Das kurdische Volk als Opfer der imperialistischen Politik ... und der Politik seiner eigenen Führer

Εκτύπωση
Das kurdische Volk als Opfer der imperialistischen Politik ... und der Politik seiner eigenen Führer
März 2023

(Vortrag des Leo-Trotzki-Kreises - Paris - vom 8. November 1996)

 

Vorwort zur deutschen Ausgabe

Der folgende Text ist die Übersetzung einer 1996 veröffentlichten Broschüre über die Geschichte des kurdischen Volkes - ungefähr 40 Millionen Menschen, die über mehrere Länder, hauptsächlich die Türkei, den Irak, den Iran und Syrien, verstreut sind -und seiner Unterdrückung seit über einem Jahrhundert. Seitdem der Text geschrieben wurde, hat sich die allgemeine Situation dieses Volkes kaum verändert, auch wenn sich die Lage für einen Teil von ihm nach den Kriegen im Irak und in Syrien etwas verbessert hat. So besteht – de facto seit 1991 und, nach dem Sturz von Saddam Hussein, offiziell seit 2005 – ein autonomes irakisches Kurdistan. Dank des Erdöls profitierte es von einem gewissen wirtschaftlichen Aufschwung rund um seine Hauptstadt Erbil. Bagdad eroberte jedoch Ende 2017 die Regionen Kirkuk und Sindschar zurück. Damit wurde das autonome Kurdistan auf seine Positionen von 2003 reduziert. Auf syrischer Seite wurde erst 2012 ein autonomes Gebiet, Rojava oder Westkurdistan, errichtet. Es steht jedoch ständig unter der Bedrohung des Erdogan-Regimes in der Türkei, das nicht einmal die Autonomie dieser kleinen im Norden Syriens eingeschlossenen Region toleriert. So zwang der türkische Angriff auf Afrin Anfang 2018 die Behörden von Rojava, sich auf ein noch kleineres Gebiet von etwa 30.000 Quadratkilometern zurückzuziehen, und es ist vor weiteren Angriffen nicht sicher.

In Wirklichkeit bleibt im Kontext eines von imperialistischen Beziehungen beherrschten Nahen Ostens die Idee eines dauerhaften kurdischen Staates oder auch nur einer kurdischen autonomen Region fragil, ja sogar illusorisch. Seit über einem Jahrhundert kämpfen und ringen kurdisch-nationalistische Bewegungen um ihren Platz inmitten eines Nahen Ostens, der entsprechend den Interessen des Imperialismus balkanisiert wurde und dessen Spaltungen und Konflikte sich immer weiter verschärfen. Im Laufe dieser ganzen Geschichte konnten sie nur dann einige Freiräume erobern, wenn dies mit den Interessen einer der anwesenden Mächte übereinstimmte, und auch nur so lange, bis dies durch die Entwicklung der verschiedenen Regime und ihrer Bündnisse in Frage gestellt wurde. Die Kurden sind nicht die einzige Minderheit, deren Rechte auf eine nationale Existenz durch die imperialistische Herrschaft mit Füßen getreten wurden. Man kann ihre Situation mit der der Palästinenser und vieler anderer Völker vergleichen. Das macht nur deutlich, in welche Sackgasse die engstirnige nationalistische Politik von Organisationen führt, welche - auch wenn sie marxistisch gefärbt sind - nur versuchen, dieser oder jener Minderheit einen kleinen Platz zu verschaffen. Darüber hinaus zu gehen würde natürlich bedeuten, den Griff des Imperialismus auf den Nahen Osten und schließlich den Imperialismus selbst in Frage zu stellen, d. h. das System der wirtschaftlichen, politischen und militärischen Herrschaft des Finanzkapitals, das die ganze Welt ohne Rücksicht auf das Leben der Völker in Schranken hält. Die einzige Kraft, die tatsächlich über die Mittel verfügt, dieses weltweit existierende System zu stürzen, ist das Proletariat. Um die Herrschaft des Imperialismus zu beenden, muss man sich auf sein Terrain begeben und für eine Klassenpolitik des proletarischen Internationalismus eintreten. Es gibt keinen anderen Weg für diejenigen, die nicht nur die nationalen Rechte der Völker durchsetzen, sondern auch die Entwicklung zur Barbarei stoppen wollen, die die imperialistische Herrschaft in immer mehr Teilen der Welt kennzeichnet

März 2023

 

 

Einleitung

Die Kurdenfrage erhält immer wieder Aktualität. Im September 1996 wurde sie im Zusammenhang mit den Kämpfen im irakischen Kurdistan wieder aufgegriffen. Sie wird aber auch häufig im Zusammenhang mit der Türkei oder dem Iran erwähnt. Die kurdische Bevölkerung ist heute über diese Staaten, in denen sie starke Minderheiten bilden, zerstreut.

So leben in der Türkei etwa 12 Millionen Kurden bei etwa 61 Millionen Einwohnern, das heißt ungefähr 20% der Bevölkerung; im Iran circa 6 Millionen bei 64 Millionen, was 10% der Bevölkerung entspricht; im Irak etwa 4 Millionen bei 20 Millionen Einwohnern, was 20% der Bevölkerung entspricht. Hinzu kommen eine Million Kurden in Syrien bei 13 Millionen Einwohnern, d. h. 7% der Bevölkerung, und noch einige Hunderttausend Kurden, die in der ehemaligen Sowjetunion zerstreut sind.

Insgesamt sind dies mehr als 23 Millionen Menschen, nach manchen Schätzungen 25 Millionen, die hauptsächlich in einer Bergregion an der Grenze all dieser Staaten leben. Diese Region, Kurdistan, hat eine Fläche so groß wie Frankreich und reicht somit von der Türkei bis zum Iran, von Syrien und dem Irak bis zur ehemaligen Sowjetunion. All diese Grenzen schneiden in das Leben ein und desselben Volkes und schaffen eine explosive Situation. Die Geschichte der Kurden, insbesondere in diesem Jahrhundert, besteht aus einer Vielzahl von Aufständen, die oft durch blutige Unterdrückung zerschlagen wurden.

Wie die Geschichte zu dieser Situation geführt hat, wie sich die kurdische Frage heute stellt, darauf möchten wir eine Antwort geben.

 

Die Kurd/innen im Osmanischen Reich

Die Aufteilung Kurdistans, wie sie heute besteht, ist eine neuere Entwicklung, die auf den Beginn dieses Jahrhunderts zurückgeht. Die Kurden sind ein altes Volk des Nahen Ostens, das seit Jahrtausenden in seinen Bergen ansässig ist. Die kurdische Sprache ist eine indoeuropäische Sprache, die zur selben Sprachgruppe gehört wie das Persische, das im Iran, der früher Persien genannt wurde, gesprochen wird. Die kurdische Sprache unterscheidet sich jedoch vom Persischen und noch mehr vom Arabischen und Türkischen, den drei Hauptsprachen, die in den Staaten gesprochen werden, in denen die Kurden heute leben.

Bis zum 16. Jahrhundert bestand das kurdische Land aus einer Vielzahl von Fürstentümern. Zu dieser Zeit suchten die kurdischen Fürsten Schutz vor dem Schah von Persien, der sie annektieren wollte, und schlugen sich auf die Seite des Osmanischen Reichs. Sie halfen Sultan Selim dem Grausamen, Persien in der Schlacht von Tschaldiran im Jahr 1514 zu besiegen. Die kurdischen Fürstentümer waren fortan Teil des Osmanischen Reichs. Nur die östlichsten kurdischen Gebiete verblieben auf dem Gebiet Persiens.

Das Osmanische Reich begründete damals seine Einheit, indem es sich eher als eine muslimische „Gemeinschaft der Gläubigen“ denn als ein nationales Reich darstellte. So konnte es jahrhundertelang eine riesige Region verwalten, die vom Balkan über Kleinasien, den Nahen Osten, Ägypten und Nordafrika reichte. Dies konnte es tun, weil er sich auf eine starke Militärmacht stützte. Doch die Fähigkeit, mögliche Aufstände niederzuschlagen, erklärt nicht alles. Die osmanische Herrschaft konnte diese relative Stabilität nur erreichen, weil sie sich auf die Zusammenarbeit der herrschenden Klassen der verschiedenen Völker, die unter ihrer Kontrolle lebten, stützte. Im Grunde verhielt sich das Reich gegenüber den lokalen Feudalherren wie eine Art großer Lehnsherr, einer großen Versicherungsanstalt gegen die Risiken einer Revolte oder fremder Eroberungen.

Das Gefüge des Osmanischen Reiches begann im 18. und vor allem im 19. Jahrhundert zu zerbrechen. Es führte nicht zur Entwicklung einer reichen und mächtigen osmanischen Bourgeoisie, die in der Lage gewesen wäre, mit staatlicher Hilfe einen großen nationalen Markt zu schaffen, der eine zentralisierende Wirkung hätte entfalten können. Die Bourgeoisie, die sich zu entwickeln begann, bezog ihren Reichtum aus einem Handel, der sie mit weiter entfernten Staaten von Westeuropa bis Indien in Verbindung brachte, deren Wege selten über Istanbul, die Reichshauptstadt, führten. Die Bourgeoisie hatte daher eher zentrifugale Tendenzen und war weniger als die feudalen Klassen an der Zugehörigkeit zu einem disparaten Reich interessiert. Zumal die lokalen Feudalherren die Steuerlast oft auf die Bourgeois abwälzten, die von ihrem Reichtum abgeben mussten.

In ihrem Streben nach Unabhängigkeit von der osmanischen Regierung wurden die lokalen Bourgeoisien von den westeuropäischen Mächten unterstützt, die selbst daran interessiert waren, die militärische Macht des Osmanischen Reiches zu untergraben. So kam es, dass Frankreich und England im 19. Jahrhundert der griechischen Unabhängigkeit oder den Christen im Libanon zu Hilfe eilten. In beiden Fällen wurde die Intervention als eine Pflicht zur Solidarität mit den libanesischen oder griechischen Christen dargestellt, die von Muslimen bedroht wurden. Aber natürlich hatte die Begeisterung der Westmächte für die Freiheit der unter osmanischer Herrschaft stehenden Völker vor allem das Ziel, diese Völker dazu zu bringen, unter ihre eigene Herrschaft zu kommen.

Jahrhundertelang gab es auch in den kurdischen Gebieten Versuche, die Bevormundung durch das Osmanische Reich abzuschütteln, insbesondere Aufstände gegen die immer unerträglicher werdende Steuerlast. Zum Zeitpunkt der Auflösung des Reiches waren die kurdischen Gebiete jedoch immer noch abgelegene Bergregionen, die weitab von den großen Handelsrouten lagen und deren Gesellschaftsstruktur im Wesentlichen feudal und sogar stammesmäßig geblieben war. Sie waren kaum in der Lage, sich wirklich um die Gründung eines Staates zu bewerben.

Unter diesen Umständen kam es zur Aufteilung des Osmanischen Reiches. Und aus dieser Teilung resultiert die gesamte heutige Situation, denn sie führte zur Teilung der kurdischen Gebiete, aber auch zur Teilung der arabischen Gebiete, während zuvor alle diese Völker vom Irak bis Ägypten zusammen in demselben Reich lebten.

 

Die Zerstückelung des Osmanischen Reiches

Die Aufteilung des Reiches war eine der großen Herausforderungen des Ersten Weltkriegs, des Krieges von 1914-18. Vor allem Frankreich und England warteten auf seinen Zusammenbruch. Die beiden westlichen Alliierten teilten es auf der Landkarte noch vor Kriegsende unter sich auf. Dies führte zu einem ersten Entwurf für ein Abkommen, dem Sykes-Picot-Abkommen - benannt nach den beiden Diplomaten, die es unterzeichneten. England hatte ein Auge auf die Gebiete geworfen, die heute Palästina und Israel, Jordanien und einen Teil des Irak ausmachen. Frankreich wollte sein Mandat auf das heutige Syrien und den Libanon ausdehnen. Und die westlichen Alliierten planten, auch die Türkei unter sich aufzuteilen.

Als der Krieg vorbei war, konnten all diese Pläne durch weitere Verhandlungen verwirklicht werden. Dies führte zu einem ersten Vertrag, dem Vertrag von Sèvres vom August 1920. In Bezug auf die Türkei lässt sich der Vertrag wie folgt zusammenfassen: Die britischen, französischen, italienischen und griechischen Verbündeten überließen den Türken ... das anatolische Hochland und nahmen den Rest für sich in Anspruch! Mit anderen Worten: Die alliierten Mächte bereiteten sich nicht nur darauf vor, die von Nichttürken bewohnten Gebiete des ehemaligen Osmanischen Reichs aufzuteilen, sondern, durch ihren Schwung mitgerissen, das türkische Gebiet selbst zu zerlegen.

Der Vertrag ordnete die westlichen Einflusszonen in der Türkei folgendermaßen an: Das Gebiet der Meerengen, d. h. der Bosporus, die Dardanellen und das Marmarameer, kamen unter internationale Kontrolle. Die Region um Smyrna und Thrakien wurde Griechenland zugesprochen. Etwas weiter südlich wurden die Inseln des Dodekanes und die Region Antalya Italien zugesprochen. Schließlich wurde Frankreich Kilikien zugesprochen, d. h. die östlichste Küstenregion Kleinasiens, die die Stadt Adana umfasst und an Syrien grenzt.

Dieser Anspruch sollte jedoch auf einen mächtigen Widerstand stoßen. Angeführt wurde er von einem Offizier der ehemaligen osmanischen Armee, Mustafa Kemal, der heute besser bekannt ist als Atatürk („der Vater der Türken“) und somit zum Gründer der modernen Türkei werden sollte.

