1 - Die wirtschaftliche Konjunktur hat sich seit dem letzten Jahr nicht viel verändert, weder in der Realität noch in der Weise, wie sie von den politischen Leitern der Bourgeoisie und ihren Wirtschaftlern vorgestellt wird.
Dieses Jahr freut sich der Hauptwirtschaftsexperte des IWF, Raghuram Raja darüber, dass "Die Welt (...) die stärkste Expansionsperiode seit dem Anfang der 70er Jahre erlebt." (Les Echos vom 15. und 16. September 2006).
Was die Experten "das Weltwirtschaftswachstum" nennen, gründet sich auf die wachsenden Ausgaben der amerikanischen Haushalte und auf den zunehmenden Anteil Chinas an dem Welthandel, sowie auf dessen Geldanlagen in den USA,
Höchstens dämpfen gewisse Kommentatoren ihren Optimismus, wenn sie es betonen, dass die Ausgaben des amerikanischen Verbrauches - im vorliegenden Fall, die des umfassenden Kleinbürgertums -, seit mehreren Jahren, auf dem leichten Kredit und also auf der Verschuldung der Privatpersonen beruhen. Die reichlich von den Banken gewährten Kredite werden, auf deren Seite, hypothekarisch, das heißt durch die weitgehend spekulative Aufwertung der Preise der Immobilien, sichergestellt. Nur ist aber die spekulative Immobilienblase wahrscheinlich gerade dabei abzuschwellen.
"Die weiche Landung", die von den Kommentatoren erhofft wird, drückt ihren Wunsch aus, dass der Stopp der Preissteigerung der Immobilien, ja sogar der Rückgang der Preise, nicht zu brutal sei und dass dies nicht zu einer Bankkrise führte, wo die Banken unfähig wären, die Kredite zurückzuzahlen.
2 - Zur Überraschung der Wirtschaftsweisen der Bourgeoisie hat sogar die fast durchgehende Preissteigerung des Erdöls - bis zum Sommer 2006 wo sie begonnen zurückzugehen - nicht den Wachstum der Gewinne beeinträchtigt. Das deutet darauf hin, dass die zusätzlichen mit der Preissteigerung des Erdöls verbundenen Entnahmen an den Gewinnen der Unternehmen durch eine Zunahme der Ausbeutung der Arbeiter ausgeglichen wurden.
Die Weltwirtschaft befindet sich also noch immer in dem im Jahre 2002 begonnenen so genannten Wachstumszyklus, von dem man wie letztes Jahr sagen kann, dass das Wachstum im Wesentlichen dasjenige der Gewinne, ohne eine bezeichnende Vermehrung der produktiven Kräfte ist, wobei die Produktionssteigerung im Hinblick auf expandierende - hauptsächlich mit der Informatik, den Mobiltelefonen oder auch mit der Luxusartikelindustrie verbundenen Märkten - nicht den Niedergang in älteren Sektoren ausgleicht. Daraus entstehen die Stilllegungen der Fabriken und eine massive Arbeitslosigkeit.
3 - Erinnern wir uns jedoch daran, dass der vorige Zyklus, während dessen das Wachstum derselben Natur war, mit der Börsenkrise von 2001-2002 und besonders mit dem Sturz der Aktien der so genannten neuen Wirtschaft endete.
4 - Über ihre unterschiedlichen Äußerungen - Währungskrise, Erdölkrise, Börsenkrise, Produktionskrise - hinaus, hatte die lange Periode von Stagnation, oder von kurzatmigem Fortschritt der Produktion, die die kapitalistische Wirtschaft seit dem Anfang der 70er Jahre kennzeichnet, ihren Ursprung in der seit der Mitte der 60er Jahre angekündigten Abwärtsbewegung des Gewinnsatzes, als Ausdruck der Krise des kapitalistischen Wirtschaftssystems. Wie alle Krisen der kapitalistischen Wirtschaft hat sich diese Krise in einer Senkung der Investitionen, in Entlassungsmaßnahmen und Firmenstillegungen (die zu einer Zunahme der Zahl der Arbeitslosen führten), und schließlich im Lohnstopp ausgedrückt.
Die auf Weltebene von allen Regierungen eingeleiteten damaligen Sparpolitiken zielten darauf ab, der kapitalistischen Klasse dabei zu helfen, die Gewinnrate wiederherzustellen und schrittweise oder grob alle gesetzlichen Hindernisse, die fähig sind, die Ausbeutung zu bremsen wegzuräumen. Die Sparpolitiken hatten ebenfalls zum Ziel, einen zunehmenden Anteil des Budgets des Staates dazu zu widmen, der kapitalistischen Klasse zu helfen, auch auf die Gefahr hin, alle Posten des Haushalts, insbesondere die öffentlichen Dienste zu reduzieren.
Ungefähr seit den ersten 80er Jahren, hat der Profitsatz angefangen, wieder zu steigen, um die Gewinnrate, die vor der Krise bestand, gegen Ende der 90er Jahre zu übersteigen.
Im mehr oder weniger konkurrenzfähigen Kapitalismus hat die Wiederherstellung des Gewinnsatzes eine Erneuerung der produktiven Investitionen, die Schaffung von Arbeitsplätzen, also die Senkung der Arbeitslosigkeit und eine neue Wachstumsperiode der Produktion selbst zur Folge - bis zur folgenden Krise.
Nichts Ähnliches ereignete sich seit mehr als dreißig Jahren. Mehrere zyklische Schwankungen folgten aufeinander aber keine hat zu einem entscheidenden Aufschwung der Investitionen geführt und die Arbeitslosigkeit ist auf einem Hochniveau in allen imperialistischen Ländern geblieben.
5 - Kein unpersönliches Wirtschaftssystem hat zur Wiederherstellung der Gewinnrate geführt, aber die gemeinsame Offensive der Unternehmer und der Staaten. Die Angriffe waren vielfältig. Sie haben sich im Laufe der Zeit und, gewissermaßen, entsprechend der Situation jedes Landes geändert. Aus augenscheinlichen Gründen - ihre wirtschaftliche Macht und die Rolle des Dollars in der Weltwirtschaft - können die USA, gewissermaßen, einige Folgen der Krise auf die weniger mächtigen imperialistischen Ländern abwälzen und aus ihnen besser herauskommen. In ihrer Gesamtheit haben, unter unterschiedlichen Formen, die imperialistischen Länder einige Folgen ihrer eigenen Krise auf die unterentwickelte Länder abgewälzt. Frankreich machte das, zum Beispiel, durch das Abwerten des CFA-Francs , was sich sofort in einer brutalen Verfall für die unteren Volksschichten in den afrikanischen Ländern, den ehemaligen Kolonien, und in einer Verbesserung der konkurrenzfähigen Lage der in Afrika angesiedelten französischen Unternehmen ausdrückte.
