiten.

13. Die traditionellen großen Gewerkschaften der Arbeiterbewegung dieses Landes sind zutiefst durch den Reformismus und die Klassenzusammenarbeit geprägt und sind alle in den Händen von arbeiterfeindlichen Bürokratien. Diese Bürokraten bilden eine Bremse und ein Hindernis für jeden breiten Kampf des Proletariats. Sie sind sogar bereit, jene dieser Kämpfe, zu deren Anfang sie hätten beitragen können, zu verraten, wenn diese bestimmte Grenzen überschreiten, die das Gleichgewicht der sozialen Kräfte des Landes infrage stellen. Im Alltag bleiben jedoch die Gewerkschaften nicht nur die elementare Klassenorganisation des Proletariats, sondern tatsächlich die einzige trotz all ihrer Grenzen. Deshalb müssen die revolutionären kommunistischen Aktivisten in den Gewerkschaften kämpfen, egal wie reaktionär ihre Leitungen sind. In Frankreich bemühen sich die Aktivisten von Lutte Ouvrière vorzugsweise in der CGT, eine gewerkschaftliche Aktivität zu haben, wegen deren Stelle und Ursprungs.

14. Die Sozialistische Partei ist im Wesentlichen nur noch eine Gruppe von Parlamentariern und Prominenten, die für und durch die Wahlen begründet wird. Ihre einzige behauptete Ambition besteht heute darin, im Rahmen der Institutionen der Fünften Republik, eine der zwei großen bürgerlichen Parteien zu sein, die dazu zugelassen werden, in der Regierung nacheinander zu folgen, nach dem Muster der anderen großen imperialistischen Länder. Ihr neuester Wiederaufstieg auf Wahlebene kann die Tatsache nicht verheimlichen, dass sie fast keine Aktivisten in der Arbeiterklasse hat. Ein guter Teil des Proletariats ist jedoch immer unter dem Einfluss dieser Partei, soweit die Sozialistische Partei für ihn immer irgendwie die Linke vertritt, und () er einige Hoffnungen in den Wahlerfolgen dieser Linke stellt. In ihrer Propaganda für die sozialistischen Ideen achtet also Lutte Ouvrière darauf, dass diese bürgerliche linke Partei noch da ist und einen Einfluss auf einen bestimmten Teil der Arbeitenden hat.

15. Die Kommunistische Partei Frankreichs erlebte eine beträchtliche Verringerung ihres Wahleinflusses während des letzten Jahrzehnts, besonders infolge ihrer Teilnahme an die Regierung.

Sie bleibt jedoch die einzige bedeutende politische Gruppe, die Aktivisten und eine systematische politische Aktivität in den Reihen des Proletariats hat. Diese militante Basis beruft sich immer konfus auf den Kommunismus, obwohl sie von dem Reformismus geprägt ist, der den Grund der Politik der KP macht, und auch von vielen reaktionären Vorurteilen, die nicht von der KP bekämpft werden, die sogar manchmal von ihm genutzt werden, wie der Chauvinismus zum Beispiel. So ist eine militante kommunistische Strömung in diesem Land bestehen geblieben, selbst mit vielen Widersprüchen. Langfristig kann es ein gewaltiger Vorteil für die revolutionären Kommunisten sein. Lutte Ouvrière hat also immer eine systematische Politik in Richtung dieser Strömung gehabt. Die Tatsache, dass in letzter Zeit manche Aktivisten der KP infolge Wahlrückschlägen veranlasst wurden, sich der Widersprüche zwischen dem vorgegebenen Kommunismus und der wirklichen Politik ihrer Partei mehr oder weniger bewusst zu werden, zeigt, dass diese Politik in Richtung der Aktivisten und Sympathisanten der Kommunistischen Partei Frankreichs eine Priorität heute ist.

16. Die Vierte Internationale ist mit Trotzki verschwunden. Es gibt jedoch weltweit Hunderte von Gruppen und zig Tausend Aktivisten, die sich auf den Trotzkismus berufen.

Obwohl keine dieser trotzkistischen Gruppen oder Strömungen im Augenblick irgendwo fähig war, den Weg zu finden, der erlauben würde, die Führung der Arbeiterbewegung zu nehmen und die proletarische Revolution zu führen, und obwohl die Mehrzahl von denen tatsächlich eine opportunistische Politik führt, die sie dazu bringt, dem Proletariat den Rücken zuzukehren, um den nationalistischen Bewegungen oder den Arbeiterbürokratien zu folgen, könnten diese trotzkistischen Aktivisten ein entscheidendes Element für den Aufbau einer Internationale sein. In Frankreich können die Aktivisten, die um die Revolutionär-kommunistische Liga, die Internationalistische Kommunistische Partei und einige anderen kleineren Gruppen versammelt sind, eine entscheidende Hilfe für den Aufbau der revolutionären Partei sein. Indem sie seine unbedingt notwendige organisatorische und politische Unabhängigkeit aufrechterhält, hat Lutte Ouvrière vorgeschlagen und sie schlägt es vor, jedes Mal, wenn es möglich ist, den anderen trotzkistischen Aktivisten und Gruppen permanente Beziehungen auf allen Ebenen aufzustellen, die nicht nur gelegentliche gemeinsame Aktivitäten, sondern eine systematische Konfrontation unserer jeweiligen Politik erlauben würden.

November 1986