Angesichts der Herausforderung des Schuldenabbaus "müssen sich die Franzosen mehr denn je ihrer Pflichten bewusst sein", sagte kürzlich Premierminister Fillon. Und er fügte hinzu: "Ich verlasse mich auf die Kaltblütigkeit und die Hellsichtigkeit aller Beteiligten". Dieser Mann mit seinem gut zugeschnittenen Anzug und seinem behaglichen Gehalt spricht also von Kaltblütigkeit zu Frauen und Männern der Arbeiterschaft, von denen drei Millionen keine Arbeit haben und drei weitere Millionen mit dem Lohn einer kleinen prekären Anstellung leben! Ganz zu schweigen von all jenen - und es sind Millionen - die zwar eine Stelle und einen regelmäßigen Lohn haben, deren Kaufkraft aber wegen der Preissteigerung abnimmt und die von einem Tag auf den anderen entlassen werden können! "Hellsichtigkeit" bedeutet für die Arbeiter, zu verstehen, dass die Welt von Fillon und seinesgleichen jene unserer Ausbeuter ist.
Die Regierung lässt nicht eine Gelegenheit aus, an die Schulden zu erinnern, um ihre Sparmaßnahmen zu rechtfertigen. Die Regierungskampagne ist ein Riesenschwindel und gleichzeitig eine gegen die Arbeitenden gerichtete Erpressung, die sie dazu bringen soll, ihre gerechtfertigten und lebenserhaltenden Ansprüche hintanzustellen.
Schulden müssen bezahlt werden? Sollen sie doch die bezahlen, für deren Profit sie gemacht wurden! Der Staat hat Schulden gemacht, um es den Bankiers zu ermöglichen, nach der Finanzkrise von 2008 aus einer sehr schlechten Situation herauszukommen, und auch um die Profite von Großunternehmen wie Peugeot-Citroën, Renault und andere zu retten und zu vergrößern. Die Angestellten, die Arbeitslosen, die Rentner haben diese Milliarden nicht einmal von Weitem zu sehen bekommen, diese Milliarden, die der Staat von den Banken geliehen hat und für die er Zinsen bezahlt, durch die er die Banker bereichert und die Höhe der Schulden vergrößert.
Mit zitternder Stimme wiederholen die Minister, dass die Sparmaßnahmen angenommen werden müssen, um zu verhindern, dass unsere Kinder oder die Kinder unserer Kinder bereits bei ihrer Geburt verschuldet sind. Aber die Entlassungen und das Schwinden der Kaufkraft führen dazu, dass die arbeitende Bevölkerung nicht in einer oder zwei Generationen in die Armut gestoßen wird, sondern heute!
Es finden sich heute schon Bosse, die ihre Arbeiter erpressen wie jener der Schmelzhütte Montupet: "Entweder ihr akzeptiert eine Lohnsenkung von 23% oder ich entlasse einen Teil der Beschäftigten"!
Angesichts dieser Bosse, angesichts dieser Minister, die ihnen als Sprachrohr dienen, müssen wir unsere Arbeitsstellen und die Kaufkraft unseres Lohns verteidigen, die einzigen beiden Dinge, die unser Leben erhalten. Dieser Anspruch ist gerechtfertigt. Die Arbeiter, die Lohnabhängigen produzieren alles in diesem Land, auch die anschwellenden Profite der Großunternehmen des CAC 40, die Dividenden ihrer Aktionäre und die Gehälter der Minister.
Unsere Arbeitsplätze bewahren und die Kaufkraft bewahren, das sind die Gebote der Stunde, die alles andere in sich zusammenfassen, über die Teilforderungen und über die individuellen und kategorialen Forderungen hinaus. Diese zwei Gebote vereinen die Interessen aller Arbeiter.
Um vor der Arbeitslosigkeit bewahrt zu sein, müssen die Entlassungen verboten und die existierende Arbeit ohne Lohnverlust auf alle verteilt werden. Das ist in vielen Großunternehmen möglich, die die Zahl der Arbeitenden in einem ihrer Betriebe vermindern, während in den anderen die Beschäftigten vor Erschöpfung umkommen. Und in Wirklichkeit ist es auf der Stufe der gesamten Wirtschaft in unserer Epoche der Computer und der Informationen in Echtzeit kaum komplizierter. Das würde Geld kosten? Ja, aber Geld hat die Kapitalistenklasse! Der beste Beweis dafür ist das Ausmaß der Spekulation, die darauf hinausläuft, dass sich Hunderte von Milliarden in Rauch auflösen.
Und um die Kaufkraft der Löhne und der Renten zu garantieren, müssen sie automatisch an die Preissteigerung gekoppelt werden.
Die Bosse und ihre Sprecher erklären uns, dass das nicht möglich ist. Na, dann können sie ihre Buchhaltung doch veröffentlichen, damit die ganze Bevölkerung und vor allem ihre Angestellten wissen können, wie sie ihre Profite anhäufen und was sie machen! Und gleich zu Beginn muss das Geschäftsgeheimnis abgeschafft werden, hinter dem die Bosse und die Banker ihre hinterhältigen Schläge vorbereiten. Zwischen den Finanzoperationen und dem Überleben der Gesellschaft gilt es eine Wahl zu treffen. Die Wahl der Kapitalisten und die Wahl der Arbeitenden sind grundverschieden.
Diese Ansprüche durchzusetzen wird einen massiven und entschiedenen kollektiven Kampf voraussetzen. Aber es ist die einzige Wahl, die unsere Zukunft sichert.