Was jedoch in dieser Entwicklung eine Konstante darstellt, ist die andauernde Herabsetzung des Anteils der Gehälter im Vergleich zu den Einkommen des Kapitals, ebenso auf Grund des Sinkens der Reallöhne wie auf Grund der Verminderung der Anzahl der Lohnabhängigen wegen der Arbeitslosigkeit.
Die Bourgeoisie hat überall das Kräfteverhältnis ausgenutzt, das für sie gleichzeitig auf Grund der Folgen der zunehmenden Arbeitslosigkeit auf die Moral der Arbeiterklasse günstig war und auf Grund des Verrates der Parteien, die einen politischen Einfluss auf die Arbeiterklasse hatten und die, alle, einschließlich die stalinistischen Parteien, diese Entwicklung unterstützten.
6 - Es ist nützlich, sich an die Wende der Haltung der Bourgeoisie und an die ihres Staats angesichts der am Anfang der 80er Jahre entstandenen Krise zu erinnern: Eine erste Phase kennzeichnete sich durch Investitionen des Staates die die privaten Investitionen ersetzen sollten und durch Unterstützungen der Kapitalisten, die mit Hilfe der Banknotenpresse finanziert wurden, was eine starke Inflation mit sich brachte. Eine zweite Phase kam dann, wo die Inflation, wenn auch nicht eingedämmt, doch zumindest gemildert wurde. Dieser Richtungswechsel hat nicht den Krieg des Großkapitals gegen die unteren Volksschichten gemildert. Sie hat jedoch die Herrschaft des Finanzkapitals im Vergleich zum Industriekapital erheblich verstärkt.
Die schrankenlose Inflation der ersten Phase der Krise, wenn er für die kapitalistische Klassen den Vorteil hatte, die Kaufkraft der Gehälter zu reduzieren, hatte aber auch den Nachteil, den effektiven Zinssatz zu unterminieren, denjenigen den ein angelegtes Kapital einbringt, wenn man die Inflationsrate abzieht. Dieser Aspekt war für die finanziellen Tätigkeiten nachteilig, ohne sogar von den Problemen zu sprechen, die sich dem internationalen Handel durch die unterschiedliche Inflationsrhythmen in den verschiedenen Ländern und durch die Variationen des Wechselkurses, die daraus entstehen konnten, stellten.
Dadurch dass der Staat, um das Budgetdefizit auszugleichen, die Anwendung der Banknotenpresse durch Anleihen beim finanziellen System ersetzte, bot er der kapitalistischen Klasse erhöhte Möglichkeiten an, ihr Geld anzulegen - das sie in die produzierende Tätigkeit investieren weder konnte noch wollte - in den Schatzanweisungen oder in einem oder anderem der vielfältigen Titel, die einen Teil der Schuld des Staats oder der Gebietskörperschaften darstellten.
Daraus resultierte, mindestens seit zwanzig Jahren, die unablässige Zunahme der Verschuldung der Staaten, aller Staaten, und vor allem des Mächtigsten unter ihnen, der USA. Einmal ins Werk gesetzt funktioniert das System von ganz allein: Der Schulddienst nimmt einen immer zunehmenden Anteil der Einnahmen der Staaten in Anspruch, und diese müssen noch einmal Darlehen aufnehmen, um ihren fälligen Zahlungsverpflichtungen nachzukommen. Die verschiedenen Titel der Staatsschulden versorgen ständig die Kapitalmärkte.
7 - Die Deregulierung und die Öffnung des Marktes, das heißt die Abschaffung jeder gesetzlichen Abgrenzung zwischen den jeweiligen Funktionen der Banken, der Versicherungsgesellschaften und der Industrie- oder Handelsunternehmen, bewirken, dass alle Unternehmen Zugang zum Kapitalmarkt haben, dort Geld leihen oder verleihen, Schatzanweisungen und verschiedene Finanzwertpapiere kaufen oder verkaufen können.
Neue finanzielle Organe sind erschienen oder haben eine rasante Entwicklung erlebt: Investitionsfonds, Pensionsfonds, spekulative Fonds, usw., haben sich auf Interventionen auf den Kapitalmärkten spezialisiert, um dort finanzielle Gewinne, die scheinbar von jeder Verbindung mit der produktiven Tätigkeit entfernt sind, zu erzielen.
Diese Entwicklung hat die Finanziarisierung der ganzen Ökonomie, über die wir in der Vergangenheit ausführlich gesprochen haben, hervorgebracht und die Vorherrschaft des Finanzkapitals, im Vergleich zum Industriekapital. Es handelt sich sicher um zwei Aspekte desselben Kapitals, aber ihre Funktionen sind verschieden, was wichtige Folgen für das Funktionieren der Gesamtwirtschaft mit sich bringt. Die gegenwärtige so genannte Wachstumsphase verläuft auf Grund dieser vorhergehenden Entwicklungen. Sie unterscheidet sich nur durch die Tatsache von den vorigen Phasen, insbesondere von der, die mit der Börsenkrise von 2001-2002 zu Ende ging, dass das angehäufte Kapital noch größer ist und dass die Kapitalanlagen und -bewegungen von einem Gebiet oder Land zum anderen, entsprechend einer selbst kurzfristigen Rentabilität, dank einem finanziellen Netz, das die Welt mit seinen Spekulationsinstrumenten umschließt, von denen die Zahl nicht aufhört, zu wachsen, noch leichter sind.
8 - Im Grunde ist die Herrschaft des Finanzkapitals über das Industriekapital ebenso alt wie der Imperialismus. Lenin unterstrich es schon in seinem Werk "Der Imperialismus, das höchste Stadium des Kapitalismus": "Die Trennung des Kapitaleigentums von der Anwendung des Kapitals in der Produktion, die Trennung des Geldkapitals vom industriellen oder produktiven Kapital, die Trennung des Rentners, der ausschließlich vom Ertrag des Geldkapitals lebt, vom Unternehmer und allen Personen, die an der Verfügung über das Kapital unmittelbar teilnehmen, ist dem Kapitalismus überhaupt eigen. Der Imperialismus oder die Herrschaft des Finanzkapitals ist jene höchste Stufe des Kapitalismus, wo diese Trennung gewaltige Ausdehnung erreicht. Das Übergewicht des Finanzkapitals über alle übrigen Formen des Kapitals bedeutet die Vorherrschaft des Rentners und der Finanzoligarchie, bedeutet die Aussonderung einiger weniger Staaten, die finanzielle ,Macht' besitzen."
