Angesichts der Kampagne von Verleumdungen und Gewalttätigkeiten, die die Französische Kommunistische Partei Frankreichs zur Zeit gegen alles führt, was links von ihr steht, ist es wünschenswert, wenn nicht sogar notwendig, dass die sich auf den Trotzkismus berufenden Aktivisten und Organisationen fähig sind, eine lückenlose Einheitsfront entgegenzustellen.
Und wenn die verschiedenen Tendenzen der trotzkistischen Bewegung, so oft wie nötig, trotz ihrer politischen unterschiedlichen Auffassungen, gemeinsam Aktionen durchführen könnten, schiene uns das für den Wiederaufbau der Vierten Internationale vielversprechender als zahlreiche "Weltkongresse" oder viele "internationale Konferenzen". Denn dies wäre ein Anzeichen für einen bedeutenden Wechsel im Verhalten seitens dieser Tendenzen.
Sicher ist, dass der Aktivist, der sich der wirklichen Rolle des Stalinismus bewusst wird, und der sich der trotzkistischen Bewegung zuwendet, im Allgemeinen fassungslos ist, vor der Spaltung dieser Bewegung in vielfältigen rivalisierenden Gruppierungen und sogar in mehreren "Internationalen". Und das Erste, das einem einfällt, ist, nach dem Grund zu fragen, warum alle diese Gruppen, die sich schließlich auf den gleichen Banner berufen, nicht fähig sind, durch eine Diskussion, ihre Meinungsverschiedenheiten ein für alle Mal beizulegen.
Das Problem ist natürlich nicht so einfach, wie auch die dreißigjährige Geschichte der Vierten Internationale es zeigt: Von Spaltungen zu Wiedervereinigungen, von Verzweigungen zu erneuten Spaltungen, da gab es keinen Mangel weder an Diskussionen noch an Auseinandersetzungen.
Aber in mehr oder weniger verhüllten Formen existiert auch gerade innerhalb dieser Bewegung der Gedanke, dass unter aufrichtigen Leuten die bloße Diskussion aller politischen gegenüberstehenden Meinungsverschiedenheiten genügen könnte, um die Meinungsverschiedenheiten aufzulösen, wegen deren die verschiedenen Gruppierungen der trotzkistischen Bewegung entgegengesetzt sind.
So schrieb die französische PCI (Internationalistische Kommunistische Partei) (die Frank-Tendenz) - gerade nachdem sie behauptet hatte: "Sicher können die Probleme, die uns trennen, nicht einfach durch eine oder mehrere Diskussionssitzungen aufgelöst werden"... und "Der Gedanke einer Möglichkeit, die Spaltungen und politischen Klüfte durch den Zauberstab des ,guten Willens' auszulöschen, liegt uns völlig fern" - im März 1967 in einem an uns gerichteten Brief: "Wir denken, das einzige Mittel, um die negativen Konsequenzen der heutigen Spaltung abzuschwächen, und sie sogar auszunützen, ist eine weitgehende Diskussion über alle Fragen, in denen wir unterschiedlicher Meinung sind, einzuleiten" ... und nach einer langen Lektion über die Segnungen der Diskussionen in der Arbeiterbewegung schloss der Verfasser wie folgt: "Sich zurückziehen, die Diskussion fürchten, die Angst, eure Aktivisten äußeren Ideen auszusetzen, das wird kein Gewinn sein, weder für die gesamte trotzkistische Bewegung in Frankreich noch für eure Organisation selbst."
Wir fürchten die Diskussion nicht, wir haben keine Angst, unsere Aktivisten äußeren Ideen auszusetzen. Wir nehmen im Gegenteil die weitgehendste Diskussion mit den anderen Tendenzen der trotzkistischen Bewegung wohlwollend auf. Aber sicher nicht in der Art, die uns die PCI vorgeschlagen hat, das heißt gemeinsame öffentliche Versammlungen, die der Diskussion unserer politischen Meinungsverschiedenheiten gewidmet wären.