Während die Regierung des Sultans vor den Bedingungen der Alliierten kapitulierte, wollte Mustafa Kemal Teile der Armee neuformieren, um den Krieg gegen die Besatzer zu führen. Er suchte und erhielt ab 1920 die Hilfe Sowjetrusslands. Die bolschewistischen Führer wussten, dass Mustafa Kemal nur ein bürgerlicher Nationalist war, aber die russische Revolution solidarisierte sich mit diesem armen Land, der Türkei, bei ihrem Versuch, Widerstand gegen die Armeen der imperialistischen Mächte zu leisten, die ihr Gebiet aufteilen wollten.

Tatsächlich waren die Alliierten, sowohl Frankreich als auch Italien und England, nicht in der Lage, den Vertrag von Sèvres umzusetzen und die Gebiete zu besetzen, die sie sich auf dem Papier zugesprochen hatten. Es blieb nur noch die griechische Armee. Der griechische Premierminister Venizelos bot den Alliierten an, die Besetzung an ihrer Stelle durchzuführen, und die Alliierten stimmten zu. Die griechische Armee besetzte daraufhin tatsächlich Smyrna und einen Teil Anatoliens. Sie mobilisierte die dort lebende griechische Minderheit in ihren Reihen. Die Truppen Mustafa Kemals konnten sie jedoch schnell zurückdrängen. Es war ein erbarmungsloser Krieg: Auf die Massaker der Türken durch die Griechen folgten die Massaker der Griechen durch die Türken. Schließlich brach die griechische Armee im September 1922 innerhalb weniger Stunden vor der Armee Mustafa Kemals zusammen.

So entstand aus den Trümmern des Osmanischen Reiches eine unabhängige Türkei, die stärker war, als die Alliierten erwartet hatten. Sie mussten diese Lage berücksichtigen. Ein neuer Vertrag musste 1923 in Lausanne unterzeichnet werden, in dem die Souveränität des neuen Staates praktisch innerhalb seiner heutigen Grenzen anerkannt wurde.

 

Mustafa Kemal und die nationalen Minderheiten

Die kemalistische Armee musste zwar kämpfen, um das Existenzrecht der Türkei gegen die Pläne des Imperialismus durchzusetzen, doch respektierte sie dabei nicht die nationalen Minderheiten.

Die griechische Minderheit in Anatolien wurde zum Teil massakriert und zum anderen Teil vertrieben. Die Armenier, die bereits während des Krieges 1915-1916 Opfer von Massenmorden geworden waren, wurden 1919-1920 von der kemalistischen Armee erneut massakriert. Was die Kurden betrifft, so sah der Vertrag von Sèvres von 1920 für sie ein System der lokalen Autonomie vor, das bis zur Unabhängigkeit reichen konnte, zumindest in einem von Kurden bewohnten Teil des Landes. Doch der von Mustafa Kemal geführte Krieg änderte alles. Nachdem die kemalistische Macht in ganz Anatolien errichtet worden war, blieb kein Platz mehr für einen kurdischen Staat.

Es stimmt, dass Mustafa Kemal es während seines Krieges nicht versäumte, den Kurden Versprechungen zu machen, um sich ihr Bündnis zu sichern. Tatsächlich begann seine Militärkampagne in Kurdistan. Dort begann Mustafa Kemal, seine militärischen Kräfte zu bündeln. So wurde sein erster Sieg von kurdischen Truppen unter türkischem Kommando gegen armenische und georgische Truppen errungen. Mustafa Kemal sprach in seinen Reden von der „Anerkennung der nationalen und sozialen Rechte der Kurden“ und vom Aufbau eines Staates, in dem, wie er sagte, „Türken und Kurden wie Brüder leben“ würden.

Von Anfang an war jedoch Mustafa Kemal bestrebt, eine autonome Organisation der Kurden zu verhindern, ebenso wie jede andere Art von unabhängiger politischer Organisation. Am 1. November 1922, nur wenige Wochen nach seinem militärischen Sieg, verkündete Mustafa Kemal: „Der gerade gegründete Staat ist ein türkischer Staat“. Und es bestätigte sich schnell, dass für ihn die kurdische Nationalität nicht existierte.

Der im Vertrag von Sèvres 1920 vage angedachte kurdische Staat sollte in diesem Vertrag von Lausanne 1923, der der Aufteilung des Nahen und Mittleren Ostens durch die imperialistischen Mächte ihre endgültige Gestalt geben sollte, völlig verschwinden. Doch diese Aufteilung selbst war das Ergebnis von Feilschereien zwischen den imperialistischen Mächten auf der Grundlage der im Ersten Weltkrieg geschaffenen Machtverhältnisse. Sie hatte nichts mit dem Willen oder den Interessen der betroffenen Völker zu tun.

So behaupteten die imperialistischen Mächte, das arabische Volk vom osmanischen Joch befreit zu haben. Doch während dieses Volk mit seiner Sprache und seiner Zivilisation nicht nur im Nahen Osten, sondern auch in Nordafrika ansässig ist, kam für die imperialistischen Mächte ein einziger arabischer Staat nicht in Frage. Dieses Volk wurde auf ein halbes Dutzend Staaten aufgeteilt, ganz zu schweigen von der Umwandlung der winzigen Emirate in Ölstaaten, die entstehen sollten und manchmal den Wünschen eines einzigen Ölkonzerns folgten.

Im allgemeinen Rahmen dieser großen imperialistischen Aufteilung nach dem Ersten Weltkrieg wurde das kurdische Volk auf mehrere Staaten aufgeteilt und in jedem dieser Staaten zu einer unterdrückten Minderheit gemacht. Die Geschichte der Kurden hat sich seither in verschiedenen Staaten abgespielt, manchmal auf parallelen Wegen, aber in jedem Fall auch durch ganz spezifische politische Ereignisse in jedem dieser Staaten.

Dies zwingt uns dazu, abwechselnd über den Irak, die Türkei, den Iran und Syrien zu sprechen, wobei wir je nach Ereignis und Epoche von einem zum anderen wechseln. Doch gerade diese Aufteilung verleiht der Geschichte der Kurden ihren unzusammenhängenden und zersplitterten Charakter.

 

Der Irak - ein Staat, der für die Bedürfnisse des britischen Kolonialismus geschaffen wurde

Während ein Teil Kurdistans zur kemalistischen Türkei gehörte, wurde ein anderer Teil, der aufgrund seiner Bevölkerungszahl und seiner wirtschaftlichen Rolle von großer Bedeutung war, in einen neuen Staat eingegliedert, der nach dem Ersten Weltkrieg für die Zwecke der Einflussverteilung zwischen Frankreich und England gegründet wurde. Dieser neue Staat, der damals unter britischem Mandat stand, sollte Irak genannt werden.

Im Irak lebten viele verschiedene Völker, von denen die meisten Araber waren. Es gab jedoch keinen Grund, die Araber im Irak von den Arabern in Syrien, die weiter westlich lebten, zu trennen. Nichts ... außer der Tatsache, dass Frankreich und England beschlossen hatten, die Einflusszonen untereinander aufzuteilen. Man würde also in der französischen Zone einen Staat, Syrien, finden, der vom Irak, der sich in der britischen Zone befand, getrennt war.

Hingegen war der gesamte Nordirak von Kurden bewohnt. Es war sogar die wohlhabendste Region Kurdistans rund um die Stadt Mossul. In den Gesprächen, die während des Ersten Weltkriegs zwischen Frankreich und England über die Aufteilung des Osmanischen Reichs stattgefunden hatten, war diese Region um Mossul zunächst Frankreich zugesprochen worden. Am Ende des Krieges war sie jedoch von britischen Truppen besetzt worden. Der Grund für dieses Interesse war, dass britische Schürfer dort Erdöl entdeckt hatten ... und sich hüteten, ihren französischen Verbündeten davon zu erzählen. Es gelang ihnen jedoch, diese dazu zu bringen, die Inbesitznahme zu akzeptieren, selbst als ihnen das Vorhandensein von Öl bekannt wurde. Sie mussten lediglich akzeptieren, dass sie einige Anteile an der Ölförderung an die Franzosen und Amerikaner abtreten mussten.

All diese Absprachen rochen also vor allem nach Erdöl. Hauptsache war zu diesem Zeitpunkt für die britischen Vertreter, zu verhindern, dass die Türkei die Region um Mossul, die sie ebenfalls für sich beanspruchte, bekam. Deshalb erschienen in den Gesprächen die Briten als die Verteidiger der nationalen Rechte der Kurden. Für sie war es aber nur ein Vorwand. Und die Region Mossul, die ohnehin seit dem Ende des Ersten Weltkriegs von britischen Truppen besetzt war, wurde schließlich 1925 offiziell dem arabischen Irak zugeschlagen, der wiederum unter britisches Mandat gestellt wurde. Die Mandatsmacht musste höchstens das vage Versprechen abgeben, den Kurden die Errichtung einer lokalen Verwaltung zu ermöglichen.

Es waren also nicht die Araber, die die kurdische Region um Mossul für sich beanspruchten, sondern die britische Führung, die damals der Meinung war, dass dies die beste Formel sei, um ihre Interessen an der Ölförderung zu sichern! Sie rechneten übrigens auch damit, dass es ihnen nach ihrer üblichen „Teile und herrsche“-Taktik leichter fallen würde, ihre Herrschaft über ein zwischen Kurden und Arabern geteiltes Land durchzusetzen als über ein einheitliches Land.

 

Türkei: Die Rolle des Kemalismus

In der Zwischenzeit festigte sich das kemalistische Regime in der Türkei weiter und erfüllte eine gewisse historische Rolle, die näher erläutert werden muss.

Der Zusammenbruch des Osmanischen Reiches war für die türkischen Nationalisten keine Überraschung gewesen. Sie hatten die Idee, es aufrechtzuerhalten, schon vor langer Zeit aufgegeben. Allerdings durfte die Türkei selbst in diesem Untergang nicht untergehen und ihre Möglichkeiten für eine nationale Existenz bewahren. Es bedurfte der von der Armee gestützten Faust eines Mustafa Kemal, um die Aufteilung und Kontrolle der Türkei selbst durch die imperialistischen Mächte zu verhindern. Diese waren allerdings durch den Krieg geschwächt und sahen sich in Europa mit sozialen Unruhen und revolutionären Bewegungen konfrontiert.

Aber Mustafa Kemals militärischer Voluntarismus erfüllte in der Türkei auch die Aufgaben einer bürgerlichen Revolution, die die innere Entwicklung des Landes bis dahin nicht zugelassen hatte. Mustafa Kemal führte seine Reformen mit Erlassen durch. Bereits 1922 wurde das Sultanat abgeschafft und die Türkei wurde zu einer Republik, die von einer „Großen Nationalversammlung“ regiert wurde. Sie hatte ihren Sitz in Ankara, im Zentrum der anatolischen Hochebene, und nicht mehr in Istanbul. Die Trennung von Staat und Kirche wurde proklamiert. Mustafa Kemal begann mit der Modernisierung der wirtschaftlichen und politischen Strukturen.

All diese Maßnahmen entsprachen in erster Linie den Interessen der türkischen Bourgeoisie, einer Sozialklasse, deren Entwicklung bis dahin durch das Feudalregime des Sultans und die imperialistischen Mächte weitgehend behindert worden war. Sie wurden durch die Diktatur von Mustafa Kemal und seiner Armee durchgesetzt. Diese hatte die europäischen Mächte in Schach gehalten und zwang auch die herrschenden türkischen Klassen, sich geschlossen, um das neue Regime zu scharen. Auf diese Weise glich der Kemalismus die Schwäche und den fehlenden Willen der türkischen Bourgeoisie durch die Härte seiner Diktatur aus. Er war aber auch einer anderen Gefahr ausgesetzt: der eines Eingreifens der Arbeiterklasse. Die Diktatur Mustafa Kemals ermöglichte es, eine Reihe von unverzichtbaren historischen Aufgaben zu erfüllen, während sie die Volksschichten auf respektvolle Distanz hielt und jeden Versuch ihrerseits verhinderte, die vom Regime eingeleiteten Reformen auf eigene Rechnung fortzusetzen.

Die Diktatur Mustafa Kemals duldete keine politische Opposition, jedenfalls keine, die von den ausgebeuteten Klassen ausging. Sie ging zunächst gegen Aktivisten vor, die versuchten, Arbeiterorganisationen oder -parteien zu gründen. Bereits im Januar 1921 ließ Mustafa Kemal den Sekretär der ersten in der Türkei gegründeten kommunistischen Partei, Mustafa Suphi, und alle seine Genossen ermorden. Danach schuf Mustafa Kemal aus dem Nichts eine KP, die aus Agenten des Regimes bestand, die seine Anweisungen befolgten. So blieben all jene, die unter dem Einfluss der russischen Revolution Mustafa Kemal auf der linken Seite herausfordern wollten, indem sie der kommunistischen Partei beitraten, dennoch unter der Kontrolle der Polizei des Regimes. Dies erleichterte es dem Regime ab Januar 1925, die KP, die es selbst gegründet hatte, aufzulösen.

Aber auch auf nationaler Ebene konnte die Diktatur keine Opposition dulden, was sich sehr schnell in ihrer Haltung gegenüber den Kurden zeigte. Kurdische Schulen, Vereine oder Publikationen wurden verboten, ja sogar die bloße Tatsache, kurdisch zu sprechen. Man ließ den Kurden nur dann einen Platz, wenn sie sich an die Türken anpassten. Im Vergleich zur Situation, die die Kurden im Osmanischen Reich gehabt hatten, wo sie eine gewisse Autonomie besaßen und ihre herrschenden Klassen an der Macht beteiligt waren, war dies ein großer Rückschritt.