9 - In einem Bericht mit dem bezeichnenden Titel ("Ist das Investitionsverhalten der Unternehmen normal?") freut sich das Bulletin de la Banque de France von August 2006 über die Tatsache, dass "die Gewinne der Unternehmen im Prozentsatz des Bruttoinlandsproduktes auf ihrem höchstes Niveau seit Jahrzehnten sind. Diese Situation ist gleichzeitig das Abbild der Vitalität des gegenwärtigen wirtschaftlichen Zyklus und das Ergebnis des seit 2001 begonnenen Umstrukturierungsprozesses." Diese Bankzeitschrift, die sich keineswegs darum kümmert, was diese Umstrukturierungen an Entlassungen und an allen möglichen Opfer für die Lohnabhängigen darstellen, fügt hinzu: "Diese Entwicklung ist an und für sich normal und gesund". Ein Bankier hat sicher keinen Grund, sich anders auszudrücken! Das Bulletin unterstreicht jedoch "ein weltweites Ungleichgewicht", das es als "das wichtigste aller Probleme " betrachtet. Es handelt sich um den Abstand, der, in den G7-Ländern - der Gruppe der mächtigsten Industrieländer -, die Ersparnisse der Privatbetriebe von ihren produktiven Investitionen trennt. Und es unterstreicht, dass "der Unternehmenssektor insgesamt im Jahre 2005 reiner Verleiher für einen Gesamtbetrag von 1 300 Milliarden Dollar gegenüber den anderen Wirtschaftsektoren war. Diese beispiellose Situation scheint widersinnig und folgenschwer."
In der Tat, während die Unternehmen, in einer wirklich wachsenden Wirtschaft, eher Kreditnehmer von Geldern, die die Banken für sie zusammenziehen, sind, um diese Geldmittel dann in die produktive Tätigkeit zu investieren, so ist es in der gegenwärtigen Wirtschaft genau umgekehrt. Die Unternehmen häufen beträchtliche Liquiditäten an, die sie, da sie sie weder investieren wollen noch können, dem finanziellen System zur Verfügung stellen.
10 - Dasselbe Bulletin de la Banque de France stellt zwar eine Wiederaufnahme der Investitionen im ersten Vierteljahr 2006 fest, die, wie es schreibt, für die USA oder für Japan beeindruckend erscheinen kann, aber es fügt hinzu, dass sich das durch das sehr niedrige Ausgangsniveau erklärt und dass "das Investitionsverhältnis in allen G7-Ländern, wenn man es auf das totale Bruttoinlandsprodukt bezieht, auf seinem niedrigsten Niveau seit zehn Jahre liegt."
Und es kommentiert, mit dem Sinn für Euphemismus, der die diskrete Welt des Bankwesens kennzeichnet, dass "es möglich ist, dass das Verhalten der Unternehmen, mindestens teilweise, aus einer sehr starken Abneigung für Risiko bezüglich neuer Investitionen resultieren kann." Gewiss ! ...
11 - Der größte Teil des von den Unternehmen erzielten Profits wird an die Aktieninhaber in Form von Dividenden oder in Form des Rückkaufs ihrer eigenen Aktien durch die Unternehmen verteilt, um den je Aktie verteilten Gewinn zu erhöhen. In den USA zum Beispiel wurde "etwa die Hälfte der Gewinne für Aktienrückkäufe (gegen 10 % in den 70er Jahren) seit Anfang 2005 benutzt" (Alternatives économiques - September 2006).
Le Monde de l'Économie vom 26. September 2006, unterstreicht dieselbe Tatsache und fügt hinzu, dass "die Aktienrückkäufe nicht die Dividendenauszahlungen ersetzt haben, da die Unternehmen, die diese zwei Operationstypen vornehmen im allgemeinen dieselben sind: in Frankreich ist Total gleichzeitig die Gesellschaft, die die meisten Dividenden zahlt und die ihre Aktien meist zurückkauft." Diese Tatsache ist vielsagend, weil Total nämlich das französische Unternehmen ist, dessen Gewinne seit mehreren Jahren am höchsten sind, aber es ist auch unter denjenigen, die sehr wenig investieren.
Daher die Zunahme des Betrages der großen Vermögen mit einer Rate, die selbst diejenigen der Gewinne der Unternehmen übertrifft. Daher die Vermehrung der Zahl der Milliardäre (in Dollars) auf dem Erdball: 476 in 2003; 582 in 2004; 691 in 2005. Im Laufe von zwei Jahren ist ihr angesammeltes reines Vermögen von 1 400 bis zu 2 200 Milliarden gesprungen. Das ist mehr als das Bruttoinlandsprodukt von Frankreich. Daher auch das Wachstum, von ungefähr 20 %, der Luxusproduktion (Spitzenklassenfahrzeuge, Jachten, Privatflugzeuge, Luxusschmuck- oder Porzellanwaren, usw.), die von einem der seltenen Verbrauchsmärkte in wirklicher Expansion gezogen wird.
12 - Der vorige Zyklus, der zur Börsenkrise von 2001-2002 geführt hatte, hatte sich schon durch den beträchtlichen Anteil ihrer angehäuften Gewinne, den die Unternehmen den "Fusionen und Anschaffungen" gewidmet hatten, gekennzeichnet. Diese Operationen bestehen für ein Unternehmen daraus, ein anderes Unternehmen anzukaufen - oft seinen Konkurrenten - um Fabriken, Vertriebsnetze, schon bestehende Kunden und, vor allem, den Teil des Mehrwerts, der von den Arbeitern des angekauften Unternehmens geschaffen wird, zu beschlagnahmen. Nachdem diese Bewegung am Ende der 90er Jahre zugenommen hatte, und mehr als drei Viertel der Ströme direkter Investitionen im Ausland dargestellt hatte, wurde die Bewegung durch die Börsenkrise von 2001-2002 gestoppt. Sie fängt seit zwei oder drei Jahren an, in einem höheren Maßstab wieder zuzunehmen.
Man muss hier daran erinnern, dass das Vokabular der bürgerlichen Wirtschaftsexperten selbst ausweichend ist und dass die Daten, die es beinhaltet, die Realität mehr maskieren, als sie sie erhellen. Was sie "direkte Investitionen im Ausland" nennen, bedeutet nur, dass ein Besitzer von Kapital mehr als 10 % der Aktien eines Unternehmens im Ausland kaufte. Das Unternehmen, um das es geht, kann also - und meistens ist das der Fall - ein schon bestehendes Unternehmen sein, ohne dass "der Investor" etwas investiert, abgesehen von dem Recht, auf den Entscheidungen des Unternehmens einzuwirken, und selbstverständlich seinen Anteil des Gewinns zu entnehmen.