Es ist falsch zu glauben, dass die Ausarbeitung und die Gegenüberstellung der politischen Ideen anders als schriftlich auf angemessener Weise zustande kommen könnten. Nun ergeben sich unsere Meinungsverschiedenheiten aber nicht aus einem Missverständnis wegen eines Mangels an Informationen, zumindest werden wir unsere Genossen der PCI nicht beleidigen, indem wir ihnen unterstellten, dies zu vermuten. Was uns betrifft, so haben wir zahlreiche Broschüren herausgegeben, in denen wir unsere Positionen zu allen strittigen Punkten darlegten. Und wenn wir die Zeitschrift Lutte de Classe (Klassenkampf) veröffentlichen, so machen wir es freilich, um unsere Ideen der Diskussion aller Strömungen der internationalen trotzkistischen Bewegung auszusetzen und um die Ideen der anderen Tendenzen diskutieren zu können. Das scheint uns unendlich viel ernsthafter als jede Sitzung "mit Diskussion" in einem geschlossenen Konferenzraum.
Man muss aber eingestehen, dass unsere Anstrengungen keinen Erfolg erzielt haben, in dem Sinn dass unsere schriftlichen Stellungnahmen gerade bei denen nicht viel Echo ausgelöst haben, die uns anklagen, die Diskussion ablehnen zu wollen.
Wir haben zahlreiche Artikel veröffentlicht, die die Analysen der PCI kritisieren, was die Volksdemokratien, die koloniale Revolution, oder das Problem des Wiederaufbaus der Internationale betrifft. Wir warten immer noch auf eine Antwort.
Dabei ist dieses Verhalten nicht etwas dieser Tendenz Eigentümliches. 1966 wurde die Vorbereitungsdiskussion für die Londoner Konferenz des Internationalen Komitees (IK) auf die einfachste Formel gebracht. Die OCI (Internationalistische Kommunistische Organisation) glaubte, unseren Vorschlag, ein regelmäßiges gemeinsames Internes Bulletin herauszugeben, nicht berücksichtigen zu brauchen. Die Beantwortung auf die zuvor über diese Konferenz in Voix Ouvrière (Arbeiterstimme) veröffentlichten Artikel ist ausgeblieben. Mehr noch, in London stellte sich heraus, dass unsere englischen Genossen nichts über unsere politischen Positionen wussten. Das macht deutlich, wie ernsthaft das IK ihre Aktivität führt.
Wir bedauern dieses Verhalten zutiefst, wobei wir aber davon überzeugt sind, dass eine Diskussion alle unsere Probleme nicht lösen könnte.
Wenn unsere Meinungsverschiedenheiten existieren und fortbestehen, so liegt das nämlich zum größten Teil an dem schwachen Einfluss der trotzkistischen Gesamtbewegung auf die Ereignisse. Und die Genossen der PCI sind sich dessen auch bewusst, da sie in dem vorher angeführten Brief schrieben: "Es ist wahr, dass das Gültigkeitskriterium unserer jeweiligen Thesen letztlich die Überprüfung in der politischen Erfahrung ist". Die Möglichkeiten einer solchen Überprüfung werden allein durch die zahlenmäßige Schwäche der trotzkistischen Organisationen beträchtlich eingeschränkt.
Es gibt aber Meinungsverschiedenheiten und Meinungsverschiedenheiten. Wir sind davon überzeugt, dass vielfältige politische Tendenzen innerhalb einer Internationale, die diesen Namen verdiente, sehr gut nebeneinander existieren könnten. Und es ist uns wichtig, zu präzisieren, dass wir uns nicht aufgrund eines eigenständigen politischen Standpunktes über dieses oder jenes Thema seit 1940 von der Vierten Internationale, oder zumindest von den Organisationen, die sich dafür halten, fernhalten.
Wenn wir von der 1944 in Frankreich unter dem Namen PCI neu gebildeten Organisation nur wegen Meinungsverschiedenheiten über den einen oder anderen Punkt getrennt gewesen wären, hätte unsere Pflicht sicher darin bestanden, die Einigung anzunehmen, und unseren Standpunkt innerhalb der vereinigten Organisation zu verteidigen.