 

Vierzehn Jahre der Unterdrückung

Vierzehn Jahre lang, von 1925 bis 1939, war das türkische Kurdistan Schauplatz ständiger Aufstände, die vom kemalistischen Regime im Blut ertränkt wurden. Ein erster Aufstand brach 1925 unter der Führung von Said von Piran, einem Scheich, aus, wobei dieses arabische Wort in Kurdistan eigentlich einen religiösen Führer bezeichnet. Innerhalb eines Monats eroberte der von Scheich Said angeführte Aufstand etwa ein Drittel des türkischen Kurdistans, von der Stadt Elaziz - einer der westlichsten Städte des türkischen Kurdistans - bis zur Stadt Diyarbakir und dem Van-See im äußersten Osten.

Der Aufstand wurde jedoch schnell von der kemalistischen Armee niedergeschlagen, die ihn als religiösen und reaktionären Aufstand darstellte. Nach 1925 blieben jedoch kurdische Guerillabanden in den Bergen bestehen, die sich regelmäßig Kämpfe mit der türkischen Armee lieferten. Dennoch wurden die aufständischen Regionen von gewaltsamen Repressionen heimgesucht. Die türkische Regierung entwickelte ein Deportationsprogramm, mit dem etwa eine Million Menschen aus den kurdischen Gebieten umgesiedelt werden sollten.

Schon bald fanden Vorbereitungen für einen neuen Aufstand statt. Diesmal gingen sie von der Organisation für die kurdische Unabhängigkeit (Khoybun) aus, deren Führer die meisten kurdischen Feudalfamilien repräsentierten. Sie hatten ein Bündnis mit armenischen Organisationen geschlossen und vor allem die Unterstützung des Schahs von Persien erhalten. Der Aufstand wurde von einem kurdischen General, Ihsan Nuri Pascha, angeführt, der 1929 die Kontrolle über ein Gebiet an der persischen (heute würde man sagen iranischen) Grenze rund um den Berg Ararat übernahm.

Die türkische Armee erlitt zunächst schwere Rückschläge. Doch dann kam es zu einer Wende, die sich durch die gesamte Geschichte der kurdischen Aufstände ziehen sollte. Die Türkei und Persien gelangten zu einer Vereinbarung. Der Schah von Persien stellte seine Unterstützung für die kurdischen Aufständischen ein und erlaubte den türkischen Truppen, durch sein Territorium zu marschieren und die Kurden zu überfallen. Im Sommer 1930 wurde der kurdische Aufstand auf diese Weise niedergeschlagen. Die Niederschlagung war gewaltsam. In der Stadt Van wurden etwa 100 Intellektuelle in Säcke genäht und in den See geworfen. Aber die gesamte Bevölkerung der Region sollte dem Terror ausgesetzt werden. Im Jahr 1932 wurde ein neues Gesetz zur Deportation und Zerstreuung der Kurden ausgearbeitet.

Im Gegensatz dazu erhielt der Schah von Persien, der die Kurden im Laufe des Prozesses zunächst manipuliert und dann fallen ließ, von Mustafa Kemal seine Belohnung in Form von Grenzkorrekturen in der Region des Berges Ararat und des Van-Sees. Die Kurden hatten zum ersten Mal die Erfahrung gemacht, dass ein Staat, der sich als ihr Freund ausgab, sie unterstützte und dann fallen ließ. Es war nicht das letzte Mal.

Der türkische Premierminister Ismet Pascha erklärte damals: „Die türkische Nation allein hat das Recht, ethnische und rassische Rechte in diesem Land zu beanspruchen. Kein anderes Element hat dieses Recht“. Zwischen blutiger Unterdrückung, Massendeportationen und der Leugnung der Existenz einer kurdischen Nation war das Regime von Mustafa Kemal dabei, seine offizielle Doktrin in dieser Frage zu entwickeln.

In der Tat brauchte das Regime von Mustafa Kemal diesen bis ad absurdum geführten Nationalismus, um zu versuchen, die Schwäche seiner wirtschaftlichen und sozialen Basis auszugleichen. Die Armee hatte zwar die Unabhängigkeit der Türkei und ihr Territorium retten können, aber das war nicht das, was dem Land Entwicklung und Absatzmärkte verschaffen konnte. Das Regime hatte nicht die Mittel, um den türkischen Massen etwas anderes als das Elend eines armen Landes zu bieten. Also musste es weiterhin eine eiserne Diktatur durchsetzen und diese rechtfertigen.

Die türkische Bevölkerung lebte weiterhin in hoffnungslosem Elend, aber was macht das schon, denn Mustafa Kemal erklärte eines Tages: „Ein Türke ist das ganze Universum wert“, und schloss mit dem Satz: „Wie glücklich ist es, ein Türke zu sein“. Dieser Satz - auf Türkisch: „ne mutlu türküm diyene“ - steht noch heute unter allen Mustafa-Kemal-Statuen, die die Plätze und offiziellen Gebäude des Landes schmücken, als wollten sie den Einwohnern sagen, dass sie sich glücklich schätzen können, einer überlegenen Nation anzugehören, und nicht auch noch fordern müssen, in Würde zu leben und genug zu essen zu haben...

Natürlich stellten die Reformen von Mustafa Kemal in vielerlei Hinsicht einen sozialen Fortschritt für die gesamte Bevölkerung dar. Man braucht in diesem Zusammenhang nur den säkularen Staat, das Verbot der Polygamie, die rechtliche Gleichstellung von Mann und Frau, das Verbot des islamischen Schleiers oder das Wahlrecht für Frauen im Jahr 1934 zu nennen, mehr als zehn Jahre früher als in Frankreich, in einem Land, das gerade erst den Feudalismus hinter sich gelassen hatte ... All dies bedeutete in der Gesellschaft oftmals eine echte Revolution. Aber gleichzeitig musste das Regime jede Intervention der Massen, jeden Wunsch, ihre Interessen selbst in die Hand zu nehmen, verhindern, und das tat es, indem es seine Diktatur fest im Griff hatte.

In dieser Situation fand die Unterdrückung der Kurden statt. Im Grunde genommen, indem sie der türkischen Armee einen Feind lieferte, rechtfertigte sie den Militarismus und eine Kriegsatmosphäre, der nicht nur das kurdische Volk, sondern die gesamte türkische Bevölkerung zum Opfer fiel.

Trotzdem entwickelte sich 1936 in der Region Dersim, einer sehr bergigen und schwer zugänglichen Region im türkischen Kurdistan, ein neuer kurdischer Aufstand. In dem vom Ankara-Regime vorgesehenen Deportationsplan sollte sie von der gesamten kurdischen Bevölkerung evakuiert werden und dies ließ keine andere Alternative als den Aufstand zu. Eine Guerilla organisierte sich. Gegen sie setzte die Armee massiv Luftwaffe und Artillerie oder Kampfgas ein. Der Widerstand dauerte bis 1938. Die Rache der türkischen Armee war dafür umso brutaler. Sie sperrte die Besiegten in Höhlen ein, bevor sie diese in Brand setzte, oder brannte die Wälder nieder, in denen sie Zuflucht gefunden hatten. Schließlich erhielt die Stadt Dersim einen türkischen Namen: Tunceli.

In diesen vierzehn Jahren fielen schätzungsweise 1,5 Millionen Kurden den Deportationen und Massakern der türkischen Armee zum Opfer. Am Ende dieser Unterdrückung war das kurdische Land so verwüstet und militärisch besetzt, dass das Regime es vorzog, es zu einem für Ausländer verbotenen Gebiet zu erklären. Dies sollte bis 1965 so bleiben.

 

Aufstände im Irak und in Persien

In diesen Jahren zwischen den beiden Weltkriegen kam es zu weiteren Aufständen, im irakischen und im persischen Kurdistan, das heute als iranisches Kurdistan bezeichnet wird, da Persien 1935 zum Iran wurde.

Der erste dieser Aufstände war der von Scheich Mahmud Barzandschi, der bereits 1919 in der gesamten Region Siemani, dem heutigen irakischen Kurdistan, Truppen gegen die britische Besatzung aufstellte. Die Bewegung wurde von der britischen Armee schnell niedergeschlagen und Scheich Mahmud ins Gefängnis geworfen. Er kam 1922 wieder frei. Er begann sofort wieder, rief einen kurdischen Staat aus und ließ sich zum König von Kurdistan ausrufen. Der Aufstand wurde wieder niedergeschlagen, flammte aber bis 1930, als der Irak für unabhängig erklärt wurde, immer wieder auf. Bis zum Zweiten Weltkrieg befand sich das irakische Kurdistan in einem chronischen Zustand des Aufstands gegen die britische Armee, die auch im formal unabhängigen Irak weiterhin das Sagen hatte.

Ähnliches passierte im iranischen Kurdistan. Dort war es ein Stammesführer namens Simko, der die Fahne der Revolte hob und zwischen 1920 und 1925 die gesamte kurdische Region entlang der Grenze zum Irak unter seine Kontrolle brachte. Dann wurde die Situation zunehmend schwieriger. Im Jahr 1925 übernahm General Reza Pahlavi die Macht in Teheran und ließ sich anschließend zum Schah ausrufen. Das Regime wurde härter und die Armee übernahm die Kontrolle über die kurdischen Gebiete. Im Jahr 1930 wurde Simko vom Militär zu Verhandlungen aufgefordert. Er tappte in die Falle und wurde ermordet.

Dies verhinderte jedoch nicht, dass es ein Jahr später zu einem weiteren Aufstand unter der Führung eines anderen Kurdenführers, Jafar Sultan, ausbrach. Die iranische Armee begann jedoch, in das kurdische Land einzudringen und es zu kontrollieren, indem sie Straßen baute, Militärposten errichtete und die Zusammenarbeit mit der Türkei und dem Irak organisierte. So unterzeichneten die Türkei, der Iran und der Irak 1937 den Vertrag von Saadabad - benannt nach einem Palast in Teheran -, der ihre militärische Zusammenarbeit festschrieb, insbesondere „gegen die Bildung von bewaffneten Banden, Vereinigungen oder Organisationen, die auf den Sturz etablierter Institutionen abzielen“, wie es in dem Vertrag hieß. Damit war die kurdische Bewegung gemeint.

Tatsächlich gelang es weder dem Iran noch dem Irak, das kurdische Land wirklich unter Kontrolle zu bringen. Es kam weiterhin zu sporadischen Aufständen, die immer denselben Charakter hatten. Es handelte sich um Feudalherren, die den Aufstand ausriefen und versuchten, das Land zu halten, indem sie die Häuptlinge der verschiedenen kurdischen Stämme zur Bereitstellung von Truppen aufforderten. Die zwischen den drei Staaten Iran, Irak und Türkei gezogenen Grenzen schnitten in das Fleisch der Bevölkerung, und das lieferte den kurdischen Gemeinschaften, die aus der osmanischen Zeit die Gewohnheit bewahrt hatten, auf sich selbst gestellt zu leben und in gewissem Maße sich selbst zu verwalten und Waffen zu tragen, unmittelbare Gründe für einen Aufstand. Die Festigung der Autorität der iranischen, irakischen und türkischen Staaten ging auf Kosten dieser relativen Autonomie.

Allerdings blieben diese Revolten meist auf der Ebene von Stammesrevolten, die sich nie wirklich vereinigten und anfällig für Manipulationen durch Agenten der Großmächte, insbesondere durch die britischen Agenten, oder durch einen Staat waren, der die Kurden dazu benutzen wollte, den Nachbarstaat in Schwierigkeiten zu bringen, um sie dann wieder fallen zu lassen.

Damit diese Lage zu einer Möglichkeit führte, die Autonomie wiederzuerlangen, bedurfte es einer außergewöhnlichen Kombination von Situationen, die dazu führten, dass die staatliche Kontrolle über einen Teil der kurdischen Region geschwächt wurde. Genau dies geschah zur Zeit des Zweiten Weltkriegs.

Zu Beginn des Krieges hoffte im Irak ein Teil der arabischen Öffentlichkeit aus Feindseligkeit gegenüber der britischen Präsenz auf einen Sieg der Achsenmächte. Deswegen wurde die britische Besatzungsmacht den Kurden gegenüber etwas wohlgesinnter. Ab 1943 entwickelte sich im Nordirak in der Barzan-Region erneut ein kurdischer Aufstand unter der Führung eines gewissen Mullah Mustafa Barzani. Als religiöser Führer und Stammesführer verfügte dieser zunächst über Unterstützung in seiner Region. Er suchte aber auch die Unterstützung kurdisch-nationalistischer Intellektuellenkreise. Schließlich suchte er die Unterstützung Großbritanniens gegen die irakische Regierung und schickte dem britischen Botschafter Briefe voller Ehrerbietung, in denen er um seine Intervention bat. Darin erklärte er dem Botschafter sogar in einem sehr orientalischen Stil: „Was auch immer Ihre Befehle sein mögen, ich werde sie befolgen, wie ein Kind die Befehle eines mitfühlenden Vaters befolgen würde“, und fügte hinzu: „Wie auch immer, die Befehle Ihrer Majestät setzen wir stolz über unsere Augen und unseren Kopf“.

In der Tat hatte die britische Regierung in diesen Jahren des Weltkriegs wenig Lust auf einen Bürgerkrieg im Irak und drängte die irakische Regierung eher dazu, sich zurückzuhalten und den kurdischen Forderungen Gehör zu schenken. Dies war eine relativ günstige Situation für Barzani, der Erfolge über die irakische Armee erzielte und sich von diesem Zeitpunkt an als Führer der irakischen Kurden etablierte.