Obwohl die Statistiken, die sich auf die "direkten Investitionen im Ausland" konzentrieren, ebenfalls die echten Investitionen - das heißt die Schaffung neuer Fabriken - einschließen, bilden doch die Fusionen und die grenzüberschreitenden Unternehmensakquisitionen die große Mehrheit der Daten. Nun, um die Formulierung der Monde de l'Économie (vom 10. Oktober 2006) zu verwenden: "Die weltweiten Ströme der direkten Investitionen im Ausland explodierten im Laufe der letzten zwanzig Jahre und stiegen von 40 Milliarden Dollar am Anfang der 80er Jahre bis zu 900 Milliarden Dollar im Jahre 2005."
13 - Diese Firmenankäufe beinhalten einen spekulativen Anteil. Aber diese Spekulation hat einen rationalen Grund, im Gegensatz zu derjenigen, die sich auf irgendwelche Dinge (von den Meistergemälden bis zu den großen Weinbergen) richtet - und die, im Übrigen, weitergeht, und wie! Wenn die Spekulationen nämlich dem glücklichen Sieger einer Operation erlauben, aus dem gesamten Mehrwert seinen Anteil zu "schöpfen", so wird dieser Mehrwert doch in produktiven Unternehmen hergestellt. Wenn die Märkte stagnieren oder jedenfalls eine langsame Expansion kennen, besteht die beste Weise, seinen Gewinn zu verdoppeln oder zu verdreifachen, darin, einen schon existierenden Marktanteil zu ergreifen.
Der Kampf zwischen großen Trusten, die sich untereinander aufkaufen, drückt sich nicht in einer Vermehrung der produktiven Kraft oder des sozialen Reichtums, sondern in einer größeren Konzentration aus.
Er drückt sich sogar nicht notwendigerweise durch eine größere Konzentration der Produktion selbst, was manchmal eine gewisse Rationalisierung darstellen könnte, aber durch eine finanzielle Konzentration aus. Um nur ein ziemlich originelles Beispiel, das des Durchbruchs im Stahlsektor des aus Indien stammenden Kapitalisten Mittal, zu zitieren. Mittal begründete nicht sein Vermögen durch Konstruktion von neuen Stahlwerken. Er begann damit veraltete Stahlwerke, die in armen Ländern (Trinidad und Tobago) und in der Ex-UdSSR (Kasachstan) versteigert worden waren, zu einem niedrigen Preis aufzukaufen. Nachdem er sie durch Kündigungen ,umstrukturiert' hat, war er an der Spitze von genügend Kapital, um seine Jagd-Zone zu verbreitern und spezialisierte sich auf den Ankauf von sich in Schwierigkeiten befindenden Unternehmen und zwar ein bisschen überall, wo sich ihm die Gelegenheit anbot, von Algerien bis Deutschland, von Tschechien bis zu den USA. Dank dieser Politik von Ankäufen ist er Nummer Eins auf dem Stahlmarkt geworden, und konnte sich, infolge der Börsenschlacht, die man kennt, Arcelor, seines wesentlichsten Konkurrenten bemächtigen.
14 - Wenn auch die Investitionen der großen Gruppen in ihren eigenen Ländern, und allgemeinerweise in den imperialistischen Ländern, stagnieren, gibt es in Richtung der Länder, die die offizielle Phraseologie "Schwellenländer" nennt, einen bestimmten Strom wirklicher Investitionen.
Der französische Automobilkonzerns Peugeot Citroën, zum Beispiel, der in Westeuropa nur das investiert, was für die Erneuerung der Modelle strikt notwendig ist, der sogar Investitionen beseitigte als er seine einzige Fabrik in Großbritannien schloss, hat doch wirkliche Investitionen in Osteuropa unternommen, indem er nacheinander eine neue Fabrik in Kolin (Tschechien), in Zusammenarbeit mit Toyota baute, und dann allein eine Fabrik in Trnva, in der Slowakei. Dabei muss man jedoch sagen, dass der Staat dieses armen Landes mehr als ein Drittel der Investitionen übernommen hat, ohne von den Erschließungsarbeiten, dem Straßenbau, usw. zu sprechen.
Im Gegensatz zu wiederholten Slogans handelt es sich weniger für PSA darum, eine billige Arbeitskraft auszunützen - obwohl die Gehälter in der Slowakei tatsächlich drei oder vier Mal niedriger sind als in Westeuropa -, als einen Zugang zu dem sich noch entwickelnden Automarkt von Osteuropa, zu erringen.
15 - Allgemein gesehen bildet der Zugang zu den großen Verbrauchsmärkten die grundlegende Motivation der Konzerne, die auf Weltebene handeln. Zur Zeit der hohen Zollschranken war die Implantation an Ort und Stelle das traditionelle Mittel, um die protektionistischen Schranken zu umgehen. Dieser Grund sowie die Nähe eines Marktes und seiner Gewohnheiten bleiben heute noch wesentlich, zumal die Zollschranken oft durch subtilere Formen von Schutzzollpolitik ersetzt wurden.
Aber diese effektiven Investitionen betreffen nur eine sehr beschränkte Zahl von armen Ländern. In manchen Fällen kann die Entwicklung des örtlichen Marktes aus Ländern herkommen, die arm sind, aber schon eine relativ entwickelte Industrie besitzen, mit aus diesen Industrien hergekommenen Anfragen (Brasilien oder Mexiko, zum Beispiel), oder noch aus den osteuropäischen Ländern. Im Fall von China kommt die Perspektive der Entwicklung des örtlichen Marktes von der brutalen Verschlimmerung der Klassendifferenzierung und der Entwicklung der örtlichen privilegierten Klasse, die, wenn sie im Vergleich zur Gesamtheit des Landes selbst eine Minderheit ist, wichtigere Absatzmärkte darstellt, als in vielen imperialistischen Ländern.
16 - Dazu die Zukunft Chinas zu erwähnen, die man wie katastrophal vorstellt, weil die Zahl der Autos im Verhältnis ebenso hoch wie im imperialistischen Westen wäre, mit dem Stahl- und Erdölverbrauch, usw., den dies voraussetzt, ist ganz dumm. Die Entwicklung in China ist nicht diejenige der Gesamtheit des Landes. Das ist, auf Kosten der überwältigenden Mehrheit der Bevölkerung, die Bereicherung einer Minderheit, die zwischen 5 % und 10 % der Bevölkerung darstellt. Diese Minderheit selbst ist fest unterschieden, zwischen denjenigen die zu Einkommen gelangen, die gleichwertig wie die des Westkleinbürgertums sind, und der kleinen Minderheit der Minderheit, die über einen ebenso hohen wie großtuerischen Reichtum verfügt.