Wir haben uns dafür entschieden, ein getrenntes Leben zu führen, wir haben diese Verantwortung aus unendlich viel ernsthafteren Gründen übernommen. Weil die organisatorische Praxis einerseits der PCI und andererseits der wieder aufgebauten Vierten Internationale uns einer revolutionären proletarischen Organisation unwürdig vorkamen, weil diese Organisationen uns unfähig schienen, als revolutionäre Organisationen zu bestehen.
Diese kleinbürgerlichen Lebensgewohnheiten waren besonders in der gegenseitigen Verzeihung der politischen Beleidigungen offensichtlich, die sich die Parteiführungen einander gewährten.
Die Tatsache, dass die französischen Organisationen, die zur Entstehung der PCI führen sollten, 1940 nationalistische Standpunkte verteidigt haben, spiegelt gut den Druck wider, unter dem sie vonseiten des Kleinbürgertums gestanden haben. Unendlich viel schwerwiegender ist aber die Tatsache, dass die 1944 entstandene vereinigte Organisation, obwohl sie ihren Standpunkt geändert hatte, lieber einen schamhaften Schleier über die Vergangenheit breitete, anstatt die Ursachen solcher Irrtümer herausfinden zu wollen und die Schuldigen schonungslos zu kritisieren. Solche Bräuche, bei denen persönliche Berücksichtigung die politischen Erfordernisse hinter sich lassen, sind einfach typisch für ein kleinbürgerliches Verhalten, und dadurch kann eine Organisation sich selbst nur zur politischen Ohnmacht verurteilen.
Deswegen haben wir abgelehnt, "beizutreten um nachher zu diskutieren", denn die PCI schien uns auf diesen Grundlagen von Anfang an hoffnungslos unheilbar zu sein. Zumal die inneren Gepflogenheiten sowohl der PCI als auch der Vierten Internationale es uns übrigens nicht ermöglicht hätten, "nachher" zu diskutieren. Dies scheint uns ein wichtiger Punkt und wir werden später noch darauf zurückkommen.
Wir haben uns an die Internationale gewendet, die sich auch neu gebildet hatte. Aber die Weigerung dieser, das Problem zu erwägen, ein auch vielen nationalen Gruppen eigenes Verhalten, erwies, dass das Problem keineswegs auf die französische Gruppe beschränkt war.
Die Gepflogenheiten, die wir 1944 anprangerten, bestehen im Gegenteil leider immer noch in der trotzkistischen Bewegung. Seinen Standpunkt über dieses oder jenes entscheidende Problem zu ändern, ohne sich zu bemühen, eine klare aufrichtige Kritik auszusprechen, ist immer noch üblich, und zwar egal, welche Gruppierung der Internationale man betrachten mag.
Nach zwanzig Jahren kann man nur die 1944 entworfene Diagnose bestätigen. Die Vierte Internationale, jene, die von Leo Trotzki 1938 gegründet wurde, ist 1940 zugrunde gegangen. Und die Organisation, die behauptete, sie sei die Nachfolgeorganisation, sowie all jene, die aus ihren verschiedenen Spaltungen entstanden sind, können keinesfalls als eine, dieses Namens würdige internationale Leitung betrachtet werden.
Diese Bestätigung ist selbstverständlich der wesentliche Punkt, der uns von den anderen verschiedenen sich in Frankreich auf den Trotzkismus berufenden Gruppen trennt. Und der diese Gruppen jeweils voneinander trennende Grund liegt darin, dass jede einer Organisation angehört, die behauptet, sie sei die Internationale, oder sich benimmt, als wäre sie es.
Für uns ist also das Hauptproblem, das diskutiert werden muss, ein organisatorisches Problem. All diese Genossen scheinen jedoch der Meinung, es gäbe gar kein organisatorisches Problem.
Die PCI ist der Meinung, da es in Frankreich mehrere sich auf den Trotzkismus berufenden Organisationen gibt, es sei ein reines Nationalphänomen. "Nicht besser als ihr - schreibt sie uns - wissen wir, ob die trotzkistische Bewegung sich in Frankreich einigen können wird, WIE SIE ES 1963 AUF INTERNATIONALER EBENE GEMACHT HAT" (wir unterstreichen). Und es genügt, die Zeitschrift Quatrième Internationale (Vierte Internationale) zu lesen, um festzustellen, dass für die Führer des Vereinigten Sekretariats, trotz der Spaltungen und Krisen, in der besten aller möglichen Weltorganisationen alles bestens läuft.