Als Anekdote - die jedoch bezeichnend für Barzanis Charakter und die Art der Beziehungen zwischen den kurdischen Führern ist - sei erwähnt, dass Barzani 1944 die Tochter des Häuptlings des rivalisierenden Stammes der Zibari heiratete. Dadurch wurde der Stamm zu Barzanis Verbündeten, was es ihm ermöglichte, seinen Einfluss nach Osten bis an die Grenze zum Iran auszudehnen. Dieses Bündnis hielt jedoch nur eine gewisse Zeit. Ende 1945 gelang es den Agenten der irakischen Regierung, die Zibari und eine Reihe anderer Stämme umzustimmen. Sie hatten wahrscheinlich Argumente in Form von Bargeld, die mehr Gewicht hatten als die Heirat zwischen Barzani und der Zibari-Tochter. So blieb Barzani keine andere Wahl, als mit seinen Truppen über die iranische Grenze zu fliehen.

Doch gerade auch im Iran profitierten die Kurden aufgrund des Weltkriegs von einer vorübergehenden Schwächung der Staaten in der Region. Dies ermöglichte für ein Jahr die Existenz des ersten unabhängigen kurdischen Staates, der später als Republik Mahabad bezeichnet wurde.

 

Iran während des Zweiten Weltkriegs

Ab 1941 war der Iran besetzt, im Norden von sowjetischen Truppen und im Süden von britischen Truppen. Dadurch blieb zwischen den beiden Zonen ein Gebiet, einschließlich der Stadt Mahabad, übrig, in dem die kurdischen Stämme während des gesamten Krieges de facto Autonomie genossen, da der geschwächte iranische Staatsapparat weitgehend unfähig war, das Land und insbesondere die Grenz- und Bergregionen Kurdistans zu kontrollieren.

Es gab also eine Chance für die Kurden, die sie ergreifen mussten. Aber es waren wieder einmal die Elite, Stammesführer und feudalen Großgrundbesitzer, die sie auf ihre Weise nutzten.

Eine erste nationalistische Organisation, die Komala I Zhian I Kurdistan (Komitee für die Wiedergeburt Kurdistans), wurde 1942 in Mahabad von Mitgliedern des Kleinbürgertums, Händlern und Beamten, die sich für die Schaffung eines „Großkurdistan“ einsetzen wollten, gegründet. Ihm schlossen sich die meisten Stammesführer aus dem Norden des Landes an, die durch die erzwungene Sesshaftmachung der Stämme in der Zwischenkriegszeit zu Großgrundbesitzern geworden waren. Ihr Anführer Qazi Mohammed, ein Mitglied der reichsten Familie Mahabads, war gleichzeitig ein religiöser Führer, ein islamischer Richter und ein Großgrundbesitzer. Er wandelte die Partei 1945 in die Demokratische Partei Kurdistans (DPK) um und forderte nicht mehr ein „Großkurdistan“, sondern „Autonomie für das iranische Kurdistan im Rahmen eines demokratischen Irans“. Er passte sich den von den Großmächten gezogenen Grenzen an, mit der Hoffnung, dass diese dann die Autonomieforderungen der Kurden unterstützen würden. Dies war jedoch nicht der Fall.

Großbritannien wollte die territoriale Integrität sowohl des Irans als auch des Iraks, die vor dem Krieg zu seinem Einflussbereich gehörten, bewahren und stellte sich taub gegenüber den Autonomieforderungen. Nach der britischen Ablehnung wandten sich die kurdischen Führer an die sowjetischen Behörden. Sich auf die russische Bürokratie zu verlassen, war jedoch nicht viel besser: Deren Vertreter versprachen Qazi Mohammed zwar Hilfe, doch das hielt nur so lange an, wie es der Außenpolitik der Bürokratie diente.

Während des Krieges selbst begnügte sich die sowjetische Führung damit, den kurdischen Führern gegenüber etwas gastfreundlicher zu sein als die Briten. Als sich die militärische Lage wieder erholte und das Kriegsende näher rückte, wollte Stalin Druck auf die iranische Regierung ausüben, damit diese mit ihm Handel trieb und ihm Zugang zu seinem Erdöl gewährte, da England und bald auch die USA Zugang dazu hatten. Angesichts der Blockade spielte er die Karte der Autonomie der iranischen Provinz West-Aserbaidschan aus, die noch unter sowjetischer Besatzung stand und an der Grenze zur gleichnamigen Föderierten Republik der UdSSR lag.

 

Die Mahabadische Republik

Die iranische Provinz Aserbaidschan erhob sich im November 1945 zu einer autonomen Republik. Die sowjetische Führung hätte ihr gerne die kurdische Region Mahabad angegliedert. Qazi Mohammed und die anderen kurdischen Führer, die dies nicht wollten, konnten sie jedoch davon überzeugen, die Gründung einer autonomen Republik in Kurdistan zu unterstützen. Die sowjetische Führung versprach ihnen schließlich militärische und materielle Hilfe. Qazi Mohammed rief daraufhin am 22. Januar 1946 in Mahabad die Autonome Republik Kurdistan aus.

Er ernannte eine Regierung, die vor allem aus reichen Kaufleuten und feudalen Großgrundbesitzern bestand. Diese konservative Regierung wollte natürlich keine sozialen Reformen, insbesondere keine Landreform.

Kaum war die neue Republik ausgerufen, geriet sie auch schon in Konflikt mit dem benachbarten Aserbaidschan. Beide Staaten erhoben Anspruch auf einige Städte und die sie umgebenden reichen Ebenen im Norden des Iran, wo die Kurden durch die Politik der Bevölkerungsmischung der Zentralregierung zur Minderheit geworden waren. Schließlich musste die UdSSR einspringen, um ihre beiden Schützlinge zu einem Bündnis zu zwingen; in ihrem Druck auf die iranische Regierung, Zugeständnisse zu machen, waren sie ein Trumpf - und bald sogar ihr einziger Trumpf. Um Druck auf den Schah auszuüben, hatte die UdSSR nämlich ihre Truppen im Iran über das vorgesehene Datum hinaus aufrechterhalten. Sie geriet selbst unter britisch-amerikanischen Druck und musste Anfang Mai 1946 zustimmen, ihre Truppen zurückzuziehen, im Gegenzug für das Versprechen der iranischen Regierung, eine sowjetisch-iranische Ölgesellschaft zu gründen...

Dabei hätte die Situation sowohl für die Kurden als auch für die gesamten iranischen Volksmassen günstig sein können. Die iranische Regierung sah sich im Sommer 1946 mit einer Welle politischer und sozialer Unruhen konfrontiert, die von Streiks, Auseinandersetzungen auf dem Land mit Großgrundbesitzern und riesigen Demonstrationen begleitet wurde. Diese Welle erreichte ihren Höhepunkt im Juli 1946 mit einem großen Streik der Erdölarbeiter gegen die britische Ölgesellschaft. Dieser Streik entwickelte sich zu einem politischen Streik gegen die britische Herrschaft und riss die Beschäftigten des öffentlichen Dienstes und die gesamte arbeitende Bevölkerung in vier Tage voller Unruhen mit.

Doch die Führer der Tudeh-Partei, der Kommunistischen Partei des Irans, halfen der Regierung bei der Suche nach einem Kompromiss und drängten die Beschäftigten dazu, die Arbeit wieder aufzunehmen. Als Belohnung und vor allem um die Ruhe wiederherzustellen, wurden im August 1946 drei Mitglieder der Tudeh-Partei in die Regierung berufen und eine pro-sowjetische Persönlichkeit wurde zum stellvertretenden Premierminister und Minister für Arbeit und Propaganda ernannt.

Großbritannien konzentrierte seinerseits Truppen im Irak, um seine Ölfelder zu schützen, und zettelte antikommunistische und regierungsfeindliche Aufstände unter den Stämmen im Süden des Iran an. Nachdem die sozialen Unruhen im Oktober endgültig zerschlagen waren, wurden die kommunistischen Minister aus der iranischen Regierung verdrängt und die Tudeh-Partei wurde mit der Verhaftung von Hunderten von Aktivisten unterdrückt.

Die kurdischen Führer, die sich auf die Notabeln und die traditionellen Führer stützten, die nicht in der Lage waren, die Kurden im Süden zu vereinen, die sich nicht mit ihren aserbaidschanischen Nachbarn einigen konnten, hatten auch kein Interesse daran, sich mit den ausgebeuteten Massen im Iran zu verbünden und sich mit ihrem Kampf zu solidarisieren. Im Gegenteil, ein Teil der kurdischen Stammesführer bot dem iranischen Premierminister ihr Bündnis gegen ihre gemeinsamen Feinde, die aserbaidschanischen Kommunisten, an. Und als die iranische Armee Ende 1946 Aserbaidschan zurückeroberte, bewegten sich die Kurden nicht. Auch die UdSSR griff nicht ein. Der Kurdenführer Qazi Mohammed sah, dass die UdSSR Aserbaidschan seinem Schicksal überließ, und hielt jeden Widerstand für zwecklos, als die iranischen Truppen, denen sich eine Reihe kurdischer Stämme anschlossen, nach Mahabad marschierten. Am 16. Dezember 1946 unterwarf er sich der iranischen Armee: Die Republik Mahabad hatte gelebt. Qazi Mohammed wurde zum Tode verurteilt und am 30. März 1947 zusammen mit einigen anderen zivilen und militärischen Führern gehängt. Dutzende weitere wurden zu Gefängnisstrafen verurteilt.

Diese erste kurdische Republik zog zu ihrer Zeit viel Neugier und Hoffnung unter den Kurden auf sich und wird bis heute als ein glorreiches Kapitel der kurdischen Geschichte dargestellt. Sie dauerte jedoch nur elf Monate, da die kurdische Elite nur eine von den Großmächten gewährte Unabhängigkeit wollte und lieber ihre nationalistischen Bestrebungen opferte, als ihren Kampf mit dem der Volksmassen im Iran zu vereinen. Diese Entscheidung war eine soziale Wahl und sollte sowohl vor der Mahabad-Republik als auch danach eine Konstante in der Politik der kurdischen Führer sein. Sie waren zwar Befürworter einer autonomen kurdischen Macht, aber dennoch meist reaktionär, was so weit ging, dass sie sich wiederholt als Handlanger der Staaten anboten, die ihr Volk unterdrückten, in der vergeblichen Hoffnung, dann in einer besseren Position zu sein, um später zu handeln. Doch die Führer der Staaten Iran, Irak oder Türkei und erst recht die Großmächte haben nicht mehr Gefühle für die kurdischen Notabeln als diese für ihr eigenes Volk.

Nach dem Ende der Mahabad-Republik wurde die kurdisch-iranische nationalistische Bewegung praktisch zerschlagen. Die von Qazi Mohammed gegründete Partei, die DPK (Demokratische Partei Kurdistans), blieb jedoch im Untergrund bestehen. Die Kurden im Iran litten unter der Unterdrückung und Repression des zunehmend diktatorischen Schah-Regimes, das alle Oppositionellen brutal verfolgte.

Neue Hoffnung sollte im iranischen Kurdistan erst aufkommen, als es in Teheran zu einer politischen Wende kam, als 1951 Mossadegh, ein Nationalist, der die Unterstützung der Linken hatte, an die Regierung kam. Die Regierung Mossadegh machte jedoch keine Zugeständnisse in Bezug auf die demokratischen Freiheiten, sie schaffte sogar das Streikrecht ab und alle Unterdrückungsorgane des Staatsapparats blieben im Amt. Bei den Wahlen 1952 gewann der Kandidat der DPK in der Region Mahabad über 80% der Stimmen, doch seine Wahl wurde annulliert und ein Geistlicher zum Abgeordneten der Stadt ernannt. 1952 wurde in der Region auch ein Bauernaufstand gegen die feudalen Grundbesitzer niedergeschlagen...

Die iranische DPK unterstützte Mossadegh jedoch aktiv, als dieser die Verstaatlichung des iranischen Erdöls beschloss, das bis dahin von westlichen Unternehmen kontrolliert worden war. Mossadegh wurde jedoch am 19. August 1953 durch einen von der CIA organisierten Staatsstreich gestürzt, was alle Hoffnungen zunichtemachte. Alle Oppositionsorganisationen wurden verboten, hunderte Aktivisten hingerichtet und tausende weitere inhaftiert. Unter den Schlägen von Panzern und Luftwaffe wurde der letzte kurdische Stamm, der noch eine Art lokale Autonomie bewahrt hatte, im Februar 1956 mit Hilfe der irakischen Regierung in die Berge vertrieben. Diese Zusammenarbeit war das Ergebnis eines neuen Paktes - wieder eines -, des Bagdad-Paktes, der 1955 zwischen Iran, Irak, der Türkei und Pakistan unterzeichnet und von Großbritannien und den USA unterstützt wurde und der wie der Pakt von 1937 eine Zusammenarbeit gegen die Kurden vorsah.

 

Irak: nach dem Putsch von 1958

In derselben Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg fanden im Irak Ereignisse statt, die denen im Iran ähnelten. Auch im Irak kam es in den Nachkriegsjahren zur Gründung einer DPK, der Demokratischen Partei Kurdistans, diesmal aus dem Irak. Sie war nicht die gleiche Partei wie die DPK im Iran, obwohl die irakischen und iranischen Kurdenführer miteinander in Verbindung standen. Doch sie zogen es offensichtlich vor, ihr Glück jeweils im Rahmen des Staates zu versuchen, in den sie der Zufall der Grenzziehung gebracht hatte.