Man behauptet oft, dass China die USA zwischen seinen Händen hält, weil es einen Betrag besitzt, in Form von Dollar und vor allem von Schatzanweisungen des amerikanischen Staats, der 20 % des amerikanischen Defizits finanziert. Sicher gibt es, in den finanziellen Beziehungen zwischen den beiden Staaten, ein Verhältnis gegenseitiger Abhängigkeit. Aber diese etwa 900 Milliarden Dollar, die von der übermäßigen Ausbeutung der chinesischen Arbeiterklasse erhalten sind, besonders von diesen zehn Millionen rechtslosen und ausweglosen inneren Migranten, (vom Lande vertriebenen Ex-Bauern), sind in den amerikanischen Banken eingezahlt. Das sind 900 Milliarden, die in die chinesische Wirtschaft nicht investiert sind, um Straßen und Infrastrukturen aufzubauen, und die vor allem nicht dienen, die Situation der Bevölkerung zu verbessern. Letztendlich dienen sie vor allem dazu, den Konsum auf Kredit der amerikanischen Kleinbourgeoisie zu finanzieren.
17 - Über das Beispiel von China hinaus selbst ist es in Mode in der Presse auf der Suche nach dem Sensationellen, die zunehmenden Summen der Reserven (in Dollar oder in Staatsobligationen) von manchen armen Ländern zu schwingen. Die acht Länder Ostasiens, China selbstverständlich aber auch, unter anderen, Südkorea, Singapur, Malaysia oder Indonesien, haben ihre Dollar-Reserven im Laufe von vier Jahren mehr als verdoppelt.
Aber der Nobelpreisträger für Wirtschaftswissenschaften Joseph Stiglitz, dennoch Ex-Vizepräsident der Weltbank und Ex-Wirtschaftsberater des Präsidenten der USA, stellt fest, dass diese Milliarden eingezahlte Dollar als Vermittler zu beachtenswerten Entnahmen aus diesen Ländern im Auftrag der Banksysteme der imperialistischen Länder dienen: "Der wirkliche Preis dieser Reserven für Entwicklungsländer überschreitet die 300 Milliarden Dollar-Marke pro Jahr. Das ist beachtenswert."
Das ist nämlich eine der katastrophalsten Folgen des Funktionierens der Weltwirtschaft: Diese beachtenswerten Summen, die aus armen Ländern stammen, helfen nicht, ihre Wirtschaft zu entwickeln, und noch weniger die Situation ihrer Bevölkerungen zu verbessern, sondern sie versorgen noch das finanzielle Weltsystem.
18 - Das Bestehen riesiger Überschüsse von Kapital und die Schwierigkeit, für diejenigen die sie besitzen, sie auf rentable Weise anzulegen, ist kein neues Problem. Es ist sogar einer der Ansichtspunkte, die am Anfang des imperialistischen Stadiums des Kapitalismus sind. Lenin stellte so fest: "An der Schwelle des 20. Jahrhunderts sehen wir die Bildung von Monopolen anderer Art: Erstens Monopolverbände der Kapitalisten in allen Ländern des entwickelten Kapitalismus; zweitens Monopolstellung der wenigen überaus reichen Länder, in denen die Akkumulation des Kapitals gewaltige Ausmaße erreicht hat. Es entstand ein ungeheurer "Kapitalüberschuss" in den fortgeschrittenen Ländern. Freilich, wäre der Kapitalismus imstande, die Landwirtschaft zu entwickeln, die jetzt überall weit hinter der Industrie zurückgeblieben ist, könnte er die Lebenshaltung der Massen der Bevölkerung heben, die trotz des schwindelerregenden technischen Fortschritts überall ein Hunger- und Bettlerdasein fristet - dann könnte von einem Kapitalüberschuss nicht die Rede sein. Und das ist auch das "Argument", das allgemein von kleinbürgerlichen Kritikern des Kapitalismus vorgebracht wird. Aber dann wäre der Kapitalismus nicht Kapitalismus, denn die Ungleichmäßigkeit der Entwicklung wie das Hungerdasein der Massen sind wesentliche, unvermeidliche Bedingungen und Voraussetzungen dieser Produktionsweise. Solange der Kapitalismus Kapitalismus bleibt, wird der Kapitalüberschuss nicht zur Hebung der Lebenshaltung der Massen in dem betreffenden Lande verwendet - denn das würde eine Verminderung der Profite der Kapitalisten bedeuten -, sondern zur Steigerung der Profite durch Kapitalexport ins Ausland, in rückständige Länder."
In diesen Linien gibt es nichts zurückzunehmen, nicht sogar was über die "kleinbürgerlichen Kritiker des Kapitalismus" gesagt ist, deren Name je nach der Epoche wechselt, aber die, indem sie mit "der Streichung der Schulden der dritten Welt" und "der Abschaffung des IWF" (oder mindestens seiner Diktate), sich zufrieden geben, immer die Krallen des Kapitalismus abfeilen wollen, vor allem, weil sie sich verweigern, die Perspektive seiner Zerstörung zu haben.
19 - Man könnte höchstens Lenins Bilanz aktualisieren und hinzufügen, dass, am Anfang des XX. Jahrhunderts, die Kapitalexporte in den rückständigen Ländern, mehr Neigung als heutzutage hatten, sich in produktiven Investitionen zum Ausdruck kommt. Oh, sie sind immer nach den Bedürfnissen der imperialistischen Metropolen ausgeführt gewesen. Sie haben vor allem zur Integrierung der rückständigen Länder im imperialistischen Weltsystem in der Stellung von Untergebenen beigetragen.
Aber es bleiben daher, sogar in Afrika, mindestens einige Infrastrukturen übrig, das wäre nur einige Verkehrs- und Bahnwege, Häfen oder Kanäle, die unter der Kolonialherrschaft erbaut worden sind, weil sie unerlässlich waren, um die Erzeugnisse der Plünderung zu räumen.
