Am 1. November 2006 haben sich die Repräsentanten von 360 Gewerkschaften aus 150 Ländern in Wien getroffen, um den Internationalen Gewerkschaftsbund (IGB) zu gründen. Diesem werden, laut offiziellen Angaben, 167 Millionen Mitglieder angehören.
Die Gewerkschaften, die diesem Bund angehören, kommen aus den drei Strömungen, die die internationalen Gruppierungen seit 1947 gebildet haben: die christlichen Gewerkschaften, in Frankreich die CFTC; die als "freie" bezeichneten, den Sozialdemokraten und den amerikanischen Gewerkschaften angehörenden, wie FO und die CFDT (beide Frankreich); und weiters jene Gewerkschaften, die früher an die kommunistischen Parteien und die russische Bürokratie gebunden waren, wie etwa die französische CGT.
In seiner Absichtserklärung betont der Internationale Gewerkschaftsbund, dass er die Absicht hat, die "Globalisierung fundamental zu verändern, sodass sie zugunsten der Arbeiterinnen und Arbeiter, der Arbeitslosen und der Armen" tätig wird. Die Absicht ist lobenswert. Was die Art und Weise der Durchführung anlangt, so findet man nur den eher verschwommenen Vorschlag des IGB, einen "weltweiten Aktionstag zu organisieren, um eine unmittelbare Aktion zu fordern, mit dem Zweck, eine neue Globalisierung auf die Tagesordnung zu setzen, zu formulieren und durchzuführen". Man erfährt auch, dass es sich für einen der künftigen Führer des IGB darum handelt, "aus dem Syndikalismus die erste NGO des Planeten zu machen".
Die weltweite Sammlung ihrer Kräfte ist eine vitale Lebensnotwendigkeit für die Arbeitenden? Die ArbeiterInnenklasse ist eine einheitliche Klasse im Weltmaßstab, ihre Verteidigung und ihre Zukunft kann nur durch das Bewusstsein ihrer gemeinsamen Interessen garantiert werden. Vereinigt durch eine Organisation, die tatsächlich ihre Interessen vertritt, hätten die Werktätigen die Mittel, ihr Schicksal und noch mehr diese Gesellschaft, die auf der verallgemeinerten Ungerechtigkeit basiert, zu verändern! Aber das ist nicht das, was der Internationale Gewerkschaftsbund vorschlägt: Er schlägt nicht mehr vor, als die in ihm vereinigten Gewerkschaften.
In jedem Land kümmern sich die FührerInnen der Gewerkschaftsbünde mehr darum, an der Verwaltung der kapitalistischen Gesellschaft teilzunehmen, als die Arbeitenden zum Kampf aufzurufen und ihnen klarzumachen, dass sie die bestehenden Kräfteverhältnisse stürzen können. Sie akzeptieren sogar in vielen Fällen die Nivellierung der Sozialgesetze nach unten unter der Bedingung, an der politischen Macht mit naschen zu können; sie akzeptieren die "Sozialpläne", wenn diese mit ihnen "ausverhandelt" werden, sie akzeptieren im Grunde die Opfer, die den Arbeitenden aufgebürdet werden, zum Beispiel die Erhöhung des Renteneintrittsalter, die Erhöhung der Beiträge, die Kürzung der Auszahlungen usw. in dem Moment, in dem sie in die Entscheidungsstrukturen eingebunden sind. Während der letzten Jahre hat man viele solche Beispiele in Frankreich gehabt, aber dies trifft mit kaum nennenswertem Unterscheiden für alle Länder zu.
Die Zusammenführung dieser verschiedenen Gewerkschaftsbürokratien kann nur dazu führen, dass eine bürokratische Ebene mehr entsteht. Die jeweiligen nationalen Organisationen geben ein beredtes Bild davon ab, wie entfernt sie schon sind vom Leben, den Sorgen und Interessen der Beschäftigten. Ein kleiner Kreis internationaler GewerkschaftsführerInnen, die die dieselben Konferenzen und nicht selten dieselben Hotels besuchen wie die FührerInnen der multinationalen Konzerne und die BeamtInnen internationaler Einrichtungen, rundet das Bild kräftig ab.
Dennoch wäre es unumgänglich, dass die Arbeitenden über internationale Organisationen verfügen, sowohl auf dem politischen als auch auf gewerkschaftlichem Niveau; aber nicht über eine Gewerkschaft, die im Rahmen internationaler kapitalistischer Strukturen eingebettet ist, und die letztlich deren Schandtaten akzeptiert. Um für die Arbeitenden wirklich nützlich zu sein, wäre es nötig, dass diese internationale Gewerkschaft, sich zum Ziel setzt, sie zu organisieren, um ihre Forderungen angesichts der Kapitalisten durchzusetzen, die den Planeten beherrschen. Und genau das kann man vom IGB nicht erwarten.