Die DPK im Irak wurde von einer Reihe nationalistischer Intellektueller und Offiziere angeführt und versuchte, sich als fortschrittliche Partei darzustellen, die neben der Autonomie des irakischen Kurdistans auch eine Reihe sozialer Forderungen vertrat: Landreform, Arbeiterrechte, Verstaatlichungen. Dies hinderte sie jedoch nicht daran, Mustafa Barzani, der damals das Ansehen seines Widerstands gegen die irakische Armee genoss, zu ihrem Vorsitzenden zu machen. Trotz ihrer modernen, manchmal sogar marxistisch gefärbten Sprache sollte die irakische DPK letztlich immer das Werkzeug des Clanführers Barzani und seiner persönlichen Politik bleiben.

Mustafa Barzani musste ab 1947 elf Jahre lang in der UdSSR im Exil bleiben. Erst 1958 kehrte er in den Irak zurück, als das pro-britische Regime von König Faisal durch den Staatsstreich von General Kassem gestürzt wurde.

Der Sturz dieses besonders verhassten Regimes führte zu Volksbegeisterung und einer Zeit des politischen Aufruhrs im Irak. Kassem wurde von der gesamten demokratischen Opposition unterstützt. Die Republik wurde ausgerufen, die vom vorherigen Regime verbotenen politischen Parteien wurden zugelassen, darunter auch die DPK. Eine kurdische Presse konnte erscheinen. Eine provisorische Verfassung erkannte zum ersten Mal offiziell die „nationalen Rechte“ der Kurden an.

Doch die Euphorie war nur von kurzer Dauer. Zunächst suchte Kassem gegen die arabische Rechte die Unterstützung der Kommunistischen Partei und der kurdischen Autonomisten der DPK. Doch dann verhärtete sich das Regime um Kassems Diktatur herum rasch. Die Kommunistische Partei des Iraks war das erste Opfer der Unterdrückung, da sie eine Rolle dabei spielte, dass sich unter den Bauern eine Landbesetzungsbewegung entwickelte, insbesondere in der kurdischen Region Mossul, wo die Bauern begannen, die Häuser der Landbesitzer niederzubrennen. Bei der Unterdrückung der Kommunisten und der Bauernbewegung wurde Kassem von den kurdischen Milizen Mustafa Barzanis und der DPK unterstützt.

Nachdem seine Angst vor der Linken beseitigt waren, wollte Kassem sein Regime befestigen und insbesondere die kurdischen Gebiete wieder unter seine Kontrolle bringen. Eine kurdische Zeitung nach der anderen wurde verboten, und das Regime begann, die reine Assimilation der irakischen Kurden zu propagieren. Ende 1961 begann die irakische Armee dann, die Region, in der sich Barzani verschanzt hatte, zu bombardieren.

Dies war der Beginn eines regelrechten Krieges der irakischen Armee gegen die kurdischen Milizen von Mustafa Barzani. Dieser Krieg sollte mehrere Jahre dauern und immer wieder neue Wendungen nehmen. So kam es im Februar 1963 erneut zu einem Staatsstreich in Bagdad. General Kassem wurde von der arabisch-nationalistischen Baath-Partei gestürzt, die eine beispiellose Repression gegen die irakische KP einleitete, eine Jagd auf kommunistische Aktivisten, die Tausende von Toten forderte: Oftmals wurden sie von den Baath-Milizen ohne weiteres Verfahren getötet. Im Gegensatz dazu sah es einige Monate lang so aus, als ob eine Einigung zwischen dem neuen Regime und Mustafa Barzani möglich wäre. Doch bereits im Juni 1963 wurde der Krieg gegen die Kurden wieder aufgenommen.

Diesmal sollte er fast ununterbrochen weitergehen, gegen die in den Bergen verschanzten Truppen von Mustafa Barzani, aber auch und vor allem gegen die kurdische Bevölkerung, mit allen Mitteln eines echten Krieges: Panzer, schwere Artillerie, Brandbomben und Napalm.

Gleichzeitig gewannen Mustafa Barzanis Stammesmethoden innerhalb der DPK die Oberhand. Ein Teil der DPK-Führung um den kurdischen Intellektuellen Dschalal Talabani, der damals als „junger Wolf“ galt, brach mit ihm. Er warf Mustafa Barzani seine Methoden als Clanführer vor, seine Entscheidungen, die er allein oder in seinem Familienkreis traf, seine Neigung, an einem Tag mit der Regierung in Bagdad und an einem anderen Tag mit dieser oder jener Regierung Vereinbarungen zu treffen.

 

Mustafa Barzani: gefangen zwischen Bagdad und Teheran

Gegen Bagdad suchte Mustafa Barzani in der Tat Verbündete unter den anderen Regionalmächten. Zunächst fand er sie im Iran, wo das Schah-Regime ein Interesse daran hatte, ihm Waffen zu liefern, da dies eine Schwächung des irakischen Regimes bedeutete. Diese Unterstützung hatte ihren Preis. Mustafa Barzani verpflichtete sich gegenüber dem Schah, die iranischen kurdischen Nationalisten, die ihm wertvolle Hilfe geleistet hatten, nicht zu unterstützen, sondern sie sogar zu bekämpfen. Und das tat er auch, indem er kurdische Autonomisten verhaftete oder ermorden ließ, die nach seinem Vorbild einen Guerillakrieg gegen den Schah in iranischem Kurdistan anzetteln wollten.

Mustafa Barzani richtete für diese Zwecke unter dem Namen Parastin seinen eigenen Sonderdienst ein, der auf die Verfolgung, Folterung und Ermordung kurdischer Aktivisten anderer Glaubensrichtungen, aber auch irakischer kommunistischer Aktivisten, deren Anwesenheit in Kurdistan er nicht duldete, spezialisiert war.

Am 11. März 1970 wurde ein Abkommen zwischen Mustafa Barzani und dem neuen starken Mann des baathistischen Regimes in Bagdad, der damals schon niemand andere als Saddam Hussein war, unterzeichnet. Das Abkommen sah die Autonomie Kurdistans, den Unterricht und Gebrauch der kurdischen Sprache neben der arabischen Sprache in den kurdischen Siedlungsgebieten, eine gerechte Vertretung der Kurden in den Führungsgremien des Landes und einen gerechten Anteil der Budgets für die kurdischen Regionen vor. Doch wenn das Abkommen die Anwendung der Autonomie in den von einer kurdischen Mehrheit bewohnten Regionen vorsah, dann mit dem Hinweis, dass diese Regionen durch eine Volkszählung bestimmt würden. Die Volkszählung fand nie statt und schließlich beschloss die irakische Führung, das Abkommen einseitig umzusetzen, und zwar auf der Grundlage einer früheren Volkszählung, die den Vorteil hatte, dass die Ölfelder von Kirkuk, die 70% der irakischen Ölproduktion ausmachen, nicht zur kurdischen „autonomen Zone“ gehörten. Kirkuk war jedoch eine mehrheitlich von Kurden bewohnte Stadt.

Nach dem Abkommen von 1970 gab es vier Jahre lang einen Waffenstillstand. Das irakische Regime setzte die „Arabisierung“ der strategisch wichtigsten Gebiete fort und beabsichtigte, der kurdischen Autonomiezone nur die ärmsten Berge zu überlassen. Mustafa Barzani seinerseits sicherte sich erneut die Unterstützung des iranischen Schahs und sogar die der CIA. Der Irak hatte gerade einen Unterstützungsvertrag mit der Sowjetunion unterzeichnet, und auch die USA hielten es für sinnvoll, das Regime in Bagdad in Schwierigkeiten zu bringen. Mustafa Barzani, der dem Schah von Iran misstraute, sah in der Hilfe der CIA eine zusätzliche Garantie, eine Art inoffizielle Anerkennung durch die USA. Er irrte sich.

Im Frühjahr 1974 nahm das irakische Regime den Krieg gegen die Truppen von Mustafa Barzani, die die kurdische Region hielten, wieder auf. Ende 1974 waren diese in ein Tal an der iranischen Grenze zurückgedrängt worden und hielten den irakischen Truppen nur noch dank der vom Iran gelieferten schweren Waffen stand. Bis zum 6. März 1975.

An diesem Tag wurde nämlich bekannt, dass in Algier ein Abkommen zwischen Saddam Hussein für den Irak und dem Schah von Iran unterzeichnet worden war. Das Abkommen beendete die bestehenden Grenzstreitigkeiten zwischen dem Irak und dem Iran. Es sah auch eine „strenge Kontrolle“ der Grenzen vor, um „jede subversive Infiltration“ zu unterbinden. Im Klartext bedeutete dies, dass der Iran die militärische Unterstützung von Barzanis kurdischer Bewegung einstellte. Diese Hilfe hatte dem Iran als Druckmittel gedient, um seine Differenzen mit Saddam Hussein beizulegen. Da die Normalisierung zwischen Teheran und Bagdad auf dem Weg war, ließ der Schah die Kurden fallen.

Am Abend des 6. März packte die iranische Armee ihre schwere Artillerie und Luftabwehr ein, die sie vorsichtigerweise unter ihrer Kontrolle behalten und nicht direkt an die Kurden übergeben hatte. Sie nahm sogar einige mit Lebensmitteln gefüllte Lastwagen mit. Daraufhin konnte die irakische Armee innerhalb weniger Wochen jeglichen Widerstand der Kurden beenden. Als Mustafa Barzani feststellte, dass der Schah ihn „fallen ließ“, wandte er sich an die CIA und den US-Außenminister Kissinger. Diese antworten jedoch nicht...

Das Algier-Abkommen von 1975 bedeutete für Mustafa Barzani nach 14 Jahren Krieg gegen das Regime in Bagdad eine totale militärische Niederlage. Mehr noch, es war ein politisches Desaster für diesen Clan-Chef, der alles auf die militärische und finanzielle Unterstützung durch den Iran und die USA gesetzt hatte. Diese Politik bedeutete, die kurdischen Autonomisten im Iran fallen zu lassen und antikommunistische Unterdrückung zu betreiben, um sich bei beiden Seiten einzuschmeicheln und die Interessen der kurdischen und arabischen herrschenden Klassen zu sichern. Unter dem Vorwand des Realismus war es eine zynische Politik, die die kurdische Bevölkerung selbst in Abhängigkeit von dem Staat, der sie unterdrückte, spaltete und sie von einem ihrer möglichen Verbündeten, der arabischen Bevölkerung des Iraks, abschnitt, eine Politik, die schließlich die Stärkung der irakischen Diktatur selbst erleichterte ... bis weder Saddam Hussein noch selbst der Schah von Iran Mustafa Barzani brauchten und ihn in gegenseitigem Einvernehmen loswerden konnten.

Die Niederlage von 1975 kam die kurdische Bevölkerung im Irak auf jeden Fall teuer zu stehen. Tausende von „Peschmerga“ - das Wort für die kurdischen Kämpfer/innen bedeutet „diejenigen, die in den Tod gehen“ - gingen in den Iran ins Exil. Währenddessen versuchte die irakische Armee, die Grenzgebiete zu entvölkern, was zu Zehntausenden Binnenflüchtlingen führte, denen nichts anderes übrigblieb, als in die Slums der irakischen Großstädte zu ziehen. Dies hinderte das irakische Regime jedoch nicht daran, zu versuchen, sich in einem begrenzten Teil der kurdischen Bevölkerung eine Klientel und Unterstützung zu schaffen. In einer Zeit, in der die steigenden Ölpreise dem Irak relativ hohe Einnahmen bescherten, konnte das Regime in Projekte zur Entwicklung der kurdischen Region investieren, die eine bestimmte Bevölkerungsschicht reich machten. Gleichzeitig baute es unter der kurdischen Bevölkerung eine regierungsfreundliche Miliz auf, die auf die Bekämpfung von Guerillakämpfen spezialisiert war.

Mustafa Barzani zog sich zurück und starb im März 1979 im Exil in den USA. Er übergab die Fackel jedoch an seine Söhne Idriss und Massud Barzani. Heute ist Massud Barzani der Führer der DPK des Iraks. Er hat die Führung dieser politischen Bewegung sozusagen durch erbliches Recht geerbt, entsprechend den Clansitten, die unter den kurdischen Stämmen im irakisch-iranischen Grenzgebiet üblich sind. Aber er hat auch die Politik geerbt, die sich 20 Jahre später kaum von der seines Vaters unterscheidet und zu denselben Katastrophen führt.

Es stimmt, dass es keine andere irakische Kurdenpartei gibt als die von Barzani und seinen Söhnen. Dschalal Talabani, der Leutnant Barzanis, mit dem dieser 1964 brach, kam zu dem Schluss, dass Barzanis Politik völlig gescheitert sei. Ab 1975 ging er dazu über, durch die Vereinigung mehrerer Organisationen eine neue Partei zu gründen. Er gründete die PUK, die Patriotische Union Kurdistans. Doch obwohl die PUK Barzanis DPK ihre „Stammes“-Methoden vorwirft und sich vage marxistisch gibt, obwohl es oft zu blutigen Kämpfen zwischen den PUK-Peschmergas und den DPK-Peschmergas kommt, ist kein Unterschied zu erkennen. Die Politik Talabanis und der PUK bestand in ähnlicher Weise aus einem Hin und Her zwischen der Suche nach Abkommen und Unterstützung von Seiten Syriens oder des Irans bzw. der Türkei bis hin zu Angeboten an Saddam Hussein selbst. Was den Stammescharakter betrifft, der Barzanis DKP vorgeworfen wird, so hatte ihn auch die PUK. Talabani rekrutierte seine Klientel lediglich nicht aus denselben Regionen.