Heute, wenn das Großkapital - besonders das französische in seinem ehemaligen Kolonialreich - sich an die Infrastrukturen interessiert, ist es um diejenigen, die die Vergangenheit als Erbschaft zurückgelassen hat, bis zum Tode abzunutzen. Bolloré, welcher die Eisenbahnlinie Abidjan-Ouagadougou rückgekauft hat, betreibt sie, ohne einen Zentimeter Gleis hinzuzufügen. Es ist wahr, dass die Ausnutzung des Hafens von Abidjan - für einen breiten Anteil ebenfalls Bollorés Eigentum - trotz alledem einige Investitionen erfordert, wäre es nur, um die Entwicklungen der Beförderungstechniken per Schiff zu berücksichtigen.
Ansonsten ist das einzige Kapital, das die Mehrheit der Länder von Afrika erreicht, ein Wucherkapital, das bedeutet Geld, das der Regierung geliehen ist, dessen Last derartig schwer ist, dass das subsaharische Afrika, dennoch die ärmste Gegend der Welt, mehr Geld nach den imperialistischen Ländern schickt, als es von ihnen bekommt.
Bezüglich der afrikanischen Länder, die über wertvolle Rohstoffe verfügen und wo der Zentralstaat, wie im Kongo (Ex-Zaire), in Stücke ist, durch die Anarchie der bewaffneten Scharen ersetzt, sind sie Opfer einer Räuberwirtschaft. Ihre Bergwerke sind praktisch ohne Investition geplündert, wenn es kein den örtlichen Kriegschefs geworfenes Trinkgeld ist, ihre Wälder sind verwüstet, um seltene Arten auszubeuten.
Der entstehende Kapitalismus, zur Zeit des dreieckigen Handels, hatte Afrika durch den Sklavenhandel ausgeblutet, praktisch, ohne dorthin eingedrungen zu sein, indem er die Duodezfürsten und die örtlichen Kriegschefs in Hilfskräfte seiner Vorübergabe verwandelte.
Der senile Kapitalismus unserer Zeit macht dasselbe aber im größeren Maßstab noch. Bis auf die geschenkten Gewehre durch mehr mörderische Waffen ersetzt sind und die Toten keine Opfer der Überfahrt des Atlantischen Ozeans sind, um in Amerika verkauft zu werden, sondern von den Kriegen selbst und den Hungersnöten, die sich daraus ergeben. Aber der Maßstab ist da noch größer: Man schätzt zum Beispiel zu vier Millionen die Zahl der Opfer der Kriege und der Hungersnot im einzigen Kongo-Kinshasa.
20 - Der Wettbewerb zwischen Mega- und Giga-Unternehmen, um sich zwischen einander anzukaufen, tut sich in der Erhöhung der Aktien der betroffenen Unternehmen kund. Diese Erhöhung ist durch die Spekulation betont, nicht nur auf den Aktien der Unternehmen, die zu einer Operation von Ankauf hineingezogen sind, oder auf denjenigen von bestimmten Unternehmen, aber viel darüber hinaus. Raten, wer das Ziel eines freundschaftlichen oder feindlichen Kaufangebots sein könnte, ist die Tätigkeit spezieller Offizinen, die ihre Tipps verkaufen, wie die spezialisierten Veröffentlichungen ihre Spekulationen über die Reihenfolge der Ankunft der Dreierwette verkaufen. Weil es Geld am Schlüssel gibt: Ein Unternehmen, das Opfer von Börsenangriffen ist, sieht den Preis von seinen Aktien zunehmen. Zweifellos erklärt dieser völlig irrationale Mechanismus, außerhalb dieser durch Spekulationen gelähmten kapitalistischen Welt, diese durch Le Monde diplomatique von Oktober 2006 berichtete Information: "Anfang September 2006 hat die Ford Motor Company angekündigt, dass sie 7 Milliarden Dollar pro Jahr verlor: Der Kurs ihrer Aktien ist um 20 % gesprungen."
21 - Das Ergebnis von all dem ist ein neuer Börsenüberschwang. Das ist nicht der erste. Der Präzedenzfall hatte, Mitte Oktober 2000, den Dow Jones (den amerikanischen Börsenindex) zum beispiellosen Gipfel von 10.192 Punkten geführt. Die Börsenkrise, die gefolgt ist, hat 2002 diesen Index auf 7.733 Punkte gedrückt, das heißt ein Sinken von 26 % im Laufe von zwei Jahren. Der Rekord von 2000 ist jedoch gerade weit gebrochen, weil der Dow Jones Index, am 23. Oktober 2006, 12.100 Punkte erreicht hat.
Wie weit wird der Überschwang andauern und wie wird er enden? Niemand kann es in diesem anarchistischen kapitalistischen System vorhersagen. Man kann nur spekulieren ...
Der Fortschritt des CAC 40 ist weniger ausgreifend gewesen. Dieser Index der Pariser Börse, die 6.064 Punkten im Oktober 2000 erreichte, ist wirklich zusammengebrochen, und ist zwei Jahre danach auf 2.758 Punkten gefallen, das heißt ein Sinken von 55 %. Gegenwärtig erreicht er 5.375 Punkte, das heißt trotz alledem eine Verdoppelung seines niedrigsten Punktes von 2002.
Am Anfang des Jahres hat jedoch schon eine Börsenminikrise, für eine Weile, die Aktienkurse senken lassen. Und die Furcht der Börsenwelt besteht darin, dass eine dieser Börsenkrisen sich ereignete, die man vier- oder fünfmal hintereinander im Laufe der langen Periode, die sich 1970 geöffnet hat, schon gesehen hat: Verallgemeinerter Börsenkrach von 1987, mexikanische Krise, asiatische Krise, Börsenkrise der "neuen Wirtschaft", usw.
22 - Der Rohstoffmarkt ist immer ein spekulativer Markt gewesen, ebenso wohl für die Mineral- und energetischen Produkte wie für die Grundnahrungsmittel wie Korn. Das ist besonders der Fall während des gegenwärtigen Spekulationszyklus.
Die Metallpreise - und, mit ihnen, der Aktienkurs der Bergwerke - haben 2005-2006 beispiellose Höhepunkte seit Jahrzehnten, sogar seit dem Anfang von ihrer Notierung, erreicht. Das ist für das Erdöl bekannt, wo der Preis des Rohöls, zwischen 1999 und 2006, versiebenfacht wurde, von 10 Dollar den Barrel bis zu mehr als 70 Dollar letzten Sommer, bevor zu 56 Dollar wieder zu fallen. Der Preis für Kupfer hat sich im Laufe von fünf Jahren versechsfacht. Aluminium, Zink, Nickel sind in dieselbe Bewegung hineingezogen.
