Der Kapitalismus ist das Krebsgeschwür der Gesellschaft (Leitartikel der Betriebszeitungen von Lutte Ouvrière vom 1. August 2011)

Drucken
Der Kapitalismus ist das Krebsgeschwür der Gesellschaft
August 2011

Die offiziellen Zahlen der Arbeitslosigkeit wurden veröffentlicht. Sogar in dieser wie immer verfälschten Form zeigen sie, dass die Zahl der Arbeitslosen nicht zurückgeht, wie von der Regierung behauptet wird, sondern in einem Jahr um 4% angestiegen ist und somit 4.103.000 am Arbeitsamt angemeldete Menschen betrifft. Alle Generationen und alle Kategorien sind betroffen. Hinzu kommt noch der Anstieg der Leiharbeit um 7,9%, sowie jener der Zeitarbeit um nahezu 15%.

Vor einigen Wochen nannte der Minister Laurent Wauquiez die Empfänger von Arbeitslosengeld «Unterstützte» und bezeichnete das, was er das «Abdriften des Unterstützertums» nennt, als «Krebsgeschwür der Gesellschaft». Aber die Arbeitslosen sind nicht Unterstützte. Sie haben die Situation, in der sie sich befinden nicht gewählt. Sie wurde ihnen aufgezwungen. Sie wollen vielmehr eine wirkliche Arbeit, einen Lohn, von dem man leben kann. Anstatt also auf die Arbeitslosen loszugehen, wie es Wauquiez und seinesgleichen machen, sollte man sich gegen die Kapitalisten und Banker wenden, die allein für die Krise verantwortlich sind.

Was die Gesellschaft ruiniert, das sind nicht die paar hundert Euro Arbeitslosengeld, die ein Arbeitsloser erhält. Wenn man überhaupt von Krebsgeschwür sprechen kann, dann von der Profitgier jener, die den gesamten Reichtum besitzen und immer mehr wollen. Für sie sind die Arbeitenden, die Menschen aus dem Volk, Ausgebeutete, die man so wenig wie möglich zu bezahlen hat, um sie dann auf die Straße zu werfen, wenn dadurch die Lohnkosten verringert werden können.

Ein paar der jüngsten Tatsachen zeigen die Zukunft an, die sie uns aufzwingen wollen. Vor einigen Wochen veröffentlichte die CGT von PSA-Citroën Dokumente, die die Konzernleitung geheim halten wollte. Aus ihnen ging hervor, dass 2013 Fabriken des Trusts geschlossen werden sollen, zwei in Frankreich und eine in Spanien. Das ist die Art, mit der die Bosse eines mächtigen kapitalistischen Konzerns versuchen, Arbeitslose für morgen und potentielle Unterstützte für übermorgen zu schaffen.

Erst kürzlich erpresste die Leitung der Schmelzhütte Alu in Ingrandes bei Châtellerault, einer Fabrik des französischen Konzerns Montupet, ihre Beschäftigte: Entweder sie akzeptieren einen neuen Arbeitsvertrag und Lohnverluste von monatlich bis zu 300, 400 Euro und sogar mehr für Löhne von 1.500 Euro nach 25 oder 30 Arbeitsjahren, oder sie können im Fall einer Ablehnung auf die Straße gesetzt werden. Angriffe dieser Art sind inakzeptabel aber sie sind häufig. Und die Arbeitenden müssen alles daran setzen, die Bosse zum Nachgeben zu zwingen.

Die Arbeitenden haben eine andere Wahl als die, eine Politik zu akzeptieren, die dazu führt, verarmte Arbeiter und Arbeitslose zu schaffen, eine Politik, die die Gesellschaft ruiniert und für den Großteil der Bevölkerung Not erzeugt während eine Minderheit mit Milliarden jongliert.

Dort wo sie angegriffen werden, müssen die Arbeitenden sich wehren indem sie kämpfen und auf jeden Schlag reagieren, um ihren Boss zurückzudrängen. Aber die Arbeiterschaft hat noch größere Ressourcen. Denn sie stellt eine wirkliche kollektive Kraft dar. Denn sie ist es, durch die die Wirtschaft und die ganze Gesellschaft funktioniert. Sie kann ihre Position einsetzen, um lebensnotwendige Maßnahmen durchzusetzen, für die große Mehrheit der arbeitenden Bevölkerung und, darüber hinaus, für die ganze Gesellschaft.

Der Verlust der Kaufkraft muss eingedämmt werden und dafür muss durchgesetzt werden, dass die Löhne und die Alterspensionen automatisch an den Preisanstieg gekoppelt werden.

Der Arbeitslosigkeit muss ein Ende gesetzt werden. Das ist möglich, wenn man das Entlassungsverbot und die Aufteilung der Arbeit auf alle ohne Lohnverlust durchsetzt.

Es muss Schluss sein mit der Diktatur der Banker, die die Welt von einer Finanzkrise in die andere stürzen. Sie müssen enteignet werden und die Banktätigkeit muss kontrolliert und in den Dienst der gesamten Gesellschaft gestellt werden.

Damit das möglich werden kann, ist notwendig, dass die arbeitenden Klassen Vertrauen in ihre eigene Kraft erlangen und wissen, dass sie nur gemeinsam etwas erreichen können. In diese Richtung müssen wir gehen und die Kämpfe von morgen vorbereiten.