 

Vom Sturz des Schahs bis zum Iran-Irak-Krieg

Nach dem Desaster im Irak 1975 schöpfte die kurdische Nationalbewegung zuerst im Iran neue Hoffnung, als sich die wachsende Opposition gegen das Schah-Regime zu manifestieren begann, die 1979 zum Sturz des Schah-Regimes und zur Machtübernahme durch Ayatollah Khomeini führen sollte. Die kurdischen Organisationen im Iran beteiligten sich an den Kämpfen. Der Führer der DPK Iran (DPKI), Abdulrahman Ghassemlou, kehrte kurz vor dem Sturz des Schahs in den Iran zurück. Die DPKI, deren Programm weiterhin die Autonomie für Kurdistan im Rahmen eines demokratischen Irans war, übernahm in dieser unruhigen Zeit die Kontrolle über einen großen Teil des iranischen Kurdistans. Nach seiner Machtübernahme im Februar 1979 brauchte Khomeini jedoch nur wenige Monate, um durch das Schmieden von Bündnissen mit einigen kurdischen Stammesführern bewaffnete Gruppen aufzubauen, die gegen die Autonomisten kämpften. Bereits im August 1979 kündigte Khomeini offiziell den heiligen Krieg gegen kurdische Organisationen an, die als „Atheisten“ beschuldigt wurden. Im Jahr 1980 ließ er die Armee gegen Kurdistan ziehen, wo sie drei Jahre lang einen regelrechten Krieg führte, Dörfer bombardierte und Oppositionelle hinrichten ließ. Ende 1983 hatte Khomeini die Kontrolle über das iranische Kurdistan wiedererlangt.

Die Kämpfe gegen die iranischen Kurden hinderten Khomeini jedoch nicht daran, während des langen und blutigen Krieges zwischen dem Irak und dem Iran Verbündete in den kurdisch-nationalistischen Organisationen des Iraks zu suchen.

Der Iran-Irak-Krieg begann 1980, war lang und grausam und endete erst 1988. Für den Iran waren die Kurden ein Mittel, um der irakischen Armee zusätzliche Schwierigkeiten zu bereiten. Die DKP von Massud Barzani und später die PUK von Talabani nahmen Khomeinis Angebote an. Daraufhin wurde 1986 in Teheran ein Abkommen zwischen diesen irakischen kurdisch-nationalistischen Organisationen und dem iranischen Regime unterzeichnet. Gemeinsame Militäroperationen ermöglichten es der iranischen Armee, innerhalb des Iraks vorzurücken.

Dieses neue Bündnis der kurdischen Führer mit dem Iran führte zu einer weiteren Katastrophe. Die irakische Armee beantwortete die Militäroperationen mit einer grausamen Offensive gegen die kurdische Bevölkerung, indem sie massiv Giftgas gegen Dörfer einsetzte. Im März 1988 setzte sie Giftgas auf die Stadt Halabdscha ab, tötete Tausende kurdische Zivilisten auf grausame Weise und löste Panik und die Flucht eines Teils der Bevölkerung aus.

Im August 1988 kam es dann zum Waffenstillstand und zum Ende des Krieges zwischen dem Irak und dem Iran. Die iranische Unterstützung für die kurdische Guerilla wurde eingestellt, während sich die irakische Armee wieder voll und ganz der kurdischen Front widmen konnte. Es kam erneut zu Massakern; Hunderte Dörfer wurden niedergebrannt, Hunderttausende Menschen flohen auf den Straßen und ein Großteil der kurdischen Bevölkerung in der Grenzregion wurde in andere Teile des Iraks deportiert. Die Tragödie der Kurden im Irak wiederholte sich.

 

Türkei: Der Wiederaufstieg in den 1960er und 1970er Jahren

In der Türkei hatte die gewaltsame Unterdrückung in den 1930er Jahren zu einer langen Finsternis der nationalistischen Bewegung geführt. Doch dann sollte sie sich parallel zu den Entwicklungen im Irak und im Iran wieder entwickeln.

Zunächst war es das türkische Regime selbst, das als Diktatur und Einparteiensystem galt, das sich in Richtung einer gewissen Liberalisierung bewegte. Im Jahr 1950 führte eine Wahl zum Sieg der Demokratischen Partei, die mit der alten kemalistischen Partei konkurrierte. Diese Partei repräsentierte die Bestrebungen des profitorientierten, liberalen Bürgertums, doch nach diesem Sieg konnten kurdische Exilanten in ihre Heimat zurückkehren und kurdische Standespersonen fanden den Weg zu Posten als Kommunalpolitiker oder Abgeordnete. Andererseits führte die Industrialisierung des Landes zur Entwicklung der Arbeiterklasse, die vor allem in den 1960er und 1970er Jahren begann, wichtige Kämpfe zu führen. Linke Organisationen und Gewerkschaften entstanden, auch wenn ihre Freiheit weiterhin streng überwacht wurde und es zu Rückfällen in eine offene Diktatur kam, wie nach den Militärputschen von 1960, 1971 und 1980.

Die kurdische Bevölkerung blieb von diesem Linksruck nicht unberührt. Die linken Organisationen nahmen eine große Zahl von Kurden auf. Dies galt insbesondere für die 1961 gegründete Arbeiterpartei der Türkei (TIP), die bei den Wahlen von 1965 vier kurdische Abgeordnete hatte. 1969 stellte sie sogar einen Kurden als Vorsitzenden. Schließlich erkannte die TIP 1970 nach langen Debatten als erste türkische Partei die Existenz des „kurdischen Volkes“ an und stimmte für eine entsprechende Resolution. Dies führte sofort zum Verbot und zur Verhaftung ihrer Führer wegen „separatistischer Aktivitäten“.

Die türkische Regierung war umso weniger bereit, den kurdischen Nationalisten nachzugeben, als sie sich besonders selbstsicher fühlte, und insbesondere der Unterstützung durch die Vereinigten Staaten sicher. Seit Beginn des Kalten Krieges war das türkische Regime ein wichtiger Bestandteil der Strategie der Westmächte gegenüber der Sowjetunion. Die Türkei war ein zu wertvoller Verbündeter, als dass die USA Kurden, die den Generälen in Ankara Probleme bereiten könnten, in irgendeiner Weise unterstützen würden. Diese hatten also freie Hand.

Was die Demokratisierung des türkischen Regimes betrifft, so sollte sie letztlich sehr begrenzt bleiben. Die Armee, die Polizei und der Staatsapparat im Allgemeinen wurden weiterhin von der extremen Rechten beherrscht. In den kurdischen Gebieten nahm die Verschärfung des Regimes zwangsläufig einen kurdenfeindlichen Charakter an. Nationalistische Aktivisten oder solche, die sich für eine Mitgliedschaft in einer türkischen Linkspartei entschieden hatten, fanden sich in denselben Gefängnissen wieder.

 

Die Entstehung der PKK

Daher ist es nicht verwunderlich, dass sich in den 1980er Jahren ein Teil der kurdischen Jugend dafür entschied, Gewalt mit Gewalt zu beantworten, und keinen anderen Ausweg sah, als die Gewalt des Regimes in den wieder aufkommenden Bewegungen des bewaffneten Kampfes zu bekämpfen.

Die wichtigste dieser Bewegungen ist heute die PKK, die Arbeiterpartei Kurdistans, mit ihrem Anführer Abdullah Öcalan, genannt „Apo“: 1984 begann sie den Guerillakrieg im türkischen Kurdistan, der seither fortsetzt wird.

Öcalan begann 1974, als er an der Universität Ankara Politikwissenschaften studierte, den Grundstein für die PKK zu legen, indem er kleine Gruppen von Studenten und Jugendlichen gründete, die radikal-nationalistische Propaganda verbreiteten und sich auf den Marxismus beriefen. Sehr bald jedoch bestand ein Teil der Aktivitäten der Gruppe darin, ihre Konkurrenten oder einfach Aktivisten, die sie verließen oder mit der Politik des Anführers nicht einverstanden waren, auszuschalten. Öcalan machte es sich schnell zur Gewohnheit, seine Gegner und oft auch Aktivisten anderer kurdischer politischer Parteien auf speditive Weise zu „liquidieren“. Die PKK wollte sich im türkischen Kurdistan verankern und dort die einzige Partei sein.

Kurz vor dem Militärputsch in der Türkei 1980 floh der PKK-Führer nach Syrien, wo er mit Hilfe des Regimes Trainingslager einrichtete, von denen aus die PKK-Aktivisten auf türkisches Gebiet vordringen und Guerillaoperationen durchführen konnten. Die PKK-Kommandos griffen die Polizei und die Armee an, führten aber auch Strafaktionen gegen Dörfer durch, die der Kollaboration beschuldigt wurden, und töteten dabei manchmal sogar Frauen und Kinder. Das Kalkül der PKK und des sogenannten Apo war klar: Es sollte eine Kluft zwischen Kurden und Türken und eine Situation geschaffen werden, in der die kurdische Bevölkerung gezwungen ist, sich für eine Seite zu entscheiden und die PKK zu unterstützen.

In dieser Hinsicht war die Reaktion der türkischen Armee und des türkischen Staates in der Tat sehr hilfreich. Sie bestand in einer Politik des Terrors, die im großen Stil betrieben wurde: Strafexpeditionen gegen Dörfer, Organisation von „Todeskommandos“, um bekannte Aktivisten oder Persönlichkeiten zu ermorden, Deportationen der Bevölkerung. Nach und nach geriet das türkische Kurdistan in die Spirale eines regelrechten Krieges, da die Militärpräsenz ständig erhöht wurde, um zu versuchen, „die PKK zu vernichten“. Die Armee will von keinem einzigen Zugeständnis an die kurdischen Autonomieforderungen hören, doch es sind ihre eigenen Aktionen, die einen Teil der Bevölkerung, insbesondere die Jugend, auf die Seite der PKK treiben und ihr Kämpfer liefern.

Aber was bieten die PKK und Abdullah Öcalan der kurdischen Bevölkerung in der Türkei an? Wie der Name „Arbeiterpartei Kurdistans“ zeigt, hat sich Apo auf die Arbeiter und den Sozialismus berufen, denn natürlich besteht die Bevölkerung, an die sie sich wendet, mehrheitlich aus Arbeitern, kleinen Leuten und nicht aus Bürgern oder Prominenten. Aber er lässt sich von den Erfahrungen vieler nationalistischer Befreiungsfronten in den Ländern der Dritten Welt und ihrer Taktik inspirieren, mit der sie versuchen, sich an der Spitze ihres Volkes als dessen alleinige Vertreter durchzusetzen, mit denen der Gegner zu verhandeln hat. Gegenüber seinem eigenen Volk, in dessen Namen er zu kämpfen vorgibt, hat er nicht das geringste demokratische Anliegen. Die Methoden, die er anwendet, lassen erahnen, welche Art von Macht er im Erfolgsfall errichten würde: eine Diktatur, die natürlich keineswegs die Diktatur der „Arbeiter Kurdistans“ wäre, sondern die der Bourgeoisie und der kurdischen Großgrundbesitzer.

Denn in Wirklichkeit kämpft er für diese Klassen. Es sind diese Klassen, bei denen er um Unterstützung wirbt. Dies zeigte sich vor einiger Zeit in der Region Botan, wo Bauern mit Landbesetzungen begonnen hatten und die PKK sich dagegen wehrte, um die Unterstützung der kurdischen Großgrundbesitzer, die der PKK Geld zahlen, nicht zu verlieren.

Apo unterbreitet der türkischen Führung in regelmäßigen Abständen Verhandlungsangebote und hat nun klargestellt, dass seine Partei nicht mehr marxistisch ist. Und als die Türkei vor kurzem den Führer der islamistischen Partei, Erbakan, zum Premierminister machte, bekam dieser sogar ein Glückwunschschreiben des PKK-Führers!

Wenn die PKK unter diesen Umständen sicherlich breite Unterstützung in der kurdischen Bevölkerung der Türkei genießt, dann deshalb, weil diese gezwungen ist, zwischen zwei Schreckgespenstern zu wählen: auf der einen Seite der türkische Staat, seine Armee und seine Polizei, auf der anderen Seite Apo und seine Methoden, die nichts Gutes über den Staat und das Regime aussagen, das er einführen würde, wenn er jemals seine Ziele erreichen sollte.

 

Der Golfkrieg 1991 und seine Folgen

Der 1991 von einer Koalition aller imperialistischen Länder gegen den Irak geführte Golfkrieg sollte die Situation der Kurden, insbesondere in irakischem Kurdistan, erheblich beeinflussen.

Als Saddam Husseins Armee im August 1990 in Kuwait einmarschierte, setzten die imperialistischen Führer, allen voran die der USA, alle Hebel in Bewegung, um eine Koalition gegen den Irak zusammenzustellen. Das Ziel der USA war der Schutz Kuwaits und der Ölquellen in diesem vom imperialistischen Westen aus dem Nichts geschaffenen Emirat. Ein Saddam Hussein durfte nicht an der Grenzziehung Kuwaits und der damit verbundenen Aufteilung der Ölreichtümer rütteln können.

Die USA, flankiert von den zweitklassigen imperialistischen Mächten, darunter Frankreich, führten daher Krieg gegen den Irak und verursachten furchtbare Leiden für das irakische Volk, nicht nur um die Interessen der großen Ölkonzerne in Kuwait zu schützen, sondern um das Gleichgewicht der Einflusssphären zwischen diesen großen Konzernen im gesamten Nahen Osten durchzusetzen. Und ganz nebenbei schützten sie auch noch die Reichtümer des Emirs von Kuwait. Um die Zustimmung zu diesem Krieg zu erlangen, ließen die westlichen Politiker ihre Öffentlichkeit glauben, dass sie im Irak gegen die Diktatur von Saddam Hussein kämpften. Und um zu versuchen, ihm im Irak selbst Schwierigkeiten zu bereiten, servierten sie den irakischen Kurden die gleiche Lüge.