Es ist gewöhnlich, die gesteigerte Nachfrage einer gewissen Anzahl von Ländern, besonders China dafür verantwortlich zu machen. Aber wenn die Nachfrage aus China sich in einer Preissteigerung dieser Rohstoffe geäußert hat, ist das vor allem, weil die Konzerne dieses Sektors seit mehreren Jahren dasselbe Verhalten haben wie die Erdölkonzerne: Anstatt zu investieren, machen sie besser Spitzengewinne mit derselben Produktion aber mit Preisen, die durchgehen. Am Anfang der Preiserhöhungen gibt es eine Unterinvestition der Konzerne, die die Förderung und die Verarbeitung unterschiedlicher Rohstoffe beherrschen. Und wenn die Preiserhöhung angefangen hat, tritt die Spekulation die Nachfolge an, um die Erhöhung noch zu betonen.
23 - Diese Spekulation ist nicht nur die Tat von den oder den Rohstoffe benutzenden Industrien, welche, um sich zu schützen, der Nachfrage vorgegriffen hätten, aber noch mehr diejenige von in der Rohstoffspekulation eingesetzten finanziellen Offizinen.
Nur in Frankreich gibt es 36 Fonds, deren ausschließliches Gewerbe darin besteht, Gewinn zu machen, indem sie auf Rohstoffe spekulieren. Bis nun lohnte es sich, weil diese Investitionsfonds eine Zunahme ihrer Gewinne von 103 % im Laufe von drei Jahren angezeigt haben!
Die massige Einführung der spekulativen Fonds in der Rohstoffspekulation hat nicht nur die Preissteigerung zur Folge. Die wirtschaftlichen Seiten von Le Figaro vom 29. Mai 2006, indem sie das Wachstum der Rolle der spekulativen Fonds im Energiesektor unterstreichen, stellen fest, dass daraus "eine extreme Volatilität der Kurse" sich ergibt, "die dazu geführt hat, dass die Kupfertonne mehr als 1 000 Dollar an einem Tag Mitte Mai verliere; daher eine Aufeinanderfolge von Hitzschlägen und von Erkältungen."
Noch im Rohstoffsektor ist, Mitte September, das Gespenst einer neuen finanziellen Krise wieder erschienen. Der spekulative Fonds Amaranth hat in einem einzigen Wochenende die ,Kleinigkeit' von 5 Milliarden Euro verloren, also die zwei Drittel seines Kapitals, weil er auf die andauernde Preiserhöhung des Erdgases spekuliert hat, genau im Augenblick wo die Preise begannen, zu sinken (Le Monde Économie vom 3. Oktober 2006).
24 - Mit Ausnahme, zweifellos, von gewissen Erdölförderländern - unter denen den Emiraten des Mittleren Ostens und Russland - hat diese Preiserhöhung der Rohstoffe wenig den produzierenden Staaten, und, natürlich, gar nicht ihren unteren Volksschichten ausgenützt. Die afrikanischen Erdölförderland sind sogar in dieser widersinnigen Situation: Zur gleichen Zeit wo ihre Produktion von Rohöl zunimmt, müssen sie, um ihren eigenen örtlichen Markt zu versorgen, auf dem internationalen Markt raffiniertes Erdöl kaufen. Aus diesem einfachen Grund, dass sie keine Raffinerien auf ihrem Boden haben, oder Raffinerien, die nicht funktionieren, weil die Erdölkonzerne darin nicht investieren. In Nigeria, zum Beispiel, einem der Haupterdölerzeuger Afrikas, sind die beiden bestehenden, veralteten Raffinerien mehr oder weniger außer Gebrauch. Seine Einnahmen aus Rohöl sind daher, zum großen Teil, durch den Betrag seiner Einkäufe von raffiniertem Erdöl annulliert.
25 - In allgemeinerer Weise ist die Rolle der Investitionsfonds, das heißt der spekulativen Fonds, zwischen 2000 und 2006 ständig gewachsen. Die finanziellen Tätigkeiten, die sie führen, wurden während derselben Periode verdreifacht, von 520 Milliarden Dollar bis auf 1 540 Milliarden. Die Banken, die Versicherungsgesellschaften und die anderen Finanzinstitutionen sind schon keine Muster von Durchsichtigkeit, aber die Investitionsfonds, die größtenteils aber nicht immer in den Steueroasen ansässig sind, entkommen jeder Regel. Sie werden immer mehr die Hilfskräfte, sogar die Hauptakteure, der Aufkaufoperationen von Großunternehmen.
Da ihre Besorgnis darin besteht, ein Maximum am Gewinn in einer kürzesten Zeit zu schaffen, ändert eine wichtige Kapitalteilnahme von einem Investitionsfonds in einem Betrieb seine Geschäftsführung. Die Produktion geht im Hintergrund, hinter der finanziellen Operation, dass der Ankauf eines Unternehmens, seine Zerstückelung und sein "stückweiser" Weiterkauf darstellen kann.
Die Vorstellungskraft der Finanzleute hat keine Grenze, um ununterbrochen neue finanzielle Werkzeuge zu erfinden, die von unterschiedlichen Kreditformen kommen, von denen ihr Erfinder schließlich sogar nichts mehr versteht.
Le Monde diplomatique von Oktober 2006 zitiert, unter dem sprechenden Titel "Eine Wirtschaft von Zauberlehrlingen", den amerikanische Anleger Warren Buffet, der das zweite größere Vermögen des Planeten besitzt, und der "doch schließlich alle Unterseiten des Finanzwesens kennen muss". Er betrachtet, dass "die Kreditderivaten Massenvernichtungswaffen sind".
26 - Es ist sehr in Mode, besonders in den globalisierungskritischen Milieus, diese Investitionsfonds, ihr Funktionieren, ihre Ansiedlung in den Steueroasen, wie die bösartigen Tumoren auf dem Körper des kapitalistischen Organismus zu betrachten. Sicher bösartige, aber inoperablen Tumoren, so sie zum Organismus gehören, dass sie schmarotzen. Die Investitionsfonds sind eine der Konkretisierungen des gegenwärtigen Kapitalismus, das ist der gegenwärtige Kapitalismus. Sie sind untrennbar mit den Banken, den Versicherungsgesellschaften, den großen Unternehmen, sogar mit den reichen Privatpersonen, deren Fonds sie auf spekulative Weise anlegen (diese müssen unbedingt reich sein, weil, so scheint es, der Minimaleinsatz 250 000 Dollar beträgt, um finanzielles Roulett der amerikanischen Spekulationsfonds zu spielen).
