Bangladesch - Einsturz eines Textilfabrikgebäudes: mörderischer Kapitalismus (aus Lutte Ouvrière - Arbeiterkampf - vom 3. Mai 2013)

Print
Bangladesch - Einsturz eines Textilfabrikgebäudes: mörderischer Kapitalismus
Mai 2013

Am Mittwoch, dem 24. April ist in einem Vorort von Dhaka, in Bangladesch, ein fünf Textilwerkstätten unterbringende Gebäude, das Rana Plaza, auf die etwa 3.000 ArbeiterInnen, die dort arbeiteten, wortwörtlich eingestürzt. Noch immer hat die Rettungsmannschaft mehr als 381 Tote und ungefähr 1.500 Verletzte wieder gefunden. Verschwundene sind sicher noch unter den Trümmern begraben. Die Opfer sind vor allem Frauen. Sie stellen die Mehrheit der 3,6 Millionen der bangladeschischen Beschäftigten der Textilindustrie, die für 30 Euro Lohn im Monat bei 10 Stunden täglicher Arbeit an 7 Tagen die Woche arbeiten.

Am Tag nach dem Einsturz des "Rana Plaza" sind hunderttausende TextilarbeiterInnen der Industriegebiete von Dhaka in den Streik getreten, haben wütend die Straßen blockiert und die Bosse gezwungen, einen arbeitsfreien Tag auszurufen. Sie haben ihre Wut auch gegen die Fabriken gerichtet, die sich zu schließen weigerten und haben die Sitze der größten Unternehmerverbände besetzt, unter denen denjenigen der mächtigen BGMEA, welcher auch illegal aufgebaut wurde. Die Unternehmer bekamen eine solche Angst, dass sie sofort entschieden, alle Textilfabriken während des Wochenendes zu schließen und alle Arbeitenden weiter zu bezahlen.

Dieselbe Angst bekamen offensichtlich auch die Behörden, die sich entgegen ihrer Gewohnheiten wirklich ins Zeug gelegt haben, um den Besitzer des Gebäudes zu verhaften und ebenso die Bosse der fünf Textilfabriken, die ihre Werkstätten nicht evakuieren wollten.

Das Gebäude Rana Plaza gehört Sohal Rana, einem dortigen Mitglied der Awami-Liga, der regierenden Partei. Bevor er im Parteiapparat aufstieg, illustrierte er sich wie ein Aktivist, Verantwortlicher der Jugend-Bewegung, dessen Spezialität unter anderen es war, starke Ordnerdienste zu organisieren, die die Arbeitenden angriffen, um sie zu hindern, um sie streiken und zu demonstrieren. Wie viele Politiker seines Schlags ist er auch bekannt, um Verbindungen mit der lokalen Unterwelt und den Drogendealern zu haben.

Das Gebäude wurde 2008 mit minderwertigem Material auf einem 60 %-sumpfigen, und dadurch wackeligen Boden errichtet. Der Hausbesitzer hatte eine Genehmigung nur für fünf Stockwerke bekommen aber er hatte er auch illegal, dank Bestechungsgeld und politischen Beziehungen, 2 Jahre später noch drei Etagen obendrauf gebaut lassen, ohne die tragenden Wände zu verstärken. Mehr als 3.000 Personen arbeiteten in diesem Gebäude, in dem fünf Textilwerkstätten und eine Bank untergebracht wurden.

Am 23 April wurden gefährliche Risse auf den Mauern und auf den Pfeilern des Gebäudes entdeckt. Und während die Bank entschied, ihre Beschäftigten nicht kommen zu lassen, bestimmte Sohal Rana, es gab kein Problem. Er wurde von den Besitzern der fünf Textilfabriken imitiert, die diejenigen bedrohten, die zur Arbeit nicht kommen würden, zu entlassen. Die Arbeitenden, überwiegend Arbeiterinnen, für die diese Arbeit unentbehrlich ist, gaben trotz ihrer Furcht ab. Eine Stunde nach dem Beginn der Arbeit stürzte das Gebäude ab.

Im letzten November hatte in Tazreen der Brand einer Kleidungswerkstatt, der viele andere folgte, 112 Arbeitenden getötet. In diesem armen Land zählt nur die Bereicherung einer Handvoll Profitgeier und der Tod von Arbeitenden ist wie ein Kollateralschaden betrachtet, solange er sie nicht finanziell erreicht.

Doch letztlich sind diese Verbrecher nur kleine Handlanger. Ihre Auftraggeber sitzen in den reichen Ländern, sie heißen Benetton, Casino, H&M, Primark, Mango, Tex, usw. Es sind angesehene Marken, die ganz genau wissen, dass sie nur dank der Überausbeutung der bangladeschischen Arbeitenden Kleidungsstücke zu Spottpreisen kaufen und sie manchmal für teures Geld weiterverkaufen.

Oh, manche dieser Firmen haben sogar einen "ethischen Kodex" unterzeichnet, in dem festgelegt wurde, dass sie nur mit Fabriken arbeiten würden, die die Sicherheit beachten und wo sie regelmäßig Kontrollen durchführen. Doch diese Pseudo-Kontrollen finden (wenn sie überhaupt stattfinden) meist nur fürs Protokoll statt. In Wahrheit verschließen alle beteiligten Unternehmen die Augen vor den täglichen Gefahren für die Arbeitenden in Bangladesch. Zu diesem Preis, mit dem Blut der ArbeiterInnen, machen diese Marken ihre riesigen Profite.

3. Mai 2013