Im Februar 1991 wurde Saddam Husseins Armee gezwungen, Kuwait zu räumen. Ein Teil der irakischen Bevölkerung glaubte, dass dies das Ende ihres Regimes sei und dass die westlichen Führer ihren Sturz unterstützen würden. Es kam zu Aufständen, zunächst im Süden des Landes durch die schiitische muslimische Bevölkerung und dann im Norden durch die Kurden.

Diese Aufstände gingen von den Volksmassen aus, lange bevor die verschiedenen Milizen die Kontrolle über die Bevölkerung übernahmen. Im Süden kehrten die im Iran stationierten Milizen der schiitischen Opposition erst in den Irak zurück, als sich die Revolte in den Städten des Südens aufzudecken begann, die Bevölkerung die Sitze der Regierungsbehörden angriff und sich ein Teil der Soldaten mit den Demonstranten solidarisierte.

Im Norden, in Kurdistan, begannen die Proteste am 6. März 1991 in der Stadt Ranieh. Die Menge griff Kasernen und Polizeistationen an, und die anwesenden Soldaten ergaben sich schnell. Die Revolte griff dann auf Siemani, eine der größeren Städte im irakischen Kurdistan, über. Auch dort begannen die Soldaten, sich widerstandslos den Demonstranten zu ergeben. Der irakische Sicherheitsdienst, der wusste, dass die Bevölkerung ihm seine jahrelangen Übergriffe nicht verzeihen würde, leistete längeren Widerstand, kapitulierte aber schließlich. Von Siemani aus breitete sich der Aufstand dann auf alle Städte Kurdistans aus.

Diese Volksbewegung überraschte die Führer der kurdischen Parteien und Milizen, die bis dahin an der iranischen und syrischen Grenze auf ihre Chance gewartet hatten. Teile dieser Milizen schlossen sich rasch dem Aufstand an und unterstützten ihn militärisch. Die Führung der Kurdistan-Front, d. h. im Wesentlichen Massud Barzani und Dschalal Talabani, betrachtete diese Mobilisierung der Bevölkerung jedoch mit Argwohn. Als die Führer der DKP und der PUK nach Kurdistan zurückkehrten, geschah dies, um die Kontrolle über eine Situation zurückzugewinnen, die ihnen entglitten war, angefangen bei einem Teil ihrer eigenen Milizen. Es waren weder Massud Barzani noch Dschalal Talabani, die den Aufstand organisiert hatten, aber sie konnten versuchen, ihn zu nutzen.

Nach den Ereignissen im Süden, zeigten jene in Kurdistan, dass die Gefahr einer revolutionären Situation im gesamten Irak sehr real war. Das war es, was die westlichen Politiker befürchteten und was sie dazu veranlasste, die Militäroperationen gegen den Irak einzustellen, selbst wenn sie das Regime in Bagdad an der Macht ließen.

Nun war Saddam Hussein so vorsichtig gewesen, nicht alle seine Truppen, insbesondere seine treuesten Elitetruppen, an der Kuwait-Front einzusetzen. Befreit von jeglicher Furcht vor der Seite der imperialistischen Armeen konnte er diese Truppen einsetzen, um seine Macht zu retten, indem er den schiitischen und den kurdischen Aufstand niederschlug.

Heute stellen viele Journalisten und Politiker fest, dass Saddam Hussein mehr als fünf Jahre später immer noch fest an der Macht in Bagdad sitzt, und kommentieren ernsthaft den „Fehler“, der ihrer Meinung nach die Entscheidung des damaligen US-Präsidenten George Bush gewesen sei, das Regime in Bagdad im Amt zu lassen. Aber es war offensichtlich ein bewusstes Kalkül.

Die westlichen Politiker fürchteten die revolutionäre Situation, die im Irak im Falle eines Zusammenbruchs des Regimes hätte entstehen können, weitaus mehr als Saddam Hussein. Natürlich hätten die USA es bevorzugt, wenn Saddam durch irgendeinen prowestlichen General hätte ersetzt werden können, z. B. durch einen Staatsstreich. Doch zwischen den Risiken der Instabilität, die ein Sturz des Regimes durch einen Volksaufstand hätte bedeuten können, und dem Verbleib Saddam Husseins an der Macht zogen die US-Führer die letztere Lösung bei weitem vor, auch wenn sie für sie nicht ohne Nachteile war. Sie wollten auf keinen Fall in die Lage geraten, wo sie ein von revolutionären Unruhen erschüttertes Land militärisch hätten besetzen und dann diesen Aufstand selbst bekämpfen müssen. Sie zogen es vor, diese Aufgabe Saddam Hussein und den Resten seiner Streitmacht zu überlassen.

Außerdem waren die westlichen Politiker bereit, den irakischen Kurden Hilfe zu versprechen, wenn sie glaubten, dass dies ihnen helfen könnte, den Irak militärisch zu besiegen. Aber sie hatten nicht die Absicht, die Gründung eines kurdischen Staates zu fördern, weder in diesem Golfkrieg und seinen Nachwirkungen noch jemals in den letzten 75 Jahren. Der Irak ist ein fragiler, künstlicher Staat, eine koloniale Schöpfung, was die westlichen Politiker als Erste wissen. Sie wissen auch als Erste, dass ein Auseinanderbrechen des Iraks die Stabilität der gesamten Region in Frage stellen könnte. Wenn ein kurdischer Staat im Nordirak entstehen würde, wäre das eine Ermutigung für die Kurden in der Türkei, im Iran und in Syrien. Es wäre das Risiko, dass diese Staaten ihrerseits destabilisiert werden. Wenn die USA auf die Idee kämen, die Gründung eines kurdischen Staates im Norden des heutigen Irak zu unterstützen, würde das mit Sicherheit die Türkei, die ein wichtiger Verbündeter der USA und der westlichen Staaten ist, verärgern und die Gefahr bergen, dass die Beziehungen zu ihr geschwächt werden.

Also wollen die westlichen Politiker allenfalls ab und zu Reden halten, in denen sie die Kurden bedauern, aber auf keinen Fall dazu beitragen, die Grenzziehung und das daraus resultierende Kräftegleichgewicht zwischen Staaten wie dem Irak, Iran, Syrien und der Türkei zu verändern. Nach dem Golfkrieg standen sie also mit der Waffe am Fuß da und sahen seelenruhig zu, wie die irakische Armee die Kurden überrollte, die das Pech gehabt hatten, ihren Reden Glauben zu schenken und zu glauben, dass die westlichen Führer wirklich die Diktatur beenden wollten.

Dieses Verhalten der westlichen Führer war absolut vorhersehbar und genau aus diesem Grund verfolgen die kurdischen Führer selbst, wenn sie ihrem Volk keine andere Politik anbieten, als darauf zu vertrauen, dass die Großmächte zu ihren Gunsten intervenieren, eine kriminelle Politik, die zum Scheitern und zur endlosen Wiederholung derselben Dramen und Leiden führt.

 

Der kurdische „Verschlag“ im Nordirak

Dennoch konnten die westlichen Politiker 1991 die von ihnen befürchtete Anarchie nicht vollständig verhindern. Die Niederschlagung des kurdischen Aufstands durch die Truppen Saddam Husseins warf Flüchtlingsströme auf die Straße, die in der Türkei oder im Iran Asyl suchten. Doch vor allem die Türkei, die mit der PKK-Guerilla im türkischen Kurdistan zu kämpfen hatte, wollte diese kurdischen Flüchtlinge nicht haben, denn, wenn sie sich auf türkischem Gebiet niedergelassen hätten, zu Problemen hätten führen können und vielleicht sogar die PKK unterstützt hätten.

Die Türkei wies also die kurdischen Flüchtlinge auf die irakische Seite zurück und die westlichen Führer mussten - um sie dazu zu bewegen, dorthin zurückzukehren, woher sie gekommen waren - ihnen versprechen, die Intervention der irakischen Truppen zu verhindern oder vielmehr zu begrenzen. Es wurden Nothilfeleistungen erbracht und im Irak wurde nördlich des 36. Breitengrades, d. h. in der Kurdenregion, eine Flugverbotszone verhängt.

Die westlichen Mächte weigerten sich, die Gründung eines kurdischen Staates in Betracht zu ziehen und die territoriale Integrität des Iraks anzutasten. Sie waren dennoch gezwungen, die irakische Armee zumindest vorübergehend daran zu hindern, die vollständige Kontrolle über das kurdische Land zu erlangen. Dies war eine Situation, die den kurdischen Führern einen politischen Raum ließ. Die DKP von Massud Barzani und die PUK von Dschalal Talabani mussten sich zwar vor den irakischen Truppen zurückziehen, konnten dann aber mit ihren Milizen unter westlichem Militärschutz zurückkehren und de facto die Macht in diesem gesamten Gebiet des Nordiraks ausüben.

Barzani und Talabani zeigten daraufhin, dass sie sich nicht geändert hatten. Zunächst eilten sie nach Bagdad und versuchten, mit Saddam Hussein eine Vereinbarung über die Machtteilung zu treffen. Es kam zu Umarmungen zwischen Talabani und Saddam Hussein. Es kam zu keiner formellen Vereinbarung, aber die irakische Armee überließ der kurdischen Führung de facto das Feld, während sie gleichzeitig eine regelrechte Wirtschaftsblockade der Region durchführte. Dies kam zu dem von den Vereinten Nationen gegen den Irak verhängten Embargo hinzu, das nie gelockert wurde, nicht einmal für die kurdischen Gebiete, die der Westen angeblich unterstützte...

Es stimmt, dass die USA über die CIA Geld zur Subventionierung der Gegner von Saddam Hussein bereitgestellt haben. Ein Großteil dieses Geldes landete in den Kassen der Parteien von Barzani und Talabani. Diese verwendeten sie, um ihre Milizen zu unterhalten und zu bewaffnen. Die kurdische Bevölkerung befand sich wie der Rest der irakischen Bevölkerung in völliger Armut, doch die Milizen von Massud Barzani und Dschalal Talabani verfügten über Geld und Waffen. Sie teilten das Gebiet unter sich auf und bekämpften sich bald untereinander und mit der PKK.

Denn es galt, nicht nur das irakische, sondern auch das türkische Regime zu beruhigen. Talabani und Barzani reisten daher nach Ankara, wo ihnen die türkische Führung den Deal in die Hand drückte: Entweder würden sie die Grenzpolizei übernehmen oder die Türkei würde sich selbst darum kümmern. Talabani und Barzani gehorchten. Ab Ende 1992 sah man, wie die irakisch-kurdischen Milizen militärisch gegen die Nachhutstützpunkte der PKK auf irakischem Gebiet vorgingen und alles taten, um die Grenze abzuriegeln und zu verhindern, dass die PKK-Guerillas vom irakischen Kurdistan aus in die Türkei einsickern konnten. Dies hinderte die türkische Armee jedoch nicht daran, ebenfalls vermehrt Vergeltungsschläge, manchmal sogar in großem Umfang, auf irakischem Gebiet durchzuführen.

Massud Barzani und Dschalal Talabani versuchten, ihrer unsicheren Macht im irakischen Kurdistan durch die Abhaltung von Wahlen im Frühjahr 1992 eine gewisse Legitimität zu verleihen. Es wurde ein Parlament mit 100 Mitgliedern gewählt, von denen die Hälfte der DPK und die Hälfte der PUK angehörten, und eine Regierung ernannt. Die faktische Macht lag jedoch weiterhin bei den Milizen und bei Talabani und Barzani. Um sich zu finanzieren, erhoben beide Parteien Zölle auf Waren, darunter auch Erdöl, das trotz des Embargos weiterhin über die türkische oder iranische Grenze geschmuggelt wurde. Es kam zu Konflikten zwischen den beiden Milizen, bei denen es um die Aneignung von Finanzquellen und Gebietsanteilen ging. Dies führte 1994 zu einem offenen Krieg zwischen den beiden kurdischen Milizen, der von Massud Barzani und der von Talabani. DPK und PUK bekriegten sich gegenseitig und führten gemeinsam Krieg gegen die PKK ... das war das Schauspiel, das sich im kurdischen Gebiet im Nordirak abspielte!

Hinzu kommt das Spiel der Allianzen mit all seinen Folgen. Die PKK wird von Syrien unterstützt, wodurch sie über Trainingslager im Libanon verfügt. Syrien nutzt diese Unterstützung jedoch auch als Druckmittel in seinen Beziehungen zum türkischen Regime. Die DPK von Massud Barzani hingegen sucht eher die Unterstützung und Neutralität der Türkei sowie die Unterstützung der CIA und sogar die von Saddam Hussein. Talabanis PUK schließlich genießt die Unterstützung Syriens, vor allem aber die des Irans.

So genehmigten Talabani und die PUK im Sommer 1996 die Durchfahrt einer iranischen Einheit durch ihr Gebiet, um die auf irakischer Seite errichteten iranisch-kurdischen Flüchtlingslager zu bombardieren. Das Regime in Teheran verlangt von Talabani nicht nur, dass er die iranischen Kurdenbewegungen nicht unterstützt, sondern auch, dass er sich als Hilfskraft für seine Unterdrückungsoperationen gegen seine eigenen Kurden zur Verfügung stellt.

Tatsächlich scheint die iranische Militärhilfe bei Talabani angekommen zu sein. Im August 1996 beschoss die iranische Artillerie Stellungen, die von den Milizen von Massud Barzani gehalten wurden. Als diese nicht kam, wandte er sich an Saddam Hussein und bat ihn um Hilfe im Kampf gegen Talabanis Milizen, die seiner Meinung nach „Verrat“ begangen hatten, indem sie den Iran um Hilfe baten.