Das Lesen der Kongressberichte wäre diesbezüglich erheiternd, handelte es sich nicht um ein so schwerwiegendes Problem.
Beim "Zweiten Weltkongress", der 1948 in Paris stattfand, erklärte der Sekretär der Internationale: "Wir wohnen tatsächlich der repräsentativsten internationalen Versammlung bei, die je von unserer internationalen Bewegung seit ihrer Gründung versammelt wurde".
Der dem "Dritten Weltkongress" (1951) gewidmete Leitartikel von Quatrième Internationale schrieb seinerseits: "Nie in der Vergangenheit hatte man diese Stimmung voller Sicherheit, Überzeugung, Zuversicht, tatsächlicher Einheitlichkeit der trotzkistischen Bewegung erlebt... Alle, die an dem Dritten Weltkongress teilgenommen haben, hatten das Gefühl, sicher, auf einem festen Boden, unbeugsam zu stehen, bereit dem entsetzlichen annähernden Sturm die Stirn zu bieten, mit einer revolutionären erweiterten Zuversicht, was den Endausgang des Kampfes betrifft". Es war gerade dieser Kongress, bei dem die Spaltung in Gang kam, die zur Entstehung des Internationalen Komitees führen würde!
Es stimmt zwar, dass Pablo beim fünften Kongress (1957) diese Spaltung so kennzeichnete: "Diese Krise in unseren Reihen ereignete sich in einem Moment, wo sich die objektiven Zustände änderten ... zugunsten des Trotzkismus und der Vierten Internationale. Unsere eigene Krise war alles andere als ein Zeichen des Niedergangs unserer Bewegung, sie war in Wirklichkeit ein Zeichen dieser neuen Zeiten..."
Eine zuversichtliche Einschätzung, die den siebten Kongress, bei dem die amerikanische SWP (Socialist Workers Party) in den Schoß der Familie zurückkehrte, nicht daran hindern würde, sich den glänzenden Titel eines "Weltkongresses der Wiedervereinigung" zuzulegen.
Glaubte man also ihren Führern, wäre die "offizielle" Vierte Internationale zwanzig Jahre lang nur von einem Erfolg zum anderen gegangen. Wozu sollte es also noch gut sein, über ihre Schwierigkeiten und deren Gründe zu diskutieren. Alles was schief geht, oder besser gesagt, alles was in der Vergangenheit schief ging (weil alles jetzt besser werden wird), wurde von objektiven Schwierigkeiten verursacht. Keiner konnte etwas dagegen. Was die von der "Internationale" andersdenkenden Gruppierungen betrifft, sie würden nichts bedeuten. Die einzige, "echte" Vierte Internationale sei die von Pierre Frank!
Die betreffenden andersdenkenden Gruppierungen sind doch wenigstens in diesem Gebiet ebenso gut berechtigt, zu beanspruchen, nach dem Krieg die Nachfolger der Internationale zu sein.
Wir werden nur zur Erinnerung die Posadas-Tendenz erwähnen, die sozusagen bedeutungslos in Frankreich ist, die aber unerschütterlich immer noch der Meinung ist, dass sie alleine trotzkistisch sei (was übrigens ihr Recht ist), und die anderen Organisationen einmalig ignoriert (was nicht wirklich ein Beweis für eine besondere Ernsthaftigkeit ist).
Die Tatsache, dass Posadas jahrelang, neben Frank und Pablo, an der Leitung der Vierten Internationale teilgenommen hat, und hinter dem Entrismus "sui generis" gestanden hat, hat ihn keineswegs davon abgewendet, später seine ehemaligen Genossen als "Trotzkismus-Verräter" anzuprangern, ohne deswegen ihre eigene Verantwortung für die Annahme dieser Politik kritisch zu durchleuchten, noch herausfinden zu wollen, warum und wie diese angenommen worden sei.