27 - Die Lobredner des gegenwärtigen Kapitalismus behaupten, dass der internationale Austausch, dank der Globalisierung, sich ohne Hemmnis hat entwickeln können, und dass eine von den protektionistischen Schranken befreite Welt allen nationalen Wirtschaften erlauben wird, einen kleinen Platz an der Sonne des Welthandels sich zu machen Aber, in Wirklichkeit, bewegen sich allein die Kapitalien frei, indem sie mit den Grenzen spielend fertig werden. Aber nicht die Menschen, das Tagesgeschehen illustriert es jeden Tag, sogar nicht wirklich die Handelswaren.
Der internationale Markt hält nichts von einem freien Markt, wenn die nationalen Märkte es überhaupt sind. Wie jeder Markt ist der internationale Markt ein Dschungel, wo allein die Kräfteverhältnisse rechnen. Außerdem, trotz der Reden über die "Globalisierung", sind die Nationalstaaten immer einen wesentlichen Bestandteil dieser Kräfteverhältnisse weiter.
Die Mehrheit der Länder des Planeten sind in diese Marathon-Verhandlungen hineingezogen - die exotische Namen tragen (der Letzte lautet "der Doha-Zyklus") -, die vermutet sind, sich um Vereinbarungen des im Maßstab des Planeten allgemeinen Freihandels zu bemühen. Ihre Existenzberichtigung besteht darin, zu mehrseitigen Abkommen zu führen, das heißt zu jedem Land dasselbe Recht gebenden Abkommen, auf dem Markt aller anderen und in denselben Bedingungen zu gelangen. Während die Welthandelsorganisation (WTO) für Funktion hat, auf den guten Respekt vor den Regeln dieses Systems von internationalen Freihandel zu achten.
Le Monde Économie vom 20. Juni 2006 stellt jedoch fest, dass "seit der Schaffung 1995 der Welthandelsorganisation (WTO), keine mehrseitige Vereinbarung unterzeichnet wurden, während die Anzahl von regionalen oder zweiseitigen Abkommen in derselben Zeit explodiert ist". Die WTO ist sozusagen nicht viel nützlich und diejenigen, in den globalisierungskritischen Milieus, die sie als Symbol des globalisierten Kapitalismus bekämpfen, kämpfen wirklich gegen Windmühlenflügel!
Bezüglich der zwei- oder dreiseitigen Abkommen, die vorgesehen sind, den Handel zwischen den betroffenen Ländern zu erleichtern, bilden sie gleichzeitig, tatsächlich, ein protektionistisches Hindernis hinsichtlich der Länder, die beiseitegelassen sind.
28 - In den Regionalabkommen gibt es, zum Beispiel, das, was der Gemeinsame Markt zu 9 oder zu 12 war, der den Freihandel zwischen den imperialistischen Ländern desselben Niveaus gewährleistet. Aber der Freihandel bestand ohnehin nur innerhalb des Gemeinsamen Marktes; er war der Außenwelt gegenüber protektionistisch.
Außerdem, wenn es sich um eine Vereinbarung zwischen einen imperialistischen Land und einem oder mehreren armen Ländern handelt, handelt es sich um die moderne Rechtsform des ehemaligen Systems von wirtschaftlichen Einflussbereichen. Sie verlängert Herrschaftsverhältnisse zwischen einem imperialistischen Land und einem oder mehreren armen Ländern. Die USA, Kanada und Mexiko, zum Beispiel, sind seit 1994 durch das Nordamerikanische Freihandelsabkommen (NAFTA) verbunden. Das NAFTA öffnet Mexiko für die amerikanischen Handelswaren, es erleichtert das Funktionieren der ,maquilas', dieser Freizonen wo Unternehmen mit amerikanischen Kapitalien und mexikanischen Löhnen wachsen: Nichts symbolisiert es besser als die Mauer, die die USA zwischen beiden Ländern gerade errichten. Eine Mauer, die in eine Richtung unzugänglich, aber in die andere sehr porös ist ...
Indem er sich zu den ärmeren Ländern von Osteuropa ausdehnte, hat der ehemalige Gemeinsame Markt, jetzt die Europäische Union, innerhalb seiner Grenzen Herrschaftsbeziehungen zwischen imperialistischen und beherrschten Ländern seinerseits integriert. Man errichtet noch nicht materielle Mauern aber der ,freie Verkehr' hat schon nicht dieselbe Bedeutung, wenn man von dem armen Ostteil nach dem Westteil verreist, oder in die andere Richtung. Auf bezeichnende Weise beschränkt Großbritannien, zum Beispiel, die Möglichkeiten für rumänische oder bulgarische Arbeiter zu kommen, über seinen Boden zu arbeiten, genau im Augenblick wo Rumänien und Bulgarien in die Europäische Union offiziell eintreten.
29 - Zum Schluss der Analyse der gegenwärtigen Phase der kapitalistischen Weltwirtschaft, die dennoch wie im Aufschwung betrachtet ist, kann man feststellen:
- Niemals gab es, einerseits, so viele Konzentrationen von Vermögen, als auch, anderseits, so viele Armut und Arme;
- Niemals gab es, in der armen Mehrheit des Planeten, so viele vom Lande verjagten Bauern, die in den Großstädten proletarisiert werden, ohne deswegen dass die moderne Industrie ihnen eine Stelle verschafft;
- Niemals gab es so viele Widersprüche zwischen einer finanziellen Welt, die mit ihren Netzen den ganzen Planeten bedeckt, die durch mit annähernd Lichtgeschwindigkeit zirkulierenden Kapitalien durchblutet ist, und der wirklichen Welt der Menschen und der Produkte. Die Ersten sind von Stacheldrähten und Mauern getrennt und gegenübergestellt, während die Zweiten von ausgeklügelten protektionistischen Schranken gedrosselt sind;
- Selten ist das System so zerbrechlich erschienen, leider nicht unter den Schlägen des Kampfes der Arbeiterklasse, mit dem bewussten Ziel, eine anachronistische Sozialordnung umzustürzen, sondern wegen seiner Innenwidersprüche;
- Selten ist die Belästigung der kapitalistischen Organisation der auf den Markt und den Gewinn basierenden Wirtschaft genauso greifbar gewesen, sowie seine Unfähigkeit, auf die Probleme der Menschengemeinschaft zu antworten, trotz der phantastischen Mitteln, die der Gesellschaft zur Verfügung stehen.
"Sozialismus oder Barbarei lautet die Alternative", hat die revolutionäre Arbeiterbewegung seit einem Jahrhundert behauptet, wenn sie die Zukunft in Betracht zog und feststellte, dass der Kapitalismus nicht mehr den Fortschritt sondern bestens die Stockung, schlimmstenfalls den Rückgang, darstellte. Allein das Wideraufleben der revolutionären Arbeiterbewegung kann den Sturz in die Barbarei stoppen.
29. Oktober 2006