Talabani und Barzani, die angeblichen Vertreter des kurdischen Volkes, handeln also weiterhin je nach Fall und Zeitpunkt im Auftrag des iranischen Regimes, des irakischen Regimes, Syriens, der Türkei oder der CIA und finden manchmal nur dann einen Hauch von Unabhängigkeit, wenn es ihnen gelingt, gleichzeitig auf mehreren Hochzeiten zu tanzen. Die einzige Politik, die sie vorschlagen, besteht darin, die Unterstützung einer der Regionalmächte oder der USA zu suchen, in der Hoffnung, dass eine dieser Mächte schließlich ein Interesse an der Schaffung eines kurdischen Anhängselstaaten unter ihrem Schutz und unter der Führung eines Barzani oder Talabani findet.

 

Die Bilanz heute

Die kurdischen Volksmassen befinden sich in einer sehr harten Lage, und zwar in jedem der Staaten, zwischen denen sie durch den Willen der imperialistischen Mächte aufgeteilt wurden. Sie teilen zunächst das Elend, das die gesamte arme Bevölkerung der Länder, in denen sie leben, ausmacht. Sie sind auch einer gemeinsamen Unterdrückung ausgesetzt, zu der eine spezifische Komponente der nationalen Unterdrückung hinzukommt.

In der Türkei wurde erst 1991 der Gesetzesartikel, der den Gebrauch der kurdischen Sprache verbietet, aufgehoben. Im Irak und im Iran ist die Situation etwas anders. Es gibt Unterricht in kurdischer Sprache und sogar Publikationen in dieser Sprache. Aber es handelt sich um diktatorische Regime, die noch schlimmer sind als das türkische Regime, und die keinerlei demokratische Äußerungen dulden. Diese Regime, die jede Form der politischen Opposition aus der irakischen oder iranischen Bevölkerung bekämpfen, bekämpfen diese ebenso, wenn sie von der kurdischen Bevölkerung ausgeht.

Im Iran leidet die kurdische Bevölkerung unter dem Terror des Regimes der Islamischen Republik. In der Türkei, wo die kurdischen Gebiete bereits zu den ärmsten des Landes gehören, sind sie zusätzlich dem Krieg ausgesetzt, den die Armee führt, um die PKK-Guerilla auszurotten. Im Irak leben die Volksmassen in Kurdistan in einem Land, das die katastrophalen Folgen des jahrelangen Krieges des Regimes gegen den Iran, des Golfkriegs und des anschließenden Embargos zu tragen hat. Hinzu kommt, dass die kurdischen Regionen unter den Strafexpeditionen von Saddam Husseins Armee, ihren Bombardements und Massakern zu leiden hatten.

Bleibt noch Syrien, wo die Lage der Kurden im Moment zwar weniger schwierig ist, aber nur, weil sie weniger sind und das derzeitige Regime, das sich selbst auf eine Minderheit, die alawitische Gemeinschaft, stützt, einige Zugeständnisse macht, um die Führungsschichten der anderen Minderheiten an sich zu binden. Es würde jedoch ein Regimewechsel genügen, um dies in Frage zu stellen. Außerdem sind die Kurden dort ohnehin demselben Polizeiregime unterworfen wie der Rest der syrischen Bevölkerung, und das Elend ist kaum weniger groß als in den Nachbarländern.

Angesichts dieser Gesamtsituation ist die Bilanz der Politik der kurdisch-nationalistischen Strömungen und ihrer Führer verheerend.

Die einen, wie Mustafa und später Massud Barzani, waren nie in der Lage, sich wirklich über den Horizont ihres Stammes und den Blickwinkel eines Clanführers zu erheben. Ihre politischen Methoden blieben auf dieser Ebene. Einige Führer, nationalistische Intellektuelle wie Talabani, haben mit Barzani gebrochen, weil sie ihm diese Methoden vorwarfen und modernere politische Organisationen gründen wollten. In der Türkei wollte Öcalan eine nationalistische Organisation nach dem Vorbild derer gründen, die man in vielen Ländern der Dritten Welt erfolgreich am Werk gesehen hat.

Doch alle entschieden sich dafür, zu versuchen, ihre Bewegung auszubauen, indem sie auf die Hilfe des einen oder anderen Staates, der ihr Volk unterdrückt, angewiesen waren. Selbst wenn sie mit der Waffe in der Hand gegen das Regime in der Türkei, im Irak oder im Iran kämpften, führte dies dazu, dass sie das Regime des Staates, auf dessen Gunst sie hofften, nicht in Frage stellten und sich somit von den Kämpfen der Teile des kurdischen Volkes, die außerhalb ihres Einflussbereichs lagen, distanzierten und manchmal sogar an ihrer Zerschlagung mitarbeiteten.

Mit dieser Entscheidung verhielten sich all diese Männer in Wirklichkeit als Instrumente eines der Regimes und darüber hinaus des Imperialismus mit den von ihm gezogenen Grenzen und der Teilung der Welt.

 

Das kurdische Volk hat Verbündete

Das historische Pech, das die Kurden haben, könnte sich jedoch in einen Vorteil verwandeln.

Die kurdische Bevölkerung ist in Wirklichkeit nicht isoliert, oder wenn sie es ist, dann eher durch die Politik ihrer Führer als durch die Realität. Sie war in diesem Jahrhundert in eine ganze Reihe von Ereignissen verwickelt, die die Staaten, zwischen denen sie sich aufteilt, erschüttert haben. Sie war Hauptakteurin in den Erschütterungen, die den Nahen und Mittleren Osten nach der Aufteilung des Osmanischen Reiches betrafen; sie geriet in die Krise des iranischen Regimes nach dem Zweiten Weltkrieg; sie wurde zu einer wichtigen Protagonistin in der Krise, die den Irak nach der Revolution von 1958 erschütterte; wie im Aufstieg linker Organisationen in der Türkei in den 1960er und 1970er Jahren; und in den Ereignissen, die 1979 zum Sturz des Schahs von Iran führten, auch in der Krise des irakischen Regimes nach dem Golfkrieg. Jedes Mal, wenn es im Irak, im Iran oder in der Türkei zu politischen Erschütterungen und Massenbewegungen kam, wurde die kurdische Bevölkerung mit hineingezogen.

Die kurdische Bevölkerung ist nicht nur über all diese Länder verteilt, sondern hat sich auch in ihrer sozialen Zusammensetzung verändert. Es handelt sich nicht mehr wie vor 50 oder 60 Jahren hauptsächlich um die Bevölkerung ländlicher Regionen mit nach wie vor feudalen Strukturen, in denen die natürlichen Führer Clanführer waren, deren politischer Horizont nicht über den ihres Stammes hinausging. Die kurdische Bevölkerung ist heute überwiegend städtisch und sogar proletarisch geprägt. Die Landflucht und die Politik der verbrannten Erde, die von den verschiedenen Regimes in den kurdischen Gebieten praktiziert wurde, haben diese teilweise entvölkert und die Bevölkerung in die Vororte der Großstädte getrieben. Im irakischen Kurdistan gibt es zahlreiche Großstädte wie Erbil oder Kirkuk, Mosul oder Siemani, aber auch im Kurdistan in der Türkei. Aber das ist noch nicht alles. Ein Teil der Arbeiterviertel von Teheran im Iran, wie auch von Damaskus in Syrien, von Bagdad oder Basra im Irak, sind kurdische Viertel. In der Türkei, dem Land mit der größten kurdischen Bevölkerung, hat die Landflucht einen Teil von ihnen in die großen Arbeiterstädte wie Adana, Izmir und vor allem Istanbul getrieben.

Die wirtschaftliche Hauptstadt der Türkei ist heute eine riesige Metropole mit mehr als zehn Millionen Einwohner/innen, von denen mehr als eine Million Kurd/innen sind. Diese bilden eine bedeutende Fraktion des Proletariats, oftmals diejenigen, die am bewusstesten und am stärksten politisiert sind. Sie sind daher das Herzstück des türkischen Proletariats, das heute das zahlreichste, konzentrierteste und kämpferischste Proletariat der Region ist, und trotz der Politik des Regimes und der nationalistischen Organisationen gibt es in der Arbeiterklasse keine politische Trennung zwischen kurdischen und türkischen Proletariern.

Trotz der Unterdrückung, die sie trifft, und trotz der Umschwünge und des Verrats ihrer Führer zeigte die kurdische Bevölkerung seit langem eine große Kampfbereitschaft. Sie war in der Lage, aus ihren Reihen Generationen von Frauen und Männern hervorzubringen, die fähig waren, unter schwierigen Bedingungen mit der Waffe in der Hand zu kämpfen. Aber mit welcher Perspektive?

Die Tatsache, dass das kurdische Volk über den gesamten Nahen und Mittleren Osten verstreut sind, könnte sich als Vorteil für diejenigen erweisen, die innerhalb des kurdischen Proletariats eine revolutionäre Politik betreiben wollen. Denn es könnte eine entscheidende Rolle im türkischen Proletariat, im arabischen Proletariat im Irak oder sogar in Syrien oder im Iran spielen. Es hätte keinen Grund, die vom Imperialismus vorgenommene Grenzziehung zu respektieren und seine Politik innerhalb des durch diese Grenzen gezogenen Rahmens zu platzieren, wie es die derzeitigen Führer tun.

Gemein haben alle Völker der Region, dass sie von autoritären Regimes unterdrückt und vom Imperialismus ausgeplündert werden. Das kurdische Proletariat, das in direktem Kontakt mit dem Proletariat all dieser Länder steht, hätte viele Möglichkeiten, dazu beizutragen, eine gemeinsame Perspektive für die gesamte Arbeiterklasse und die unterdrückten Schichten in der Region zu entwickeln.

Denn um das Proletariat selbst herum gibt es die Massen der armen oder landlosen Bauern, die Massen der Entwurzelten, die durch die Einführung der kapitalistischen Landwirtschaft oder durch Strafexpeditionen der Armee aus ihren Dörfern vertrieben wurden und nun die Slums und Armenviertel der Großstädte vergrößern. Für all diese Menschen und für sich selbst sollte das Proletariat ein Programm sozialer Forderungen und Veränderungen aufstellen und bereit sein, den Klassenkampf bis zum Ende zu führen, ohne an den Grenzen des Privateigentums, sei es des kapitalistischen oder des Großgrundbesitzes, Halt zu machen.

Natürlich wird die kurdische, türkische und arabische Arbeiterklasse im Kampf gegen jede Form der Unterdrückung nicht umhinkönnen, die Anerkennung des vollen Selbstbestimmungsrechts der Nationen in ihr Programm aufzunehmen, angefangen mit dem Recht der Kurden auf eine eigene nationale Existenz, auf Sprechen, Schreiben und Studieren in ihrer Sprache. Aber eine proletarisch-revolutionäre Bewegung wird zuerst für den Sturz der bestehenden Unterdrückungsregime kämpfen, für die Macht der proletarischen Massen in der Türkei und im Irak, im Iran und in Syrien und natürlich in Kurdistan, für die Ersetzung der gegenwärtigen Aufteilung des Nahen und Mittleren Ostens zwischen diesen Regimen unter imperialistischer Aufsicht durch eine sozialistische Föderation der Völker in der Region.

Es gibt tatsächlich keinen anderen Weg für diejenigen, die gegen das bestehende Unterdrückungssystem kämpfen wollen, das von diesen vier konkurrierenden Staaten organisiert wird, die sich alle auf ihre Weise zu Wächtern der imperialistischen Ordnung machen. Das kurdische Volk, das noch mehr als andere Opfer dieser Situation ist, hat keinen anderen Ausweg, als zu versuchen, dieses System der Herrschaft zu zerschlagen. Es hat keine andere Wahl, als an der Seite der Arbeiterklasse der Staaten, in denen es lebt, gegen die Herrschaft der lokalen Bourgeoisien und des Imperialismus selbst zu kämpfen, und übrigens auch gegen die bürgerlichen oder feudalen Clans, die sich derzeit als die Führer der Kurden darstellen.

Dies erfordert die Schaffung revolutionärer proletarischer Organisationen, die auf den Grundlagen der Arbeiterbewegung kämpfen. Dies ist der einzige Weg, damit die kurdische Bevölkerung aus der Einkreisung, deren Opfer sie ist, herausgehen kann.

Alle politischen Erschütterungen im Nahen Osten in den letzten Jahren haben gezeigt, dass die Arbeiterklasse und die Volksmassen in der permanenten Krise in dieser Region sehr schnell mobilisiert werden können. Das hat man im Iran und im Irak gesehen, aber auch in gewissem Maße in der Türkei. Solche Situationen werden sich unweigerlich wiederholen. Die Lage dieser Regime ist zu prekär, ihre Krise zu tief, als dass etwas anderes möglich wäre. Für die Kurden wie für die Iraner, die Iraker oder die Türken stellt sich die Frage, ob sich dann revolutionäre Aktivisten und Parteien finden werden, die bereit sind, auf der Grundlage des Programms der proletarischen Revolution, der sozialistischen Revolution zu kämpfen; und die in der Lage sind, in den unweigerlich auftretenden Krisen - insbesondere angesichts der verschiedenen nationalistischen Führer, die nichts anderes tun werden, als zu versuchen, sie für ihre eigenen Zwecke zu benutzen - die konkrete Perspektive dieser Revolution aufzuzeigen.

Eine solche Politik, eine proletarisch-revolutionäre Politik, ist nicht nur möglich, sondern unerlässlich. Denn ohne sie würden sich die gleichen Katastrophen nur wiederholen, vielleicht sogar noch dramatischer.