Die Posadas-Tendenz präsentiert sich heute als die einzige "echte" Vierte Internationale. Manche behaupten, ihr Hauptführer leide an Megalomanie, aber in Wirklichkeit ist dieses Verhalten nur die etwas weiter getriebene Karikatur der Vierten Internationale, so wie sie nach dem Zweiten Weltkrieg existiert hat, und die ihrer Sprösslinge. Man braucht nur die vorher zitierten Aussagen noch einmal zu lesen, um sich davon zu überzeugen.
Was das Internationale Komitee betrifft, das als Vorkämpfer gegen Pablo auftritt, so ist seine "Beständigkeit" auf diesem Gebiet ebenfalls unbestreitbar.
Zuerst in der Form: Haben wir nicht bei der Londoner Konferenz Healy erklären hören, wo doch die Debatte gerade erst angefangen hatte: "Das politische Niveau (der Diskussion) ist weit höher als alles, was ich bisher bei einer internationalen Konferenz des Trotzkismus angetroffen habe"?
Und dann im Inhalt, und das ist unendlich viel schwerwiegender. Die Geschichte der gekünstelten Wende, über die das IK bei dieser Londoner Konferenz verhandelt hatte, indem es von den Voraussetzungen ausging, dass "die Vierte Internationale nicht mehr existiert" um zum Schluss zu kommen, dass "die Vierte Internationale nicht entartet ist", ist in dieser Hinsicht absolut bezeichnend.
Das IK behauptet zwar noch nicht ganz offen, es sei DIE Vierte Internationale. Der bei der Londoner Konferenz angenommene Beschluss behauptetet: "In der gegenwärtigen Phase werden die Entscheidungen vom IK nur nach der Regel der Einstimmigkeit getroffen werden können. Da das IK sich in dieser Phase nicht zur zentralisierten Leitung der Vierten Internationale, proklamiert, die es immer noch aufzubauen gilt".
Aber gerade das Manifest dieser Konferenz behauptete, in vollem Widerspruch zu dieser Aussage, dass: "Wer der Vierten Internationale, dem Kampf für ihre historische Beständigkeit, ihrer organisierten Verkörperung - dem Internationalen Komitee - den Rücken kehrt, der bricht mit ihrem Programm, mit dem proletarischen Internationalismus, dessen das IK die anschauliche Verkörperung ist".
Diese Behauptung, die viel besser als die vorige der Praxis des IK entspricht, kann nicht zweideutig ausgelegt werden: Nach Ansicht seiner Führer sind IK und Vierte Internationale das gleiche.
Da stehen wir ja mindestens drei rivalisierenden "Vierten Internationalen" gegenüber, die wenigstens einen gemeinsamen Standpunkt haben: die Weigerung, das Hauptproblem der trotzkistischen Bewegung zu diskutieren, das Problem des Wiederaufbaus der Vierten Internationale, da jede behauptet, Leo Trotzkis einzige, echte Erborganisation zu sein.
Aber diese ewige Zersplitterung der trotzkistischen Bewegung in verschiedenen rivalisierenden "Internationalen" ist selbst der Beweis dafür, dass eine echte internationale Leitung nirgendwo existiert, die erprobt, im Kampf ausgewählt wäre und ein ausreichendes Kapital an Vertrauen bei den gesamten revolutionären Aktivisten besitzen würde, um die nötige Autorität zu haben.
Niemandem kann man vorwerfen, dass so eine Leitung nicht existiert. Absurd ist aber die Vorstellung zu erhalten, dass eine derartige Leitung existieren würde.
Die Statuten der Vierten Internationale, die 1938 bei ihrer Gründungskonferenz (später fälschlicherweise "Erster Weltkongress" genannt, um den Titel der folgenden zu rechtfertigen) angenommen wurden, erklärten, dass: "Die Innenordnung der Internationale wird auf lokaler, nationaler und weltweiter Ebene von den Prinzipien und der Praxis des demokratischen Zentralismus bestimmt".
Dass die neu geborene Vierte Internationale den bolschewistischen demokratischen Zentralismus übernimmt, war absolut normal. Es kann keine andere mögliche Innenordnung geben für eine dieses Namens würdige revolutionäre Internationale, und die von Leo Trotzki gegründete Organisation besaß, sei es auch mit letzterem, eine echte Leitung, die eine beträchtliche Autorität hatte.
Übrigens, gerade weil er ein echter auf international anerkannter Führer war, hielt Trotzki den demokratischen Zentralismus nicht für ein Gerät, das ausersehen wäre, um den geringsten Verstoß gegen die Disziplin durch Ausschluss zu bestrafen. Man braucht nur noch einmal "Von einer Schramme - zur Gefahr der Knochenfäule" zu lesen, um zu verstehen, welchen Wert er darauf legte, immer zu versuchen, die Oppositionsmitglieder zu überzeugen, auch wenn er so tiefe Meinungsverschiedenheiten mit ihnen hatte wie mit Shachtman.
Aber mangels einer anerkannten Leitung (und eine Wahlmehrheit genügt nicht, damit eine politische Leitung "anerkannt" ist) ist der demokratische Zentralismus nur eine wirkungslose und sterilisierende Fiktion.
Indem sie 1948 beim Pariser Kongress neue Statuten annahm, lieferte die internationale Organisation, die sich gerade neu gebildet hatte, nun aber Hinweise über ihre Vorstellung des demokratischen Zentralismus, einschränkende Hinweise, was die Demokratie betrifft:
"Die Innenordnung ... enthält folgendes Verfahren:
- Die strenge Verpflichtung für die niederen Organe, die von den höheren Organen getroffenen Entscheidungen auszuführen; die unverzügliche Ausführung der Entscheidungen, aber mit dem Recht, bei den höheren Instanzen in die Berufung zu gehen, obwohl diese Berufungen keine Verspätung in der Ausführung der Direktiven rechtfertigen können; - Disziplinierter Gehorsam der Minderheiten den Entscheidungen der Mehrheiten gegenüber, verbunden mit den unbestreitbaren Rechten der Minderheiten, sich selbst in Tendenzen zu konstituieren und demokratische Rechte zu haben, so wie folgendes: Sie würden ihre Standpunkte vor der Internationale in einem internen Bulletin während der Zeit der Diskussion in der Internationale vorstellen; es wären ihnen erlaubt, nach vorheriger Beratung der leitenden Organe, auf nationaler Ebene aktiv an den Vorbereitungsdiskussionen für die Kongresse teilzunehmen..."
Eine solche Innenordnung konnte, da es wie gesagt keine echte internationale Leitung gab, nur zur Zersplitterung und zum heutigen Ergebnis führen, wo es ebenso viele "Internationalen" gibt wie Tendenzen. Der Fall der Pablo-Gruppierung ist übrigens keine Ausnahme, denn wenn er sich auch nur als "marxistisch-revolutionäre Tendenz der Vierten Internationale" erklärt hat, hat er dennoch organisatorisch mit der Frank-Germain-Maitan Leitung gebrochen.
Dieser "strenge" Zentralismus ermöglicht deswegen nicht besser eine wirkliche Kontrolle der Tätigkeit der verschiedenen Gruppen. Das wird bestätigt, wenn eine von ihnen eine gewisse Bedeutung erwirbt und eine Rolle auf nationaler Ebene spielen kann. Der Fall der LSSP in Ceylon war in dieser Hinsicht vollkommen überzeugend.
Er bewahrt auch die sogenannte internationale Leitung nicht davor, bei der Politik der einen oder anderen Gruppe beide Augen zuzudrücken, wenn ihr das gerade recht kommt.
Pierre Frank hat das übrigens in einer Randbemerkung von seiner Broschüre "Eine Revision des Trotzkismus" äußerst bemerkenswert theoretisiert, betreffs der Rückkehr der SWP in seine internationale Organisation: "Es ist völlig richtig, dass wir bei der Durchführung der Wiedervereinigung beschlossen haben, diese Frage eine bestimmte Zeit lang nicht zur Sprache zu bringen. Wesentlich war in der Wiedervereinigung gerade die politische Übereinstimmung über die Lage der Nachkriegszeit, zu der die große Mehrheit der Trotzkisten gekommen war, um ihre zukünftige Tätigkeit zu führen. Die diesen Aspekt betreffenden Lehren der Spaltung werden in den beim Wiedervereinigungskongress ausgearbeiteten Unterlagen einbezogen. Hinsichtlich des Teils, der die Irrtümer und Fehler der einen oder der anderen betrifft (ebenso auf politischer wie auf organisatorischer Ebene), so wird er umso besser erfolgen, als dass die Wiedervereinigung gestärkt wird und die einen und die anderen dann möglichst objektiv sein werden können".
Man kann natürlich, auf diese Weise, für eine Zeit lang die oder die weit zerstreuten Zweige von der oder der "Internationale" "wiedervereinigen". Welche Folge mag das aber haben, während man stillschweigend annimmt, dass diese Einheit zu schwach sei, um die Erschütterung ... einer Diskussion aushalten zu können?
Man kann zwar auf diese Weise auch Selbsttäuschungen pflegen. Die Revolutionären brauchen das aber nicht. Die Internationale, die sie aufbauen müssen, ist kein schmeichelhaft aussehender Gegenstand, deren Festigkeit nicht wichtig wäre, die dazu gedacht wäre, die rivalisierende Tendenz zu reizen. Die Internationale, die sie aufbauen müssen, ist das Werkzeug der sozialistischen Weltrevolution.
Man muss im Gegenteil mit den Selbsttäuschungen, mit den Prahlereien und mit dem Bluff Schluss machen, die auch lauter Ansichten kleinbürgerlicher organisatorischer Gepflogenheiten sind. Die Vierte Internationale existiert nicht mehr. Es ist eine Tatsache und man muss es freimütig anerkennen. Das bedeutet keineswegs, dass jede internationale Arbeit unmöglich sei, das bedeutet aber, dass man diese Arbeit auf Grundlage der heute existierenden Organisationen und Menschen machen muss.
Sinnvoll wäre heutzutage nur, da sie allein tatsächlich ermöglichen würde, effizienter für den Wiederaufbau der Vierten Internationale zu arbeiten, nur eine internationale Organisation, die das Fraktionsrecht anerkennen würde, die alle sich auf den Trotzkismus berufenen Organisationen annehmen würde, auch wenn es mehrere in einem Land gibt, eine Organisation, die nicht behaupten würde, sie wäre die "internationale Leitung", die aber ein Ort der Konfrontation wäre, für alle Aktivisten, die unter der Fahne der Vierten Internationale kämpfen. Sei hier bemerkt, dass wir nur aufgrund der eindeutigen Anerkennung durch den Vorbereitungstext des IK für die im April 1966 ablaufende Konferenz, dass die Vierte Internationale nicht mehr existiert, akzeptiert hatten, an ihr teilzunehmen, und wir sind immer noch bereit, mit welcher Tendenz auch immer auf dieser Grundlage eine Zusammenarbeit in Betracht zu ziehen.
Das bedeutet keineswegs, dass wir auf eine zentralisierte Internationale, Führungsstab der sozialistischen Weltrevolution, verzichten. Aber nicht durch den Aufbau einer Scheinorganisation wird man sie eines Tages gestalten können.
Die Vierte Internationale existiert nicht mehr. Der Trotzkismus aber ist nicht gescheitert. Und die Tatsache, dass er fünfzig Jahre nach der russischen Revolution als einzige revolutionäre auf internationaler Ebene noch existierende Tendenz übrig bleibt, ist der beste Beweis dafür.
Der Wiederaufbau der Vierten Internationale setzt voraus, dass man auf kleinbürgerliche organisatorische Methoden verzichtet, die bis jetzt in den meisten trotzkistischen Gruppen angewandt wurden. Er setzt an erster Stelle voraus, dass eine immer zunehmende Anzahl von Aktivisten sich dieses Problems bewusst wird, kritisch die Geschichte der trotzkistischen Bewegung studiert, und die daraus resultierenden Lehren zieht. Wenn die trotzkistischen Aktivisten in der Lage sind, diese Schwächen ihrer eigenen Organisationen zu überwinden, dann besteht kein Zweifel, dass ihnen die Zukunft gehört.